SNB belässt Leitzins wie erwartet auf Rekordtief
SNB-Direktionspräsident Philipp Hildebrand.
Zürich – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) führt ihre expansive Geldpolitik fort. Die Notenbanker erwarten im laufenden Jahr ein robustes Wachstum der Schweizer Wirtschaft um rund 2,0%. Bislang lautete die Prognose auf rund 1,5%. Trotz der offenen Geldschleusen bestehen vorderhand kaum Inflationsgefahren. Die SNB hat am Donnerstag das Zielband für den Dreimonats-Libor unverändert auf 0,0% bis 0,75% belassen und strebt weiterhin einen Wert von 0,25% an. Am gestrigen Mittwoch wurde dieser Wert bei 0,17833% festgesetzt. Die gegenwärtige Phase rekordtiefer Leitzinsen geht damit nun in das neunte Quartal.
Zu den Devisenmärkten hat die SNB am Donnerstag keine Aussagen gemacht. Der Schweizer Franken hatte sich zuletzt im Zuge der Ereignisse in Japan erneut stark verteuert. USD/CHF erreichte in der Nacht mit 0,8978 ein neues Allzeittief. Auch der Euro ist über Nacht mit 1,25004 CHF fast bis auf sein zum Jahreswechsel erreichtes historische Tief abgesackt. Mit Blick auf die Wirtschaftsentwicklung in der Schweiz zeigen sich die Währungshüter zuversichtlicher als zuletzt im Dezember. Die Prognose der SNB für das reale Bruttoinlandprodukt BIP im Jahr 2011 lautet neu «rund 2%», nach zuvor «rund +1,5».
Konjunktur in den USA und Asien dynamischer als erwartet
Die globale Konjunktur habe sich insbesondere in den USA und im asiatischen Raum etwas dynamischer entwickelt, als im Dezember noch angenommen, begründet die SNB ihre höhere Prognose. Auch die Schweizer Wirtschaft sei im vierten Quartal 2010 trotz der anhaltenden Stärke des Schweizer Frankens kräftiger als erwartet gewachsen. So habe das BIP-Wachstum das Potentialwachstum erneut überstiegen und war nach Auffassung der SNB breit abgestützt. Ferner deuteten positive Unternehmenserwartungen für die kommenden Monate auf eine günstige Wirtschaftsentwicklung hin. Die stagnierenden Warenexporte würden allerdings eine Wachstumsabschwächung im Jahresverlauf signalisieren.
Inflationsprognose erhöht
Gleichzeitig sorgen laut SNB die geopolitischen Anspannungen und die steigenden Rohstoff- und Nahrungsmittelpreise weltweit für Aufwärtsrisiken bei der Inflation. Die Inflationserwartungen in der Schweiz seien gemäss Umfragedaten aber nach wie vor stabil. Unter Annahme eines während des Prognosezeitraums unveränderten Dreimonats-Libors von 0,25% geht die SNB neu von einer durchschnittlichen Teuerung in 2011 von bei 0,8% aus, die Dezemberprognose hatte noch auf +0,4% gelautet. Dies sei auf einen höheren Ölpreis, die stärkere wirtschaftliche Dynamik im Inland und die positiveren Annahmen für die ausländische Wirtschaft zurückzuführen.
Kurzfristige Preisstabilität gesichert
Ab Mitte 2012 werde sich jedoch der Einfluss der bereits erfolgten Frankenaufwertung dämpfend auswirken, weshalb die Teuerungsprognose lediglich auf +1,1 (1,0)% angehoben wurde. Die Inflationsprognose für das Jahr 2013 lautet bei unveränderter Geldpolitik auf 2,0%. Die Prognose zeige somit, dass in der kurzen Frist die Preisstabilität gesichert sei. Allerdings lasse ihr ansteigender Verlauf erkennen, dass die expansive Geldpolitik nicht über den gesamten Prognosehorizont weitergeführt werden könne, ohne die Preisstabilität längerfristig zu gefährden. Die bedingte Inflationsprognose sei zudem mit sehr hoher Unsicherheit behaftet.
Internationale Wirtschaftsaussichten
Die Aussichten für die Weltwirtschaft sind im Urteil der SNB «ermutigend». In den aufstrebenden Ländern – insbesondere in Asien – habe die Konjunktur wieder an Schwung gewonnen, während die Erholung in den Industrieländern weiterhin von Land zu Land erhebliche Unterschiede aufweise. So habe das Wachstum in den USA an Breite gewonnen, während es in Europa insgesamt moderat und von der Auslandnachfrage abhängig geblieben sei. Die Unsicherheiten über die weitere Entwicklung der Weltkonjunktur hätten sich verringert, blieben aber «beträchtlich». Die Abwärtsrisiken dominierten weiterhin, da Sorgen um die Stabilität im Euroraum sowie geopolitische Unsicherheiten zu erneuten Anspannungen führen können, so die SNB. Als neues Risikoelement sei die Unsicherheit über die Entwicklung in Japan hinzugekommen. (awp/mc/ps/upd/ss)
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