Facebook wegen Datenschutzlücke erneut in Kritik

All dies sei auch ohne das Passwort zu kennen möglich, weil bei der Eröffnung eines Mitgliedskontos nicht geprüft werde, ob es sich tatsächlich um den Besitzer der angegebenen E-Mail-Adresse handele.


Deutsche Regierung empört
Die Bundesregierung reagierte empört: «Die Aufdeckung dieser weiteren Schutzlücke zeigt, wie wenig Beachtung Facebook immer noch dem sorgsamen Umgang mit persönlichen Daten schenkt», teilte Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) am Sonntag mit. Erst Anfang des Jahres sei die Datensicherheit bei Facebook von der Stiftung Warentest als mangelhaft bezeichnet worden. «Es wäre bereits schlimm genug, wenn sich hier um eine unbeabsichtigte Panne handelte ­ tatsächlich entspricht die Weitergabe persönlicher Daten aber offenbar einer Standardfunktion von Facebook.»


«Respektlosigkeit»
Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) sagte der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung»: «Dass die Kenntnis einer E-Mail-Adresse ausreicht, um bei Facebook recherchieren zu können, mit wem jemand in Kontakt steht, der selbst Facebook gar nicht nutzt dies zeigt ein weiteres Mal, wie wenig Respekt Facebook vor der Privatsphäre der Internet-Nutzer hat.» Aus ihrer Sicht reihe sich dieser Regelverstoss ein in eine ganze Reihe fragwürdiger Praktiken ein. «Es ist geradezu grotesk, wenn ein Netzwerk, das sich sozial nennt, sein Profitstreben permanent über die Privatsphäre seiner Mitglieder stellt.» Hamburgs Datenschutzbeauftragter Johannes Caspar sagte der Zeitung, es handele sich um «eine konsequente Folge davon, dass Facebook Daten über Nichtmitglieder sammelt. Das ist in der Tat ein grosses Problem.»


Aigner beendet Facebook-Mitgliedschaft
Leutheusser-Schnarrenberger plädierte für schärfere Datenschutzregelungen: «Die Rechte der Einzelnen, in eine Verwendung ihrer Daten einzuwilligen, muss deutlicher ins Datenschutzrecht aufgenommen werden.» Sie werbe auch gegenüber dem zuständigen Innenminister Thomas de Maizière (CDU), «entsprechende Regelungen zügig in Angriff zu nehmen». Facebook hat inzwischen weltweit mehr als 500 Millionen Mitglieder. Politiker und Datenschützer hatten das Netzwerk in der Vergangenheit immer wieder wegen des Umgangs mit der Privatsphäre seiner Mitglieder kritisiert und ihm Verstösse gegen den Datenschutz vorgeworfen. Deswegen hat auch Aigner ihre Mitgliedschaft bei Facebook beendet. (awp/mc/ps/02)

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