IBM verdient glänzend – Sorgen über Servicegeschäft
Von Juli bis September verdiente IBM unterm Strich 3,6 Milliarden Dollar (2,6 Mrd Euro). Das ist 12 Prozent mehr als vor einem Jahr. Der Umsatz stieg um 3 Prozent auf 24,3 Milliarden Dollar. Das war in beiden Fällen mehr als Analysten erwartet hatten.
Aktien verlieren nachbörslich drei Prozent
Dennoch büsste die Aktie nach Börsenschluss in New York 3 Prozent ihres Wertes ein. Beobachter schoben das zum einen darauf, dass das Papier zuvor mit 142,83 Dollar sein Allzeithoch erreicht hatte und viele Aktionäre nun ihre Gewinne einstreichen. Zum anderen störten sich einige Anleger an den stagnierenden Neuabschlüssen im wichtigen Servicegeschäft. Bereits im Vorquartal war IBM ein wenig die Puste ausgegangen, nachdem das Unternehmen die ganze Wirtschaftskrise hindurch geglänzt hatte. Der Konzern macht mehr als Hälfte seines Umsatzes mit Dienstleistungen wie dem Betrieb von Rechenzentren. Die Konkurrenten wie HP oder Dell drängen aber mit aller Gewalt in die IBM-Domänen.
Jahresgewinnprognose angehoben
IBM reagiert darauf mit immer neuen Übernahmen. Einer der grössten Zukäufe in der jüngsten Vergangenheit war der Datenanalyse-Spezialisten Netezza für 1,7 Milliarden Dollar. Die Dienstleistungen sind gemeinhin wesentlich lukrativer als der Verkauf von Geräten. Im Verhältnis am meisten verdient IBM allerdings mit seiner Software. Die langfristigen Serviceverträge hatten «Big Blue» während der Krise vor dem Abrutschen bewahrt. Weil gleichzeitig tausende Stellen weggefallen waren, und IBM auch an anderer Stelle zum Rotstift gegriffen hatte, steigt der Gewinn kontinuierlich. Im Gesamtjahr erwartet IBM nun ein Ergebnis je Aktie von mindestens 11,40 Dollar. Bislang waren es 11,25 Dollar gewesen. Im Krisenjahr 2009 hatte der Konzern immerhin 10,01 Dollar je Aktie erreicht.
Wichtiger Gradmesser
Das Unternehmen gilt wegen seiner breiten Angebotspalette als wichtiger Gradmesser für die gesamte IT-Branche und darüber hinaus. Hardware verkauft IBM allerdings nur noch vergleichsweise wenig. Die klassischen PC, die das Unternehmen einst gross machten, sind schon lange nach China verkauft. Wo IBM aber weiter eine Marke ist, sind die Grossrechner, wie sie Firmen etwa für ihre Datenverwaltung einsetzen. Über die leistungsstarken Computer aus Armonk läuft auch ein guter Teil des Internet-Datenverkehrs. Hier greift allerdings der Softwarekonzern Oracle an, der den direkten IBM-Rivalen Sun Microsystems geschluckt hatte.
Scharfer Wind aus Brüssel
Zudem weht IBM ein scharfer Wind aus Brüssel entgegen. Die EU-Kommission droht dem amerikanischen IT-Giganten IBM mit milliardenschweren Geldstrafen wegen Verstössen gegen die Wettbewerbsregeln. Das Unternehmen soll bei den Grossrechnern seine Hardware an das Betriebssystem gekoppelt und auf diese Weise Konkurrenten vom Markt verdrängt haben. Auch soll IBM die Wartung der Rechner durch Dritte erschwert haben. Das Verfahren läuft.
Weiterentwicklung neuer Solar-Technologie
IBM und das japanische Unternehmen Solar Frontier, eine hundertprozentige Tochter des japanischen Ölkonzerns Showa Shell Sekikyu, wollen gemeinsam eine neue Solar-Technologie weiterentwickeln. Dabei geht es um Dünnschichtmodule auf der Basis von Kupfer, Zink, Zinn, Schwefel und Selen (CZTS), wie die beiden Unternehmen in Tokio mitteilten. Der Vorteil bei diesen Rohstoffen: Sie kommen häufig vor und sind daher vergleichsweise billig.
Effizienz markant gesteigert
IBM hatte zu Jahresbeginn im Labor die Effizienz von Modulen auf Basis dieser Materialien um 40 Prozent auf 9,6 Prozent gesteigert. Zusammen mit den Japanern wollen die US-Amerikaner die Technologie weiterentwickeln und wettbewerbsfähig machen. Der Computerkonzern forscht seit einigen Jahren auch im Solarbereich. Solar Frontier konzentriert sich bislang auf eine andere Dünnschicht-Technologie. Diese basiert auf Kupfer, Indium, Selen, Gallium und Sulfur (CIS). Derzeit treiben die Japaner den Ausbau ihrer Produktion voran, im kommenden Jahr soll eine Fabrik mit einer Kapazität von 900 Megawatt in Betrieb gehen und die Gesamtleistung des Unternehmen auf mehr als 1 Gigawatt aufbauen. (awp/mc/ps/30)