ABB übernimmt Baldor Electric für 4,2 Milliarden Dollar
Inklusive der Übernahme der Nettoverschuldung von Baldor in der Höhe von 1,1 Mrd USD komme die Akquisition gemäss ABB auf 4,2 Mrd USD, teilte ABB am Dienstag mit. Die Barofferte an die Baldor-Aktionäre entspricht einer Prämie von 41% auf dem Schlusskurs der Titel von gestern Montag. Die Transaktion soll mit einer Fusion abgeschlossen werden; der Abschluss ist für das erste Quartal 2011 geplant. ABB bezahlt den Übernahmepreis aus den Barreserven und bewahrt sich gemäss CEO Joe Hogan genügend finanzielle Flexibilität für weitere Übernahmen und die Fortführung der bisherigen Dividendenpolitik.
Portfolios und geografische Präsenz ergänzen sich
Dank der Baldor-Akquisition werde ABB zu einem führenden Anbieter im nordamerikanischen Geschäft für Industriemotoren und weltweit zu einem führenden Anbieter für industrielle Antriebstechnik, sagte CEO Hogan am Dienstag an einer Telefonkonferenz. «Das Produktangebot und die regionale Präsenz von Baldor stellen eine ideale Ergänzung für ABB dar», sagte Hogan weiter. So gebe es ausser bei rund 10% des Geschäfts keine Überlappungen in der Produktpalette. ABB kann vor allem das Geschäft mit Industriemotoren nach dem US-amerikanischen NEMA-Standard ausbauen; bisher war der Konzern in diesem Marktsegment lediglich mit Motoren nach dem europäischen IEC-Standard präsent. Darüber hinaus vergrössere sich der Anteil des Nordamerika-Geschäfts im ABB-Konzern auf 18% von bisher 14%. Der Nordamerika-Umsatz wächst 2010 auf einer pro-Forma-Basis um 35% auf 6,1 Mrd USD.
Stark wachsende Nachfrage erwartet
ABB-CEO Hogan erwartet künftig eine stark wachsende Nachfrage nach energie-effizienten Motoren. Steigende Energiekosten und neue Energie-Effizienzvorschriften würden die Nachfrage steigen lassen. In den kommenden Jahren rechnet der CEO in den USA mit jährlichen Wachstumsraten von 10-15%, längerfristig von 5-10% oder etwa dem doppelten des BIP-Wachstums. Ähnliche Energie-Effizienz-Bestimmungen folgen gemäss ABB im Jahr 2011 in Kanada, Mexiko und in Europa. Weitere nordamerikanische Wachstumsmärkte sind gemäss Hogan mit Zuwachsraten bis 2015 von jährlich durchschnittlich 20% Windgeneratoren oder mit 10% Traktionsmotoren.
200 Millionen Dollar an Synergie-Effekten
Ab 2015 rechnet CEO Hogan aus der Baldor-Übernahme mit Synergie-Effekten von total rund 200 Mio USD pro Jahr. Dabei sollen jeweils die Hälfte aus Kosten- und Umsatzsynergien bestehen. 2013 sollen davon zwei Drittel realisiert werden. Dem gegenüber stünden einmalige Integrationskosten von rund 50 Mio USD, die weitgehend 2011 anfallen, hiess es weiter. Entsprechend der Marktpositionierung wird das nordamerikanische Motor- und Generatorengeschäft von ABB am Standort von Baldor in Fort Smith zusammengefasst. Die Marke Baldor bleibe bestehen, auch das Management habe gewonnen werden können, sagte Hogan weiter. Der Baldor-Bereich und das regionale ABB-Geschäft Antriebstechnik, Motoren und Generatoren werde künftig als CEO vom bisherigen Baldor-COO Ron Tucker geleitet.
ABB-Titel im Plus
Baldor beschäftigte Anfang 2010 rund 7’250 Mitarbeiter und hat in den ersten n eun Monaten 2010 einen Betriebsgewinn von 184 Mio USD und einen Umsatz von 1,29 Mrd USD erzielt. Die Baldor-Marge liegt leicht über jener von ABB im vergleichbaren Geschäft. Auch soll das Unternehmen nach Einmalaufwendungen und Synergien bereits im ersten Jahr zum Gewinn beitragen. An der Börse honorieren die Anleger nach einem Auf und Ab die jüngste Akquisition und lassen die ABB-Titel bis um 12.30 Uhr um 0,4% auf 19,60 CHF steigen. Zum Vergleich: Der SMI verliert um 0,5%. In ihren bisherigen Kommentaren begrüssen die Analysten den Baldor-Erwerb aus Sicht der strategischen und industriellen Logik. Einzig das Preisetikett wird als eher teuer beurteilt.
Kreditrating: S&P bestätigt auf «A» – Ausblick stabil
Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) bestätigt das Kreditrating für ABB nach der bekanntgegebenen Übernahme von Baldor Electric auf «A» mit einem stabilen Ausblick. Der Zukauf werde die Position des Unternehmens in Nordamerika stärken und den Kundenzugang in der Region verbessern, so die Analysten in einer Studie vom Dienstag. Zwar werde die üppige Cashposition dadurch deutlich sinken, liege aber immer noch gut im Rahmen für das aktuelle Rating. ABB dürfte mit seiner konservativen Wachstumsstrategie fortfahren, heisst es. (awp/mc/ps/30)