ACS plant Kapitalerhöhung für Hochtief-Übernahme

Ziel der Kapitalerhöhung sei, die Flexibilität beim öffentlichen Angebot für Hochtief zu erhöhen. Über das Vorhaben sollen die Aktionäre auf einer Versammlung am 19. November abstimmen. Das Hochtief-Angebot solle bis Januar 2011 abgeschlossen sein. ACS besitzt derzeit rund 30 Prozent am deutschen Baukonzern und will die Mehrheit erreichen. Dagegen wehrt sich Hochtief und will die Übernahmekosten erhöhen. Die deutsche Finanzaufsicht Bafin hatte zuvor auf Bitten von ACS die Frist zur Vorlage des Übernahmeangebots für Hochtief um vier Wochen verlängert. ACS besitzt als Grossaktionär bereits knapp 30 Prozent an Deutschlands grösstem Baukonzern, will diesen Anteil aber auf über 50 Prozent aufstocken. Hochtief wehrt sich gegen die Übernahme.


Merkel schaltet sich in Übernahmekampf ein
Die Deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich in den Übernahmekampf bei Hochtief eingeschaltet und vor einer Zerschlagung von Deutschlands grösstem Baukonzern gewarnt. Der spanische Konkurrent ACS will das Essener Unternehmen übernehmen. Das Management des Konzerns und die Beschäftigten hatten die Politik um Hilfe gebeten. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte am Freitag in Berlin, Hochtief sei ein Aushängeschild deutscher Technologiekompetenz. «Schon deshalb ist die Bundesregierung und das Kanzleramt daran interessiert, dass die industriellen Strukturen von Hochtief und auch der Sitz von Hochtief in Essen bleiben.» Die Regierung verfolge das Thema sehr aufmerksam und sei in Kontakt mit dem Unternehmen. «Und sie geht davon aus, dass alle Aktivitäten, die da nun noch eintreten mögen, in Einklang mit europäischem Recht sind», betonte Seibert.


Brüderle gegen Einmischung
Dagegen hatte Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) mehrfach betont, er wolle sich bei Hochtief nicht einmischen. «Ein aktives Eingreifen der Politik ist ordnungspolitisch nicht angezeigt», sagte er zuletzt am Rande einer Japan-Reise. Er lasse sich aber fortlaufend über die Situation bei Hochtief informieren. Am Donnerstag hatte SPD-Chef Sigmar Gabriel die Hochtief-Zentrale in Essen besucht und die Regierung zum Eingreifen aufgefordert. Gabriel kritisierte, in Deutschland würden Regeln gelten, die ein gutes Unternehmen nicht vor der Übernahme durch ein schlechtes Unternehmen schützten. Das müsse geändert werden. «Was hier passiert ist, ist volkswirtschaftlicher Unsinn.» Hochtief sei derzeit ein Schnäppchen, dass an der Börse unterbewertet sei.


Gabriel: Brauchen Gesetzesinitiative
«Wir brauchen so schnell wie möglich eine Gesetzesinitiative», forderte Gabriel. Dazu brauche man die Zusammenarbeit mit der Bundesregierung. Sie müsse auch der spanischen Regierung klarmachen, dass sie nicht deutsche Arbeitnehmer, die über EU-Mittel Steuergelder nach Spanien gebracht hätten, arbeitslos machen dürfe. Der Hochtief-Betriebsrat hatte an die Bundesregierung appelliert, es müsse zum Schutz von Unternehmen eine Lücke im Wettbewerbsrecht geschlossen werden. ACS dürfe sich nicht auf Kosten von Hochtief sanieren, sagte Betriebsratschef Siegfried Müller.  (awp/mc/ss/20)

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