Wikileaks: Risiken bei Japans Atomanlagen waren bekannt
IAEA-Generalsekretär Yukiya Amano.
London – Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat in Japan bereits vor mehr als zwei Jahren auf mögliche Probleme bei der Erdbeben-Sicherheit seiner Atomkraftwerke hingewiesen. Die Anlagen seien starken Beben nicht gewachsen, wird ein IAEA-Experte in einer diplomatischen US-Depesche vom Dezember 2008 zitiert.
Das berichtet die britische Zeitung «Daily Telegraph» unter Berufung auf die Enthüllungsplattform Wikileaks. Der namentlich nicht genannte Vertreter der Internationalen Atomenergie-Organisation habe beim Treffen der G8 Nuclear Safety and Security Group (NSSG) vom 3. bis 4. Dezember 2008 in Tokio darauf hingewiesen, dass die Sicherheitsrichtlinien zum Schutz der japanischen Atomanlagen vor Erbeben in den vergangenen 35 Jahren lediglich dreimal überprüft worden seien.
Anlagen widerstehen nur Beben der Stärke 7
In der Vergangenheit hätten Erdbeben aufgezeigt, dass in manchen Fällen das Grunddesign der Anlagen nicht geeignet sei, stärkeren Erdstössen zu widerstehen. Japan hatte auf die Hinweise mit dem Bau eines Notfallschutzzentrums reagiert. Die Anlagen selbst blieben aber laut «Telegraph» nur für Erdbeben der Stärke 7 gewappnet. Das Beben vom vergangenen Freitag, das nun zu einer atomaren Katastrophe führen könnte, hatte die Stärke 9.
Enel-Chef wirft Atomkritikern mangelnde Kenntnisse vor
Der Chef des italienischen Energiekonzerns Enel, Fulvio Conti, hat vor Emotionen in der Atomdebatte gewarnt. «Wir müssen erst einmal alle Fakten aus Japan haben, um daraus Schlüsse zu ziehen», sagte Conti der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» vom Mittwoch. Unabhängig von der Kehrtwende Deutschlands in der Atompolitik halte Enel an seinen Kernkraftplänen fest und werde etwa seine Anlangen in der Slowakei zu Ende bauen. «Wir müssen alle Techniken der Energieerzeugung nutzen», sagte Conti. «Die italienische Regierung tut gut daran, an ihrem Programm für die Wiedereinführung der Kernkraft festzuhalten.» Italien hatte 1987 nach einer Volksabstimmung seine Atomkraftwerke abgeschaltet, danach aber Strom aus den Atomländern Frankreich und der Schweiz importieren müssen.
«Man identifiziert Unfälle in AKW mit Atombomben»
Den Kritikern der Atomenergie warf Conti «mangelnde naturwissenschaftliche Kenntnisse» vor, dafür seien die Emotionen ein Zeichen. «Man identifiziert Unfälle in Kernkraftwerken mit Atombomben, und das ist einfach falsch.» Zusammengenommen seien die Kernkraftwerke der Erde unter normalen Bedingungen für 14.000 Jahre in Betrieb gewesen, ohne dass es zu gravierenden Zwischenfällen gekommen wäre. «Dabei können wir den Fall Tschernobyl beiseite lassen.» In Wirklichkeit habe es viel mehr Opfer mit konventioneller Energietechnik zu beklagen gegeben. Italien hätte etwa öfter schon Katastrophen mit eingestürzten Staudämmen erlebt, und es habe überall auch viele Opfer etwa in Bergwerken gegeben. (awp/mc/ps)
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