Akteinfokus: EFG nach Abschreiber deutlich tiefer

Positiv werden der Neugeldzufluss und die verwalteten Vermögen gewertet. EFG Namen sinken bis um 11.40 Uhr um 13,7% auf 13,60 CHF, das Tagestief wurde bei 12,90 CHF markiert. Der Gesamtmarkt SPI zieht im Vergleich dazu um 0,59% an. EFG macht Tabula rasa, schreibt 859,5 Mio CHF auf Hedge-Funds-Geschäfte und strukturierte Produkte ab und weist einen Halbjahresverlust von 799,2 Mio CHF aus. Damit scheint die Gruppe zu ihren Wurzeln zurückzukehren – dem Geschäft mit Privatkunden, schreibt die UBS in einer Kurzstudie. Der Neugeldzufluss und die verwalteten Vermögen fielen höher aus als von Analysten erwartet. Das Kerngeschäft sei also noch intakt, stellt die UBS fest.


Abschreiber überrascht nicht
Der riesige Abschreiber kommt für Helvea-Analyst Peter Thorne nicht ganz überraschend. Er habe schon lange in der Luft gelegen, nur die Frage nach dem «wann» sei bis heute noch nicht beantwortet worden. Auch Vontobel-Analystin Teresa Nielsen hat ihren Angaben zufolge die Bilanzbereinigung erwartet. Bei gesamten immateriellen Vermögenswerten und Goodwill von 927 Mio CHF per Ende 2009 habe EFG damit rund 93% dieses Wertes abgeschrieben, rechnet sie vor.


Tiefe Bruttomarge enttäuscht
Die Abschreibungen herausgerechnet hat EFG im ersten Halbjahr 2010 den Reingewinn um 17% auf 88,4 Mio CHF gesteigert, was über den Analystenschätzungen lag. Enttäuschend seien jedoch der nur 1% höhere Ertrag und vor allem die tiefe Bruttomarge von 92 Basispunkten (BP). Analysten hatten im Durchschnitt mit einem Wert von 107 BP gerechnet, 2009 lag die Bruttomarge noch bei 109 BP. Als Gründe für den niedrigen Profit auf den verwalteten Vermögen orten Analysten die tiefe Zinsmarge (-8 BP) und die tieferen Beiträge von MBAM, CMA und DSAM (-7 BP).


Strategische Ziele «wenig ambitiös»
Basierend auf dem neuen Fokus Private Banking hat sich EFG für die nächsten drei Jahre neue strategische Ziele verschrieben. Diese werden von Keefe, Bruyette & Woods (KBW) als «wenig ambitiös» abgetan. So soll beispielsweise der so genannte «Kern-Reingewinn» im Geschäftjahr 2011 mindestens 200 Mio CHF betragen. KBW hatte in den eigenen Modellen einen Überschuss von 291 Mio CHF veranschlagt. Der Durchschnitt der Analysten-Schätzungen lag bei 270 Mio CHF und dürfte nun kräftig sinken, merkt Thorne von Helvea an.


Wendepunkt?
Mit Blick auf die Zukunft zeigen sich die Experten nach dem tiefen Schnitt für EFG jedoch deutlich zuversichtlicher. Die Visibilität sei nun deutlich höher und die Entwicklungen bei der Privatbank stimmten ebenfalls zuversichtlich. Der bis anhin bestehende Bewertungsabschlag der EFG-Aktie, der von den Bilanzproblemen herrührte, sei in Zukunft nun weniger gerechtfertigt. Der heutige Tag könnte den Wendepunkt für EFG darstellen, fassen es die UBS-Analysten zusammen. (awp/mc/ps/12)

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