Wacker Chemie nach Rekordjahr mit Rekorddividende
Wacker-CEO Rudolf Staudigl.
München – Der Halbleiter-Zulieferer und Chemiekonzern Wacker Chemie will die Aktionäre nach dem Rekordjahr 2010 mit einer deutlich erhöhten Dividende am Erfolg beteiligen. Die Aktionäre sollen mit 3,20 Euro je Aktie eine im Vergleich zum Vorjahr um zwei Euro höhere Dividende erhalten, teilte der MDax-Konzern am Mittwoch in München mit.
Vor einem Jahr hatte die Gesellschaft die Dividende wegen der Krise noch um 60 Cent gesenkt. Für dieses Jahr zeigte sich Konzernchef Rudolf Staudigl nach dem Umsatz- und Gewinnsprung 2010 optimistisch: «Wir gehen in das Geschäftsjahr 2011 mit sehr grosser Zuversicht und aus einer Position der Stärke.» Die Aktien gerieten nach deutlichen Gewinnen an den Vortagen gleichwohl unter Druck.
2011: Über 5 Mrd Euro Umsatz erwartet
In allen Geschäftsbereichen sei die Nachfrage der Kunden anhaltend hoch. «2011 wird erneut ein sehr gutes Jahr für Wacker werden», sagte Staudigl. Im laufenden Jahr dürfte der Umsatz auf mehr als fünf Milliarden Euro klettern. Der Aufwärtstrend halte im ersten Quartal an. In den ersten zwei Monaten seien die Absatzmengen in allen Bereichen hoch geblieben. Der Umsatz im Januar und Februar 2011 liege «klar» über den Werten des Vorjahres. Mit einem Umsatzsprung von 28 Prozent auf 4,75 Milliarden Euro und einem Gewinnschub auf 497 (Vorjahr: -75) Millionen Euro hatte der Konzern 2010 die Krise schneller als erwartet hinter sich gelassen. Grund war die starke Nachfrage quer über alle Branchen und Regionen. Vorläufige Ergebnisse hatte der Konzern bereits am 31. Januar veröffentlicht.
Händler von Dividende positiv überrascht
Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) dürfte 2011 trotz deutlich höherer Rohstoffkosten und Vorlaufkosten für den Ausbau der Polysilizium-Produktion das Niveau des Vorjahres erreichen, erklärte Staudigl. Im Vorjahr hatte der Konzern operativ 1,19 (0,607) Milliarden Euro erwirtschaftet. «Wacker steht so gut da wie noch nie», sagte Staudigl. Er rechnet für die kommenden Monate mit weiter steigenden Rohstoffpreisen. Dies sei eine Folge des robusten Aufschwungs der Weltwirtschaft. So hätten die Preise für die wichtigsten Rohstoffe von Wacker – Silizium, Ethylen und Methanol – im Januar und Februar deutlich über dem Durchschnitt des Vorjahres gelegen. Diesen Kostenschub zu kompensieren, sei eine der wesentlichen Herausforderungen des laufenden Geschäftsjahres, hiess es.
Aktie unter deutlich Druck
Die Aktien gerieten trotz der kräftigen Erhöhung der Dividende deutlich unter Druck. Die Titel büssten gegen Mittag 4,02 Prozent auf 141,00 Euro ein, während der MDax um 0,89 Prozent auf 9.714,66 Punkte zulegte. Die Titel waren damit schwächster Wert im MDax. Die unerwartet hohe Dividende stiess bei Börsianern zwar auf Beifall. Ein Händler kritisierte aber den Ausblick. So hätten Analysten beim operativen Ergebnis bisher keine Stagnation, sondern ein moderates Plus erwartet. An den Vortagen hatte der Aktienkurs mit den Titeln aus der Solarbranche kräftig zugelegt. Händler verwiesen darauf, dass die Preise für Silizium-Produkte wegen Ausfällen in Japan im Zuge des Erdbebens anziehen dürften.
Neue Produktionskapazitäten
Die steigende Nachfrage der Kunden will Wacker im laufenden Jahr mit der Inbetriebnahme neuer Produktionskapazitäten und weiteren Investitionen begleiten. Insgesamt sollen im laufenden Geschäftsjahr rund 950 (695) Millionen Euro investiert werden. Schwerpunkt sei dabei das Polysiliziumgeschäft. Hier wird der Konzern die Kapazität für Reinst-Silizium bis 2014 mehr als verdoppeln. Für das Chemiegeschäft sei im laufenden Geschäftsjahr ebenfalls ein weiteres Wachstum zu erwarten. Das Silikon- und Polymergeschäft werde vor allem von der steigenden Nachfrage in den Schwellenländern profitieren und damit höhere Umsätze erwirtschaften.
Anziehende Nachfrage im Halbleitergeschäft erwartet
Im Halbleitergeschäft geht der Konzern davon aus, dass die Nachfrage nach Siliziumwafern im Jahresverlauf anziehen wird. Dies gelte speziell für das Segment der 300 mm-Wafer. Neue Endgeräte wie Tablet PCs oder Smartphones und die Zunahme von Bild- und Videoanwendungen trieben den Bedarf an Speichern und leistungsstarken Prozessoren. Das sollte bei Siltronic zu einer höheren Auslastung der Produktionskapazitäten und möglicherweise auch zu steigenden Preisen für Siliziumwafer führen. Wacker geht davon aus, dass Siltronic 2011 den Umsatz und das Ergebnis steigert. (awp/mc/ps)
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