Deutschland: Arbeitslosigkeit zum Winterbeginn auf Rekordtief

Die November-Arbeitslosigkeit rutschte damit auf den niedrigsten Stand seit 18 Jahren. Im Vergleich zum Vorjahr ging die Zahl der Jobsucher um 284 000 zurück. Die Arbeitslosenquote blieb unverändert bei 7,0 Prozent, nach 7,6 Prozent im November 2009.


«Beschäftigungsaufbau wird immer stabiler»
BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise zeigte sich zufrieden mit der Entwicklung: «Der Beschäftigungsaufbau wird immer stabiler und breiter», stellte er fest. «Inzwischen nimmt in allen Bundesländern die Beschäftigung zu. Zudem erstreckt sich der Beschäftigungsaufbau auf viele Branchen.» Viele offene Stellen gebe es bei Zeitarbeitsunternehmen, aber auch im Bausektor, dem Handel, der Verkehr- und Logistikbranche sowie im Gastgewerbe. Abgebaut würden dagegen Arbeitsplätze in der Industrie, im öffentlichen Dienst sowie bei Banken und Versicherungen.


Drohender Mangel an Fachleuten bekräftigt
Zugleich widersprach die BA-Führung dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), das einen drohenden Fachkräftemangel in Zweifel gezogen hatte. Nach Erkenntnissen von BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker fehlt in einigen Branchen durchaus qualifiziertes Personal. Schwierig gestalte sich derzeit in einigen Regionen etwa die Suche nach Ärzten, Krankenschwestern und Ingenieuren, berichtete Becker. Langfristig zeichne sich auch in anderen Berufsgruppen wie der Altenpflege ein gewaltiger Fachkräftemangel ab. Bis zum Jahr 2025 erwartet die Bundesagentur eine Fachkräftelücke von bis zu fünf Millionen Beschäftigten.


Arbeitslosigkeit dürfte wieder steigen
In den kommenden Monaten rechnet BA-Chef Weise saisonbedingt wieder mit kräftig steigenden Arbeitslosenzahlen. Mit einem erwarteten Anstieg von 30’000 im Dezember werde zum Jahresende auch wieder die psychologisch wichtige Drei-Millionen-Marke überschritten. «Dass wir auch im Dezember unter drei Millionen bleiben, ist zwar theoretisch möglich, das halte ich aber für sehr unwahrscheinlich», sagte Weise. Im Januar und Februar rechnet der BA-Chef mit einem Anstieg um 200’000 bis 300’000. Im schlechtesten Fall könnten es sogar bis zu 500’000 Jobsucher mehr sein, erläuterte Weise.


Saisonbereinigte Entwicklung unter Erwartungen
Die gute Entwicklung zeigt sich auch bei den saisonbereinigten Daten. So sank die um jahreszeitliche Einflüsse korrigierte Erwerbslosenzahl um 9000 auf 3,144 Millionen; 6000 davon entfielen auf den Westen, 3000 auf den Osten. Einige Volkswirte deutscher Grossbanken hatten allerdings mit einer noch besseren Entwicklung gerechnet.


Kurzarbeit nimmt wieder leicht zu
Einen leichten Aufwärtstrend verzeichnen die Arbeitsagenturen bei der Kurzarbeit. Nach BA-Hochrechnungen haben Firmen im November für 40’000 bis 45 000 Beschäftigte Kurzarbeit angemeldet. Im Oktober hatte die Zahl der Anmeldungen noch bei 30’000 bis 35’000 gelegen. Als Grund vermutet BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker das Auslaufen der «grossen Kurzarbeiterregelung» am Jahresende; bis dahin beantragte Kurzarbeit kann bis zu 18 Monate lang beansprucht werden. Im September hatten der BA zufolge 220’000 Arbeitnehmer das sogenannte Konjunkturkurzarbeitergeld bezogen, nach 172’000 im August. 


Steigende Zahl an Erwerbstätigen
Als Hinweis auf eine stabile Erholung des Arbeitsmarktes sieht die Bundesagentur neben der sinkenden Arbeitslosigkeit auch die steigende Zahl der Erwerbstätigen. Sie nahm zuletzt im Oktober um 188’000 auf nun 41,09 Millionen zu; das sind 405’000 mehr als vor einem Jahr. Auch die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Stellen – ein wichtiger Tragpfeiler der Sozialsysteme – nimmt weiter zu. Innerhalb eines Jahres wurden 484’000 neue Stellen geschaffen. 276 000 davon waren Vollzeit-, der Rest Teilzeitstellen. Die Zahl der im November registrierten 394’000 offenen Stellen weise ferner darauf hin, dass viele Firmen weiterhin ihre Belegschaft aufstocken wollten, hiess es. (awp/mc/ps/05) 

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