Bundesbanker Nagel soll Sarrazin-Nachfolger werden
Diese Bundesländer haben turnusgemäss das Vorschlagsrecht, wie die Staatskanzleien beider Länder am Donnerstag in einer gemeinsamen Erklärung mitteilten. Nagel leitet seit Februar 2008 den Zentralbereich Märkte der Deutschen Bundesbank in Frankfurt. Über die Personalie entscheidet der Bundesrat – möglicherweise in seiner Sitzung am 5. November.
Fachkenntnis und Wissen über Finanzmärkte
Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) und sein saarländischer Amtskollege Peter Müller (CDU) erklärten, entscheidende Kriterien für Nagels Auswahl seien «hervorragende Fachkenntnis» und «erstklassiges, aktuelles Wissen über die Finanzmärkte und die beteiligten Institutionen und Marktteilnehmer» gewesen. Für Nagel spreche, dass er schon jetzt bei der Bundesbank arbeite.
Fachwissen versus Parteiinteressen
Kritiker hatten mehr Fachwissen im Vorstand der Bundesbank angemahnt, da die Posten zu oft nach Parteiinteressen besetzt würden. Die Debatte um das Berufungsverfahren – Bund und Länder schlagen je drei der sechs Vorstände vor – war durch die Aufregung um Sarrazin neu entfacht: Der ehemalige Berliner Finanzsenator war im Mai 2009 von den SPD-geführten Ländern Berlin und Brandenburg in den Bundesbankvorstand gehievt worden.
Seit 2003 in der Zentrale der Bundesbank
Der aus Karlsruhe stammende Volkswirt Nagel kam nach einer Station als Referent beim SPD-Parteivorstand in Bonn 1999 zur Bundesbank, zunächst als Leiter des Büros des Präsidenten der damaligen Landeszentralbank in Bremen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt in Hannover, Hans-Helmut Kotz. Seit 2003 arbeitet Nagel in der Zentrale der Bundesbank in Frankfurt. Nagel ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Sarrazin nach Druck zurückgetreten
Sarrazin (65) war nach massivem Druck aus Politik und Öffentlichkeit Ende September als Bundesbankvorstand zurückgetreten, nachdem er wegen provokanter Äusserungen zum Islam in die Kritik geraten war. Für Empörung hatte der SPD-Politiker unter anderem mit Thesen zu muslimischen Zuwanderern und einem Juden-Gen gesorgt. (awp/mc/ss/23)