Kraft der Elemente des Aufbruchs
Die digitale Welt macht uns süchtig nach wirklichen Erfahrungen. Doch den «Drive», den wir drauf haben, verunmöglicht uns allzu oft, die grundlegenden Dinge zu spüren. Da bietet sich die Kunst an, denn sie hat es seit William Turner geschafft und zu Meisterschaft getrieben, das Destillat der Welt zu sein.
William Turner galt als Neuerer. Allen voran ging er den Weg, den Pinsel nicht dem Objekt Untertan zu machen und den Pinsel nur aus Ausführenden der Abbildung zu verstehen. Turner hat den Pinsel entfesselt, er hat den Pinsel so geführt, als wäre es seine Seele selbst. So lässt er den Pinsel eintauchen in die überwältigende Umgebung, nimmt einen Sturm als Anlass, daraus eine existentielle Erfahrung zu machen.
Turners Bilder sind wie Destillate der Zukunft.
William Turner ging immer einen Schritt voraus, nahm aber den Betrachter immer mit auf seine Exkurse in die Welt der neuen Sicht. Denn die abenteuerliche Reise an die Grenzen des Gegenständlichen – Turner lebte von 1775 bis 1851 – wurden belohnt mit der Erkenntnis des Schönen. So hat er unermüdlich versucht, alles das wegzulassen, was der Wahrnehmung des grossen Gefühls im Wege stehen könnte.
Nun zeigt das Bucerius Kunst Forum in Hamburg eine gross angelegte Ausstellung mit 85 Bildern zu den Elementen: Feuer, Wasser Luft und Erde. Den Weg des Einlassens könnte schöner nicht sein.
Das Schöne daran wir sein, dass man in den Bildern den Geist der damaligen Zeit gespiegelt sieht: Es war die Zeit, in der man Sehnsucht hatte nach dem Neuen, nach den Bildern des Neuen und des damit verbunden Aufbruchs und der Konsolidierung einer Weltmacht. Der Besucher wird inhalieren können, dass die Konfrontation mit dem Neuen erst Neues möglich macht.
Wolkenstudie, nach 1830. The Tate Gallery, London, Digital Image; © Tate, London 2010
Fishing Boats Bringing a Disabled Ship into Port Ruysdael, o.J.. The Tate Gallery, London, Digital Image; © Tate, London 2010