Aktienfokus: Sonova nach Implantate-Rückruf stark unter Druck
Der Hörgerätehersteller hat die US-Gesundheitsbehörde FDA nach eigenen Angaben informiert und arbeitet zusammen mit der Behörde an einer Lösung des Problems. Analysten werten diese Nachricht eher negativ und erwarten teilweise einen merklichen Einfluss auf den Betriebsertrag. Die Valoren notieren gegen 11.40 Uhr auf 124,20 CHF, was einem Minus von 7,0% oder 9,50 CHF entspricht. Dabei wurde mit über 700’000 gehandelten Aktien das durchschnittliche Tagesvolumen fast dreifach überschritten. Der Gesamtmarkt (SPI) steht 1,02% tiefer.
Risikoprofil der Sonova-Titel verschlechtert
Vontobel schätzt den Effekt des Rückrufes auf kurze Sicht als klein ein. Jedoch dürfte die Kursentwicklung der Sonova-Papiere auf lange Sicht deutlich vom Rückschlag des Cochleaimplantates in Mitleidenschaft gezogen werden, da viele Investoren ihre Kaufentscheidung vom Erfolg der akquirierten Tochter Advanced Bionics (AB) abhängig machen, schreibt Vontobel-Experte Christoph Gubler in einem Kommentar. Der Vorfall habe in seinen Augen das Risikoprofil der Sonova-Aktien verschlechtert. Seine Einstufung «Hold» und das Kursziel von 125 CHF bestätigt Gubler indes.
Keine Alternativen zu AB-Produkten
Für die Spezialisten der Helvea dürfte der Schaden durch den Rückruf übersichtlich bleiben. Jedoch sei Sonova auf die Produkte von AB im Bereich Cochleaimplantate mangels Alternativen angewiesen, gibt Daniel Jelovcan zu bedenken. Sollten sich die Probleme mit HiRes 90K als schwierig erweisen, sei ein negativer Effekt von rund 8-10% auf Stufe EBITA für das Gesamtjahr möglich. Die Einstufung «Neutral» und das Kursziel von 120 CHF bleiben unverändert. Für die Analysten der ZKB ist der Rückruf von HiRes 90K belastend für den Aktienkurs. Das Institut erwartet einen signifikant negativen Effekt auf Umsatz und Gewinn, heisst es in einem Kommentar. AB hatte im ersten Halbjahr 2010/11 einen Umsatz von rund 66 Mio CHF erzielt, wobei der jährliche Umsatz mit HiRes 90K-Implantaten von den Experten auf 5’000 Stück à 20’000 bis 25’000 USD geschätzt wird.
Morgan Stanley bekräftigt «Overweight»
Auch die Analysten von Morgan Stanley sind vorsichtig. Nach Meinung von Michael Jungling ist AB auf das HiRes 90K-Implantat angewiesen, da ohne dieses Trägerimplantat das gesamte System nicht verkauft werden könnte. Für das Gesamtjahr 2010/11 schätzt Jungling den negativen Einfluss auf den Umsatz auf 2%, auf Stufe EBITA und Reingewinn rechnet der Spezialist sogar mit einem Minus von 3%. Die Einstufung «Overweight» und das Kursziel von 150 CHF behält er bei, bleibe aber vorsichtig über die nächsten 2 bis 3 Monate. Martin Wales von der UBS rechnet sogar mit einem Umsatzrückgang von 3% und einem Rückgang auf Stufe EBIT von 5-10% für 2010/11. Sollten die Probleme mit dem Implantat anhalten, sei im Geschäftsjahr 2011/12 sogar ein EBIT-Rückgang von 10-20% möglich, so Wales. Die Kaufempfehlung «Buy» und das Kursziel von 200 CHF bleiben aber unberührt. (awp/mc/ps/07)