Urs Müller, CEO Müller Technologies AG

von Gérard Al-Fil


Moneycab: Herr Müller, wir treffen Sie hier an einer Industriemesse in Dubai. Wie und wann haben Sie als KMU den Sprung in den Orient geschafft?


Urs Müller: Wird sind jetzt seit 15 Jahren im Mittleren Osten präsent und operativ tätig. Damals sind wir sind über einige unserer Kunden aus Europa hierher gekommen, die auch in der Region eigene Projekte betreuten. Trotz der weltweiten Wirtschaftskrise konnten wir übrigens im 2010 im Mittleren Osten keinen Einbruch in der Nachfrage feststellen.



«Erfreulich ist, dass wir ein Umdenken in der Bauwritschaft in puncto ‹Green Building› beobachten. Nur geschieht dieser Wandel nicht in Form eines ‹Hypes›, sondern eher langsam.» Urs Müller, CEO Müller Technologies AG


Was produzieren Sie genau?


Im Segment Isolierprofilanlagen, unserem Hauptgeschäft, sind wir seit einigen Jahren weltweit führend. Wir sind, wie sie richtig sagten, ein Familienunternehmen, das mein Vater 1965 gegründet hat. Heute zählen wir etwa 40 Mitarbeiter. Unser Hauptsitz ist Stäfa am schönen Zürichsee.


Ist der Nahe Osten für Sie eine Wachstumsmaschine?


Das möchte man annehmen, der Bauboom in Mittelost stellt in der Tat die meisten Regionen dieser Welt in den Schatten. Allerdings sind hier bei weiten nicht die Mehrheit der Gebäude mit Isolierfenstersystemen ausgerüstet. Das kommt noch nicht so zur Geltung, obwohl Isolation gerade während der Sommermonate, wenn es in Dubai zum Beispiel spielend 50 Grad heiss wird, besonders wichtig ist. Erfreulich ist, dass wir ein Umdenken in der Bauwirtschaft in puncto «Green Building» beobachten. Nur geschieht dieser Wandel nicht in Form eines «Hypes», sondern eher langsam.


In Europa ist man bemüht, im Winter Heizkosten zu sparen. Im Nahen Osten laufen dagegen im Sommer die Klimaanlagen auf Hochtouren, um Kühlenergie zu generieren. Inwieweit kann ein von Ihnen isoliertes Fenster den Ergierbedarf einer Klimaanlage senken?


Unsere Produkte reduzieren den Energieverbrauch in einem Raum sicher um 40 bis 60%. 


Kann ich Ihr Produkt an jeder Art Gebäude einsetzen?


Ja, insbesondere bei Fassaden an Hochhäusern, die es ja in Dubai in Hülle und Fülle gibt, kommt unser Hauptprodukt zur Anwendung.


Welche namhaften Kunden konnten Sie an Land ziehen?


Einer der grössten Kunden ist «Gulf Extrusions» in Dubai. In Abu Dhabi gehört «Al Jaber Industries» zu unseren Referenzen. Die meisten anderen Firmen in Saudiarabien und Bahrain sind meist KMU.



«Wir haben nie wirklich negative Bemerkungen gehört oder gar Ablehnung erfahren. Ich habe den Eindruck, wir Schweizer waren über das Minarettverbot mehr betroffen als die islamische Welt selbst.»


Und in welchen bekannten Gebäuden steckt ihre Technologie?


Der 180 Meter hohe Swiss-Re-Tower in London, auch unter dem Namen «Gurke» bekannt, wurde mit unserer Technologie ausgerüstet. In Dubai arbeiten wir noch daran, ein markantes Gebäude oder einen namhaften Wolkenkratzer ausrüsten zu dürfen.


Warum entscheide ich mich als Bauherr für Müller Techonlogies? Gibt es Mitberwerber aus Asien, die Ihr Produkt kostengünstiger herstellen?


Die Schweiz ist bekannt für qualitativ hochwertige Maschinen, die lange leben. Auch der technische Support «swiss made» geniesst weltweit einen hervorragenden Ruf. Wir sind natürlich nicht ohne Konkurrenz. Unserer Mitbewerber sind aber ausschliesslich europäische Unternehmen.


Vom Zürichsee aus liefern Sie am Persischen Golf auch in den Iran, wie ein Punkt auf ihrer Weltkarte verrät. Wird dies trotz der vierten Runde der UN-Sanktionen, die im Juni gegen Teheran verhängt hat, auch so bleiben?


Im Iran sind wir seit sieben Jahren, seit fünf Jahren sind wir auch mit Technikern vor Ort, die uns vertreten. Der Markt ist schwierig, da spielen andere Faktoren ein Rolle. Wir wollen das Geschäft in jedem Fall fortführen. Wir sind generell offen für neue Märkte.


Hat das Minarettverbot in der Schweiz Ihr Geschäft in islamischen Märkten beeinträchtigt?


Dies hatten wir zunächst befürchtet. Aber wir haben nie wirklich negative Bemerkungen gehört oder gar Ablehnung erfahren. Ich habe den Eindruck, wir Schweizer waren über das Minarettverbot mehr betroffen, als die islamische Welt selbst.


Sie haben im Herbst dieses Jahres zum ersten Mal auf einer Messe in Dubai, der BIG 5, ausgestellt. Warum?


Wir hatten die Messe in den letzten Jahren selber einige Male besucht und gesehen, dass die BIG 5 die Messe für Handwerk und Industrie im Mittleren Osten ist. Dass wir mit einem Stand vor Ort sind, ist für uns ein Novum. Wir möchten die Nähe zum Kunden suchen.


Wie war die Resonanz der Messeteilnehmer? Können Sie einen Messeauftritt in Dubai empfehlen?


Die Resonanz war gut, vor allem ab  dem zweiten Messetag kam Schwung in die Besucherzahlen. Ja, ich denke wer Flagge zeigt, wird auch belohnt.


Vielen Dank für das Gespräch.





Das Unternehmen
Die Firma Müller wurde 1965 in Stäfa im Kanton Zürich als Ingenieurbüro gegründet für den Vertrieb von SPIETH Maschinenelementen, und die Entwicklung und Fabrikation unter anderem in den Gebieten Stapelautomaten, Transportseilbahnen, Verpackungsstrassen, Papiertüten-Herstellung, Holzverarbeitung und Fensterbau. Das Unternehmen ist seit mehr als 30 Jahren in der Herstellung von Maschinen für die Fensterindustrie tätig und seither in diesem Sektor marktführend. Urs Müller übernahm das Geschäft 2007 von seinem Vater, das 2009 in Müller Technologies AG umbenannt wurde.

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