BaFin genehmigt Übernahmeangebot für Hochtief
Das Management des grössten deutschen Konzerns wehrt sich seit Monaten vehement gegen den als «feindlich» eingestuften Übernahmeplan.
Antrag deutlich nachgebessert
ACS habe während der Prüfungsphase seinen Antrag noch deutlich nachbessern müssen, berichtete die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Dazu zähle die erfolgte Kapitalerhöhung. Dagegen läuft zwar eine Klage spanischer Aktionärsschützer. Die BaFin macht aber nur zur Auflage, dass zum Ende der Annahmefrist für den angebotenen Aktientausch im Januar keine gerichtliche Verfügung gegen die Kapitalerhöhung bestehen dürfe.
Ausbau des ACS-Anteils auf über 30% möglich
Die Spanier dürfen nun ihren Anteil von knapp unter 30 Prozent auf über 30 Prozent ausbauen und sukzessive die Mehrheit übernehmen. «Mit der Erhöhung unserer Beteiligung bei Hochtief wollen wir zum Weltmarktführer bei der Infrastrukturentwicklung aufsteigen. Wir werden dann grössere Projekte rentabler angehen können», hatte ACS-Konzernchef und Real-Madrid-Präsident Florentino Pérez kürzlich auf der Hauptversammlung des Unternehmens in Madrid gesagt. Die neue Gruppe werde in mehr als 60 Ländern präsent sein, mehr als 35 Milliarden Euro umsetzen, mehr als eine Milliarde Nettogewinn erwirtschaften, Aufträge für 72 Milliarden Euro hereinholen und mehr als 213 000 Beschäftigte haben, erklärte Peréz.
Bedenken über Rechtmässigkeit des Angebots
Die BaFin hatte zwischenzeitlich Bedenken, ob das ACS-Angebot rechtmässig ist. Sie hatte sich deswegen ungewöhnlich viel Zeit für die Prüfung gelassen. Der Antrag von ACS lag seit dem 11. November zur Genehmigung vor. Mit den am Montag korrigierten Angebotsunterlagen habe ACS «alle verlangten Nachbesserungen erbracht». BaFin und ACS werden das detaillierte Angebot an die Hochtief-Aktionäre am Mittwoch im Internet veröffentlichen, wie die Finanzdienstleistungsaufsicht weiter mitteilte. Das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» hatte berichtet, der Antrag stehe auf der Kippe, weil die Bonner Behörde schwerwiegende Bedenken habe. Die Bafin störe sich an den Risiken bei der Finanzierung der Übernahme durch ACS. So sei der Konzern in Spanien wegen Bilanzfälschung verklagt worden. Probleme mache auch die Klage spanischer Kleinaktionäre, die eine Kapitalerhöhung bei ACS für ungültig erklären lassen wollen.
Abwehrmöglichkeiten haben sich verringert
Auf Hochtiefseite haben sich die Abwehrmöglichkeiten schon zuvor verringert. Am Montag hatte die australische Übernahmeaufsicht einen Berufungsantrag von Hochtief zum Fall ihrer Tochtergesellschaft Leighton abgelehnt. Damit muss ACS bei einem Angebot für Hochtief nicht auch noch ein Zwangsgebot für die teure Baugesellschaft Leighton abgeben. Hochtief wollte über diesen Umweg die Übernahme für ACS unerschwinglich machen. Leighton ist an der Börse mehr wert ist als der gesamte Mutterkonzern. Jetzt bleiben Hochtief noch die Möglichkeiten einer Kapitalerhöhung oder der Verschmelzung mit Leighton. Letztere Möglichkeit lehnt Hochtief bislang ab, weil dann Leighton das Sagen haben könnte. Bei einer Kapitalerhöhung müsste ein «weisser Ritter» das neue Aktienpaket übernehmen und eine Sperrminorität von mindestens 25 Prozent anstreben.
IG BAU fordert Garantie der Hochtief-Arbeitsplätze
Die IG BAU fordert vom spanischen Grossaktionär ACS eine Garantie der Arbeitsplätze bei Hochtief und den Erhalt des Konzerns. «Hochtief darf nicht zerschlagen werden und die Arbeitsplätze müssen erhalten bleiben», verlangte IG BAU- Bundesvorsitzender Klaus Wiesehügel am Dienstag. Nachdem die Finanzaufsicht BaFin das Übernahmeangebot von ACS genehmigt hat, hat Hochtief aus Gewerkschaftssicht kaum noch eine Möglichkeit, die Übernahme erfolgreich abzuwehren. «Mit der Entscheidung der BaFin sind die Würfel gefallen», sagte Wiesehügel.
Bundesregierung in der Kritik
Gleichzeitig kritisierte der Gewerkschaftschef die Bundesregierung, weil sie sich gegen eine Novelle des deutschen Übernahmerechts gesperrt habe. Die Hochtief-Beschäftigten fühlten sich während ihres Abwehrkampfes von der Regierung im Stich gelassen. «Das Beispiel Hochtief zeigt, wie dringend Deutschland ein Übernahmerecht nach internationalem Standard braucht», sagte Wiesehügel.&(awp/mc/ps/31)