Gründer «@jack» Dorsey zurück bei Twitter
New York – Der Mann, der die Idee für Twitter hatte, ist wieder zurück bei dem Internet-Kurznachrichtendienst. Der 34-jährige Jack Dorsey soll sich wieder federführend um die Produktentwicklung kümmern. Zugleich werde er weiterhin seine neue Firma Square weiterführen, die ein Handy-Bezahlsystem am Markt etablieren will.
Dies teilte Dorsey am Montag (Ortszeit) standesgemäss in einer Twitter-Nachricht mit. Dorsey war vor fünf Jahren der erste Chef von Twitter, wurde aber 2008 von Mitgründer Evan Williams abgelöst. Das führte zu Spannungen zwischen den beiden. Dorsey nahm erst wieder Kontakt zu Twitter auf als Williams seinerseits im vergangenen Herbst die Führung an Dick Costolo abgab, wie das Magazin «Vanity Fair» jüngst in einem ausführlichen Porträt schrieb. Bei Twitter werden derzeit wichtige Weichen für die Zukunft gestellt. Das Unternehmen hat hunderte Millionen Nutzer, wird spätestens seit den Protesten im Iran und der arabischen Welt auch als ein wertvollen Kommunikationsinstrument wahrgenommen – tastet sich aber immer noch zu einem nachhaltigen Geschäftsmodell durch.
Costolo verärgert Nutzer
Erst vor wenigen Wochen verärgerte Costolo massiv die Nutzer: Die iPhone-App von Twitter bekam einen penetranten Balken mit zum Teil von Werbekunden bezahlten Trend-Begriffen. Nach Protesten wurde die Leiste etwas in den Hintergrund verschoben, ganz abschalten kann man sie weiterhin nicht. Die Nutzer reagieren sensibel, weil sie ein werbefreies Twitter gewohnt sind: Die Twitter-Gründer verzichteten in den ersten Jahren konsequent auf Werbung, um die Nutzung angenehmer zu machen. Immerhin verdient Twitter nach Costolos Worten inzwischen Geld.
Erster Tweet am 21. März 2006
Die Ursprungsidee, aus der Twitter erstand, hatte Dorsey nach eigenem Bekunden im Jahr 2000 gehabt, als er ein System für die Kommunikation unter Taxifahrern entwarf. Nach einer Reihe Programmierer-Jobs landete er schliesslich beim Start-Up Odeo, das eigentlich mit einer Plattform für Podcasts sein Geld verdienen wollte. Der Plan löste sich aber in Luft auf, als Apple seine iTunes-Plattform um Podcasts erweiterte. Odeo-Chef Williams suchte nach neuen Geschäftsideen und da kam Dorsey mit seinem Vorschlag Online-Dienstes für 140 Zeichen lange Nachrichten gerade recht. Am 21. März 2006 schickte Dorsey unter seinem Twitter-Namen @jack den ersten Tweet.
Kartenzahlung in allen Lebenslagen
Seine neue Firma Square ist bisher nur in den USA aktiv. Sie liefert den Nutzern ein Einsteck-Modul, mit dem man eine Bankkarte an einem Handy durchziehen kann. Die Idee ist, Kartenzahlung in allen Lebenslagen zu ermöglichen. Vor einigen Wochen behauptete ein grosser US-Anbieter von Bezahlterminals, VeriFone, eine Sicherheitslücke im Square-System gefunden zu haben, durch die Karten von Kriminellen kopiert werden könnten. Dorsey wies dies zurück. (aep/mc/ps)