Novartis übernimmt Alcon zu 100 Prozent
Mit einem pro-Forma-Umsatz von 8,7 Mrd USD wird Novartis im «Eye Care»-Markt nach eigenen Angaben Marktführer. Im Zuge der definitiven Vereinbarung zwischen Novartis und Alcon bezahlt der Pharmakonzern insgesamt 168 USD je Alcon-Aktie bzw. insgesamt 12,9 Mrd USD für den bisher noch nicht gehaltenen 23%-Anteil an Alcon. Der Übernahmepreis bestehe aus einem Aktienanteil von bis zu 2,8 Novartis-Titel je Alcon-Aktie und einer Barkomponente, teilte der Basler Pharmakonzern am Mittwoch mit.
Novartis-Offerte mehrfach zurückgewiesen
Sollte der Wert der Novartis-Aktienkomponente 168 USD überschreiten, werde dieser Anteil entsprechend reduziert. Die Barkomponente hänge von zukünftigen Ereignissen ab, heisst es weiter. Novartis hatte den Alcon-Minderheitsaktionären bereits Anfang Jahr bei der Bekanntgabe der Fusionsofferte 2,8 Novartis-Aktien je Alcon-Titel geboten, was damals 153 USD bzw. einem Gesamtbetrag für den Minderheitsanteil von 11,2 Mrd USD entsprochen hatte. In der Folge hatte der Ausschuss unabhängiger Alcon-Verwaltungsräte die Offerte aber mehrfach als ungenügend zurückgewiesen.
Augenheilkunde: Novartis wird zum Marktleader
Zur Übernahme der 77%-Alcon-Beteiligung von Nestlé in zwei Schritten hatte Novartis insgesamt 38,5 Mrd USD bzw. 168 USD je Aktie bezahlt. Novartis will die Fusion mit Alcon im ersten Halbjahr 2011 abschliessen. Damit werde Novartis zu mit einem Jahresumsatz von 8,7 Mrd USD im Augenheilkundebereich zum Marktleader, heisst es weiter. Die Augenheilkunde-Einheit wird von Kevin Buehler, bisher Präsident und CEO von Alcon, geleitet werden. Die neue Einheit deckt laut Mitteilung mehr als 70% des globalen Ophthalmologie-Sektors ab.
«Erhebliche Wachstumssynergien»
Aus der Fusion «ergeben sich erhebliche Wachstumssynergien», wird Novartis-CEO Joseph Jimenez in der Mitteilung zitiert. Alcon werde die Forschungsorganisation von Novartis als Entwicklungsmotor in der Augenheilkunde dienen und könne von den Marktzugangsmöglichkeiten von Novartis ausserhalb der USA profitieren. Gemäss Novartis-Verwaltungsrats-Präsident Daniel Vasella wird der Konzern «(…) zum weltweit führenden Anbieter im Ophthalmologie-Bereich, einem innovativen Sektor, der aufgrund des steigenden Bedarfs der alternden Bevölkerung rapide expandiert.» «Diese Fusion wird das Ophthalmologie-Geschäft stärken und dessen kommerzielle Reichweite vergrössern. Gleichzeitig verbessert sie die Möglichkeiten zur Entwicklung innovativer Ophthalmologie-Produkte», so Kevin Buehler.
Aktienrückkaufprogramm soll wieder anlaufen
Novartis verspricht sich aus der Fusion Kostensynergien von 300 Mio USD jährlich. Davon könnten bereits 200 Mio USD jährlich auf der Basis der bisherigen 77%-Beteiligung realisiert werden, heisst es. Dem stehen Einmalkosten zu Lasten der Rechnung 2010 von geschätzten 570 Mio USD gegenüber. Der vorsteuerliche Abschreibungsaufwand für immaterielle Vermögenswerte infolge des Übergangs der Mehrheitsbeteiligung an Alcon und der damit verbundenen Konsolidierung auf Ganzjahresbasis wird auf etwa 2,1 Mrd USD beziffert. Im Zuge der Fusion will Novartis das im April 2008 gestoppte Aktienrückkaufprogramm wieder anlaufen lassen, um einen Verwässerungseffekt für die bisherigen Aktionäre zu vermeiden. Die Generalversammlung hatte Novartis im Jahr 2008 zum Aktienrückkauf im Gesamtwert von 10 Mrd CHF ermächtigt. Bisher wurden lediglich Titel im Volumen von 300 Mio CHF unter diesem Programm erworben.
Barleistung und Aktienrückkauf aus Eigenmitteln
Für die Fusion mit Alcon sollen 108 Mio zusätzlich Novartis-Titel geschaffen werden, die zusammen mit bisher 107 Mio gehaltenen eigenen Titeln dazu eingesetzt werden, heisst es weiter. Die Aktionäre von Alcon können zwischen Aktien und American Depositary Shares von Novartis wählen. Basierend auf einem Kurs der Novartis Aktie von 56 USD würde der Baranteil insgesamt etwa 900 Mio USD betragen, heisst es. Die gesamte Barleistung sowie der Aktienrückkauf sollen hauptsächlich durch interne Mittel finanziert werden.
Alson mit 15’500 Mitarbeitenden
Die Kombination aus Novartis-Aktien und Barzahlung für die Fusion sei vom Novartis-Verwaltungsrat beschlossen worden, um Verwässerungseffekte für die Aktionäre auszugleichen und die Bonitätsbeurteilung von «AA» sowie die nötige Flexibilität für künftiges Wachstum zu erhalten. Der Verwässerungseffekt wird derzeit je nach Annahmen auf rund 3-5% auf den voll verwässerten Gewinn je Aktie bzw. auf neutral bis 3% auf den Kerngewinn je Aktie beziffert. Alcon erzielte 2009 mit rund 15’500 Mitarbeitenden in 75 Ländern einem Jahresumsatz von 6,5 Mrd USD, ein operatives Ergebnis von 2,3 Mrd USD und einem Reingewinn von 2,0 Mrd USD. (awp/mc/ps/02)