CH-Schluss: Versöhnlicher Ausklang – Clariant sehr schwach
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch nach einem uneinheitlichen Verlauf mit freundlicher Tendenz geschlossen. Clariant brachen regelrecht ein, nachdem der Spezialchemiekonzern eine Grossakquisition gestartet hatte. Dagegen zählten die Finanzwerte zu den grössten Gewinnern und stützten die Börse. Am Nachmittag verhalf die Entwicklung an der Wall Street den hiesigen Indizes zu einem versöhnlichen Schluss: Erfreuliche Konjunkturdaten sorgten für gute Stimmung bei den Anlegern.
In den USA war die Zahl der Baubeginne im Januar stark gestiegen. Zudem war die Zahl der Genehmigungen nicht so deutlich gesunken wie befürchtet. Die Erzeugerpreise hatten erwartungsgemäss zugelegt und unternehmensseitig war Dell mit guten Zahlen aufgefallen.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,31% im Plus bei 6’711,65 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewann am Ende 0,20% auf 1’077,66 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,21% auf 6’020,98 Stellen.
Clariant verloren mit -13,2% massiv. Der Spezialchemiekonzern schreckte den Markt mit der angekündigten Übernahme des deutschen Konkurrenten Süd-Chemie und einer dazu nötigen Kapitalerhöhung auf. Analysten befürchten, dass der Zukauf nach Abschluss der Restrukturierung zu früh und zu einem zu hohen Preis erfolgt. Der geplante Dividendenverzicht habe die Anleger schwer enttäuscht, meinte ein Händler.
Synthes büssten nach Zahlen 1,7% ein. Fundamentale Gründe sahen Marktbeobachter für den Kursverlust nicht. Möglicherweise hätten einige Anleger Gewinne mitgenommen oder sich ein etwas besseres Ergebnis erhofft, kommentierte ein Händler. Die Resultate wurden aber in Analystenkommentaren mehrheitlich gelobt.
Grössere Abgaben verzeichneten auch Actelion (-0,9%). Grossaktionär Elliott Advisors hatte vor dem morgigen Zahlenausweis Fragen insbesondere zu den Investitionen in das Ende 2010 eröffnete Business Center aufgeworfen.
Syngenta verloren 1,9%. Händler sahen die Vortages-Verluste bei den Aktien der US-Konkurrenten Monsanto und Mosaic als Grund. Eine Kurszielerhöhung durch Barclays für Syngenta konnte den Rückgang nicht aufhalten.
Nobel Biocare (-2,0%) drehten im späten Verlauf ins Minus. Der angekündigte Chef-Wechsel hatte zuvor für steigende Kurse gesorgt. CEO Domenico Scala wird per Anfang Mai vom ehemaligen Nestlé-Manager Richard Laube abgelöst. Der Zahnimplantate-Hersteller legt – wie eine Reihe weiterer Bluechips – am morgigen Donnerstag Zahlen vor.
Weiterhin stark entwickelten sich Credit Suisse (+3,3%). Die Aktie sei nach dem Ergebnisausweis von vergangener Woche wohl zu stark abgestraft worden, nun gebe es Aufholpotential, so ein Händler. Seit Montag stützt auch die Ankündigung zur Ausgabe der bedingten Pflichtwandelanleihen (CoCo-Bonds) den Kurs stark.
Andere Finanzaktien wie UBS (+1,7%) oder ZFS (+2,2%) gewannen ebenfalls. Sehr fest tendierten auch Swiss Re (+1,4%) vor den Zahlen. Gute Ergebnisse der französischen Bank Société Générale und des niederländischen Finanzkonzerns ING würden das Sentiment im Sektor positiv beeinflussen, war zu vernehmen.
Swisscom (+1,1%) und ABB (+0,6%) schlossen vor den Geschäftszahlen 2010 ebenfalls freundlich.
Die Index-Schwergewichte Roche (+0,2%), Novartis (-0,1%) und Nestlé (-0,3%) – letztere ebenfalls vor der Ergebnispublikation – zeigten sich vergleichsweise unauffällig.
Im breiten Markt schlossen die Aktien der Nobel-Biocare-Konkurrentin Straumann (+0,3%) fester. Straumann hatte am Dienstag Jahreszahlen vorgelegt, und die Aktie bereits dann stark zugelegt.
Bei Feintool (Aktie: -1,0% auf 365 CHF) verzichtete der Verwaltungsrat auf eine Empfehlung zum Übernahme-Angebot von Grossaktionär Michael Pieper. Die von Pieper kontrollierte Artemis bietet 350 CHF je Aktie. Noch ist nicht klar, ob der zweite Grossaktionär und Firmengründer Fritz Bösch eine Gegenofferte vorlegen wird.
ADB gewannen nach einer Kurszielerhöhung durch die Bank Vontobel um 5,3% und Newron (+5,2%) bauten die jüngsten Kursgewinne aus. Das Pharma-Unternehmen erhält vom italienischen Staat 3,7 Mio EUR aus einem Förderprogramm. (awp/mc/ps)