Genolier 2010: Rote Zahlen nach Machtkampf

Genolier 2010: Rote Zahlen nach Machtkampf

Antoine Hubert, VR-Delegierter GSMN.

Lausanne – Die Spitalgruppe Genolier Swiss Medic Network SA (GSMN) schliesst das Geschäftsjahr 2010 mit einem deutlich Verlust ab. Belastet wird das Ergebnis von ausserordentlichen Kosten wegen des Machtkampfs zwischen Aktionären und einer ungewöhnlich hohen Steuerschuld. Der Start ins neue Geschäftsjahr ist der Gruppe indes geglückt.

«Das Resultat 2010 ist enttäuschend aber nicht überraschend ausgefallen», sagte Verwaltungsratspräsident Raymond Loretan an der Bilanzmedienkonferenz am Freitag. Der Fokus liege aber nach den unerfreulichen Ereignissen von Sommer wieder auf der Zukunftsstrategie. Die Gruppe will rund 20 Kliniken in 15 Kantonen unter ihrem Dach vereinen. Beim Betriebsergebnis (EBITDA) erzielte GSMN gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung von rund 46% auf 15,2 Mio CHF. Nach den ausserordentlichen Belastungen resultierte aber ein Verlust von 7,1 Mio CHF nach einem Gewinn 2009 von 3,7 Mio CHF. Bereits im Februar publizierte das Unternehmen den Umsatz für 2010 von 192,4 (139,3) Mio CHF. Diesen Umsatzsprung verdankt die Gruppe grösstenteils der auf Anfang 2010 übernommenen Privatklinik Bethanien.

Minderheitsbeteiligung an Klinik Lindberg
Am Donnerstag hatte GSMN mitgeteilt, dass sie an der Winterthurer Klinik Lindberg einen Anteil von 49% sowie eine Kaufoption bis 2014 für die restlichen 51% erworben hat. Mittelfristig soll die Klinik in die Gruppe integriert werden. Über den Preis machte das Unternehmen keine Angaben. Die Klinik verzeichnete 2010 einen Umsatz von rund 40 Mio CHF.

Machtkampf zugunsten von Hubert
Kurz- bis mittelfristig will Genolier 4 bis 5 Kliniken unter ihrem Dach vereinen. Nicht zustande kam hingegen die Übernahme der Klinik Stephanshorn in St. Gallen. Für das Scheitern macht GSMN den Machtkampf zwischen Aktionären verantwortlich. Dabei waren Präsident Loretan und VR-Delegierter Antoine Hubert auf Drängen der US-Anlagegesellschaft Lincoln Vale an der Generalversammlung im Juni abgewählt worden. Im Herbst kehrten sie aber wieder in den Verwaltungsrat zurück. Hubert und der französische Unternehmer Michel Reybier halten zusammen rund 65% an Genolier. Sie haben im Januar den Aktionären ein öffentliches Kaufangebot von 19 CHF je Aktie unterbreitet. Aus Protest gegen den Preis traten zwei Verwaltungsräte zurück. Die Übernahmekommission (UEK) forderte eine neue, unabhängige Empfehlung (fairness opinion) zum Angebot.

Umsatz-Ziel 2011 von 200 Mio CHF
Nach dem bewegten Geschäftsjahr 2010 ist der Gruppe aber der Start ins neue Jahr geglückt. Der Umsatz in den ersten drei Monaten stieg um 5% auf 50,9 Mio CHF und das Betriebsergebnis (EBITDA) verbesserte sich um rund 32% auf 5,4 Mio CHF. In Zukunft will Genolier ihr Netzwerk durch Kooperationen und Übernahmen weiter ausbauen und durch organisches Wachstum stärken. Mit dieser Strategie will die Gruppe bald die Umsatzmarke von 300 Mio CHF übertreffen. Das für 2010 geplante Umsatz-Ziel von 200 Mio CHF wurde aufgrund der Turbulenzen im Aktionariat nicht erreicht. Genolier peilt aber diese Marke nun im angelaufenen Geschäftsjahr erneut an.

Aktie bleibt ungehandelt
An der Börse fanden die Zahlen keine Beachtung. Bis um 14.15 Uhr sind die Titel ungehandelt. Am Dienstag schlossen die Aktien auf 19 CHF. Der bereite Gesamtmarkt (SPI) notiert derweil mit 0,39% im Plus. (awp/mc/ps)

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