Tui nur dank Hapag-Lloyd in der Gewinnzone

Die Reiseveranstalter-Sparte Tui Travel steckte hingegen wegen der Flugverbote nach dem Vulkanausbruch in Island, einer Bilanzkorrektur und hoher Umstrukturierungskosten in den roten Zahlen. Für das laufende Jahr gab sich der Vorstand optimistisch: Immobilienverkäufe und ein möglicher Börsengang von Hapag-Lloyd sollen den Konzerngewinn steigen lassen. Die Tui-Aktie reagierte am Morgen mit einem Kursplus auf die Nachrichten. Kurz nach Handelsstart stieg die Aktie um 0,38 Prozent auf 9,38 Euro. Für die Tui-Aktionäre bleibt aus dem vergangenen Jahr weniger übrig. Weil Tui Travel und mehrere Hotels nicht komplett zu Tui gehören, entfiel auf die Anteilseigner des Konzerns lediglich ein Überschuss von 102 Millionen Euro. Das ist gut doppelt so viel wie von Analysten erwartet, doch 40 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Damals hatte der Teilverkauf von Hapag-Lloyd den Gewinn auf 170 Millionen Euro anschwellen lassen. Tui hält nun noch knapp die Hälfte der Hapag-Lloyd-Anteile.


Keine Dividende
Mit einer Dividende können die Aktionäre trotz des erneuten Gewinns nicht rechnen. Wann es wieder zu einer Ausschüttung komme, hänge von der Entwicklung im laufenden Geschäftsjahr ab, heisst es im Geschäftsbericht. Tui will die Nettoverschuldung mittelfristig deutlich reduzieren. Ende September lagen die Nettoschulden noch bei 2,3 Milliarden Euro, knapp zwei Prozent weniger als ein Jahr zuvor. In seinem Kerngeschäft musste der Reisekonzern einen Umsatzrückgang hinnehmen. Die Erlöse schrumpften wegen eines gekürzten Reiseangebots im vergangenen Winter und der Flugausfälle nach dem Vulkanausbruch im April um 1,5 Prozent auf 16,35 Milliarden Euro. Wegen der Aschewolke war der Luftraum über grossen Teilen Europas für mehrere Tage gesperrt worden. Millionen Menschen sassen an ihren Urlaubsorten fest oder konnten ihre Reise nicht antreten.


Aschewolke schlägt mit 127 Mio Euro zu Buche
Die Ausfälle kosteten Tui nicht nur Umsatz, sondern verursachten auch zusätzlichen Aufwand für die Betreuung und den Rücktransport der Reisenden. Tui bezifferte die Belastung auf 127 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen auf Unternehmenswerte (EBITA) verbesserte sich im fortgeführten Geschäft dennoch von minus einer Million auf fast 216 Millionen Euro. Sondereffekte wie Konzernumbau und Aschewolke herausgerechnet, stieg der EBITA-Gewinn um ein Viertel auf 589 Millionen Euro. Im laufenden Geschäftsjahr 2010/2011 will der Vorstand die Kasse erneut mit dem Verkauf von Immobilien aufbessern. So hat Hapag-Lloyd dem früheren Mutterkonzern das Verwaltungsgebäude am Hamburger Ballindamm abgekauft, in dem der Vorstand der Reederei untergebracht ist. Ausserdem trennt sich die Tui von Verwaltungsgebäuden der Hapag-Lloyd und Hotels, die teilweise verkauft und wieder zurückgemietet werden.


Teure Buchungsfehler
Wegen millionenschwerer Buchungsfehler bei Tui Travel müssen auch die Vorstände des deutschen Mutterkonzerns Teile ihrer Vergütungen zurückzahlen. Tui bezifferte die Rückzahlungsansprüche an Vorstandschef Michael Frenzel, seine Kollegen Horst Baier und Peter Engelen sowie den früheren Finanzchef Rainer Feuerhake auf gut eine halbe Million Euro. Tui-Travel-Chef Peter Long müsse zudem auf seine erfolgsabhängige Vergütung von gut 850.000 Euro für das vergangene Jahr verzichten. Tui Travel hatte stornierte Reisen in Grossbritannien über Jahre hinweg nicht aus den Systemen ausgebucht. Daher waren auch die Gewinne und damit die variablen Vergütungen der Vorstände zu hoch ausgewiesen worden. Die Korrekturen belasteten auch die Ergebnisse von Tui und Tui Travel und machten eine Korrektur der Vorjahresbilanzen notwendig.


Tui sieht für Hapag-Lloyd-IPO 2011 gute Chancen
Tui zeigt sich für einen Börsengang seiner Reederei-Beteiligung Hapag-Lloyd im kommenden Jahr zuversichtlich. «Wir sehen dafür in 2011, wenn die Märkte offen bleiben, gute Chancen», sagte Vorstandschef Michael Frenzel. Zum Jahresende steigt der Anteil von Tui an Hapag-Lloyd auf 49,8 Prozent. Frenzel zeigte sich optimistisch, dass für die Beteiligung «hervorragende Verwertungsoptionen bestehen». Neben einem Börsengang werde auch der Verkauf der Anteile an einzelne Investoren geprüft. Die Reederei schreibt nach ihrer Schieflage im Krisenjahr 2009 wieder kräftige Gewinne.&


Hapag-Lloyd bestellt Schiffe
Die Container-Reederei Hapag-Lloyd rüstet sich nach ihrer gefährlichen Schieflage im vergangenen Jahr wieder für Wachstum. Das Unternehmen, an dem der weltgrösste Reisekonzern Tui fast die Hälfte der Anteile hält, hat bei der koreanischen Werft Hyundai Heavy Industries vier Grossschiffe bestellt, wie Hapag-Lloyd am Montagabend mitteilte. Zudem hat die Reederei ihren traditionsreichen Firmensitz am Hamburger Ballindamm zurückgekauft. «Dies ist das deutliche Zeichen, dass Hapag-Lloyd wieder zu alter Stärke zurückgekehrt ist und seine Chancen auf profitables Wachstum nutzen wird», sagte Hapag-Lloyd-Chef Michael Behrendt. Hapag-Lloyd war 2008 von der Wirtschaftskrise schwer getroffen worden, musste von den Anteilseignern gestützt werden und hatte sogar Staatshilfe beantragt. Im Jahr 2010 zog das Geschäft allerdings wieder deutlich an.


Auslieferung zwischen 2012 unsd 2013
Die vier neuen Schiffe sollen eine Kapazität von je 13.200 Standardcontainern haben. Weitere sechs Frachter, die Hapag-Lloyd bereits 2008 bestellt hatte, sollen nun in gleicher Grösse gebaut werden. Alle zehn Schiffe sollen zwischen Mitte 2012 und Ende 2013 ausgeliefert werden. Tui hält derzeit 43,3 Prozent der Hapag-Lloyd-Anteile. Aufgrund der Umwandlung von Hybridkapital in Eigenkapital sollen es zum Jahresende 49,8 Prozent sein. Tui will sich von der Beteiligung trennen, ein Börsengang ist in Vorbereitung. Dank glänzender Geschäfte im Jahr 2010 hat Hapag-Lloyd Finanzschulden von rund 600 Millionen Euro an Tui und das Eigentümerkonsortium Albert Ballin zurückgezahlt. (awp/mc/ps/02)

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