Pfizer streicht Forschung zusammen

Pfizer-Chef Ian Read.

New York – Pfizer fährt seine Forschung und Entwicklung zurück. Das Unternehmen werde sich auf diejenigen Krankheiten konzentrieren, bei denen der grösste medizinische und wirtschaftliche Erfolg zu erwarten sei, teilte Pfizer mit. In Grossbritannien soll der komplette Standort Sandwich aufgegeben werden, in den USA werden Forschungsarbeiten verlagert.

Mit dem Umbau will Pfizer die Entwicklungskosten von 9,4 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr auf bis zu 6,5 Milliarden Dollar im kommenden Jahr drücken. Hintergrund der Einsparungen ist ein ehrgeiziges Gewinnziel, das der neue Konzernchef Ian Read auf jeden Fall erreichen will – und das, obwohl das Geschäft an sich schleppend läuft und Read für die Zukunft noch schwerere Zeiten erwartet.

Wyeth-Übernahme bringt Umsatzwachstum
Der Umsatz war im vergangenen Jahr nur deshalb um 36 Prozent auf 67,8 Milliarden Dollar nach oben geschnellt, weil Pfizer den Rivalen Wyeth übernommen hatte. Ohne diesen Zukauf wäre das Unternehmen auf der Stelle getreten. Wegen der Kosten für die Eingliederung sank der Gewinn allerdings um 4 Prozent auf 8,3 Milliarden Dollar. Dabei hatte Pfizer im Schlussquartal sogar noch ein Steuergeschenk erhalten. Er sei zufrieden mit der Leistung angesichts des schwierigen Marktumfelds, sagte Konzernchef Read. Nach anfänglicher Skepsis sahen das auch die die Börsianer so und liessen die Aktie im frühen New Yorker Handel um 3 Prozent steigen.

Problem der Nachahmerpräparate
Die grossen Pharmafirmen haben das Problem, dass der Patentschutz für viele wichtige Medikamente ausläuft und Generikahersteller mit billigeren Nachahmerpräparaten auf den Markt drängen. Pfizer trifft dies besonders hart, weil der Konzern im laufenden Jahr nach und nach die Exklusivität bei seinem Blutfettsenker Lipitor verliert. Das Medikament spülte zuletzt jeden siebten Dollar in die Konzernkasse. Pfizer rechnet für 2011 schlimmstenfalls mit einem Abschmelzen des Umsatzes auf 66 Milliarden Dollar und für 2012 nannte Read als Unterkante nun sogar 63 Milliarden Dollar. Gleichzeitig soll der Gewinn je Aktie in dem Zeitraum um bis zu 70 Prozent steigen.

Einsparungen und Aktienrückkauf
Neben Einsparungen bei der Forschung will Konzernchef Read dieses Kunststück durch den Rückkauf von eigenen Aktien schaffen und stellt dafür weitere 5 Milliarden Dollar bereit. Wenn weniger Aktien im Umlauf sind, steigt automatisch der Anteil des Gewinns, der auf jedes einzelne Papier entfällt. Pfizer-Veteran Ian Read steht seit Ende vergangenen Jahres an der Konzernspitze und muss sich neben einem schwächelnden Geschäft auch mit Altlasten aus der Vergangenheit herumschlagen. Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel» ermittelt die Staatsanwaltschaft Mannheim wegen Steuerhinterziehung in dreistelliger Millionenhöhe. Das Unternehmen selbst bestreitet die Vorwürfe. (awp/mc/ss/21)

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