Acino: Clopidogrel-Rückruf führt zu Verlust
So der Pharma- und Generikahersteller am Donnerstag. Der Gruppen-Umsatz in der Berichtsperiode lag bei 61,6 (VJ 73,7) Mio EUR. Davon entfielen 42,1 (57,0) Mio auf den Bereich Peroral (feste orale Darreichungsformen) und 19,5 (16,6) Mio auf das Segment Parenteral (Wirkstoffpflaster und -implantate).
Clopidogrel-Effekte führen zu roten Zahlen
Der operative Gewinn sank auf Stufe EBITDA auf 7,4 (24,4) Mio EUR. Auf Stufe EBIT wurde ein Verlust von 5,6 (Gewinn: 13,0) Mio EUR ausgewiesen und unter dem Strich verblieb ein Reinverlust von 2,7 (Gewinn: 11,3) Mio EUR. Unter Ausrechnung der Clopidogrel-Effekte errechnet das Management einen EBITDA von +21,9 Mio EUR, einen EBIT von +8,9 Mio EUR und einen Reingewinn von 8,6 Mio EUR. Der Umsatz hätte 73,6 Mio EUR betragen (Peroral 54,1 Mio). Entsprechend belief sich die Umsatzeinbusse durch den Rückruf von Clopidogrel-Chargen auf 12 Mio EUR.
Prognosen verfehlt
Ohne den Clopidogrel-Effekt betrug die EBITDA-Marge 30%, womit sich der starke Preisdruck in einer Margenerosion von rund drei Prozentpunkten niedergeschlagen habe, heisst es. Mit den ausgewiesenen Zahlen wurden die Prognosen der Analysten verfehlt. Von AWP befragte Analysten haben im Durchschnitt (AWP-Konsens) einen Umsatz von 64,2 Mio, einen EBIT von -0,1 Mio und einen Reinergebnis von -0,2 Mio EUR prognostiziert.
Europäischer Rückruf noch nicht abgeschlossen
Zu Clopidogrel heisst es, dass nach dem schnellen Ersatz gewisser Chargen die betrieblichen Abläufe «wieder gänzlich nach Plan» verlaufen würden. Da der europäische Rückruf noch nicht abgeschlossen sei, könne man die vollen finanziellen Auswirkungen der Aktion schwer abschätzen. Man habe jedoch Rückstellungen von 12 Mio EUR gebildet für voraussichtliche Umsatzausfälle durch Produktrücknahmen und Rückzahlungen an Kunden.
Inventarwert des Aktivwirkstoffs gesenkt
Auch wurde der Inventarwert des Aktivwirkstoffs und der fertigen Medikamente per Ende Juni um 2,3 Mio EUR gesenkt, weitere a.o. Belastungen aus dem Rückruf bliefen sich auf 0,2 Mio EUR. In Zusammenhang mit dem Rückruf wurden aber Wertberichtigungen des immateriellen Buchwertes der Anlagen für Clopidogrel und des Goodwill des Segmentes Peroral für nicht notwendig befunden.
Entschädigungszahlungen werden verhandelt
Zudem verhandelt Acino den Angaben zufolge mit Glochem Industries Ltd. wegen Entschädigungszahlungen für den Clopidogrel-Rückruf. Auch sei gegen die vorübergehende Aufhebung der Marktzulassung der von der Rückrufanordnung betroffenen Produkte Einspruch erhoben worden.
Geschäft in Bereichen Peroral und Parenteral gut verlaufen
Daneben sei das Geschäft im Bereich Peroral vor allem mit dem Bluthochdruckmittel Metoprolol Succinat gut verlaufen. Auch soll die Nachfrage nach dem Analgetikum Oxycodon nach dessen Berücksichtigung in Rabattverträgen in Deutschland weiter zunehmen. Im Segment Parenteral (Wirkstoffpflaster und -implantate) sei die gewonnene AOK-Ausschreibung für Fentanyl in Deutschland ausschlaggebend für die Umsatzentwicklung gewesen. In Einheiten sei der Absatz um 39% gestiegen. Allerdings habe der Deckungsbeitrag auf 31 (37)% abgenommen.
Entwicklungsportfolio mit «guten Forschritten»
Derzeit hat das Unternehmen 19 eigene Produkte in Entwicklung und 15 weitere in früheren Evaluationsstadien. Für das Ganzjahr rechnet das Management unter Ausschluss der direkten Clopidogrel-Rückruffolgen mit einem Umsatz auf Vorjahreshöhe. Dabei werde eine positive Verkaufsentwicklung in der zweiten Jahreshälfte ausschlaggebend sein. Beim Gewinn wird eine EBITDA-Marge von 25% «als nachhaltiges Profitabilitätsniveau für die Zukunft» bezeichnet.
Erste Früchte sichtbar
Die Bestrebungen zur Erweiterung der Kundenbasis und geografischen Expansion in neue Märkte hätten bereits Früchte getragen und würden die Abhängigkeit vom deutschen Markt verringern. Für Clopidogrel wird nach der verlorenen AOK-Ausschreibung Wachstumspotenzial in Ländern wie Italien, Spanien und Frankreich ausgemacht. Dort sei die Generika-Marktdurchdringung noch tief. (awp/mc/ss/06)