Erez Alroy, Co-CEO SHL Telemedicine

von Patrick Gunti


Herr Alroy, im Mai präsentierten Sie gute Finanzergebnisse für das erste Quartal. Wie war der Fortschritt im zweiten Quartal und was sind Ihre Erwartungen für das gesamte Jahr?

Wir sind kontinuierlich gewachsen wie in den vorhergehenden Quartalen. Im deutschen Markt setzen wir unsere neue Business-to-Consumer-Initiative um. Noch ist es für verbindliche Angaben zu früh. Die ersten Reaktionen sind jedoch vielversprechend. Auch die Vorbereitungen für den Markteintritt in Grossbritannien sind im Gang. Alles läuft nach Plan.


Mit den 80?000 Abonnenten in Israel ist SHL der klare Marktführer im Heimmarkt. Wie wichtig ist die Präsenz von SHL in der Schweiz, dem übrigen Europa und in den Vereinigten Staaten?

Ausserhalb Israels liegt unser Fokus auf Deutschland und Grossbritannien. Von unserem medizinischen Monitorcenter in Düsseldorf aus überwachen und betreuen wir in Deutschland eine beträchtliche Anzahl von Patienten, die an kongestiver Herzinsuffizienz leiden. Mit unseren Geräten können die medizinischen Daten jederzeit von zu Hause aus übermittelt werden. Anfang dieses Jahres haben wir einen Notfall-Herzüberwachungsdienst basierend auf unserem EKG-Übermittlungsgerät, dem CardioSen?C? lanciert. In den USA werden unsere Produkte via eine Partnerschaft mit Philips vertrieben.


Welche weiteren Expansionsschritte sind geplant?

Wir wollen Ende Jahr den Notfall-Herzüberwachungsdienst auch in Grossbritannien auf den Markt bringen.



«Neu bieten wir auch Überwachungsdienste für Patienten mit Diabetes und chronischer Entzündung der Atemwege (COPD  oder chronic obstructive pulmonary disease) an.» Erez Alroy, Co-CEO SHL Telemedicine


Wie gross ist das Potenzial für Ihre Dienstleistungen in Grossbritannien?


Mit der Einführung des neuen Angebots für Privatkunden in Deutschland und Grossbritannien wollen wir mittelfristig einen Umsatz von USD 30 bis 60 Mio. generieren.


SHL Telemedizin spezialisiert sich auf die Auswertung von kardiologischen Daten, Überwachungs- und Betreuungsservices, wobei die Teilnehmer von zu Hause, dem Büro oder dem Ausland aus mit dem medizinischen Monitorcenter verbunden sind.  Welches sind die wichtigsten Telemedizinvorrichtungen?

Das wichtigste Tool ist unsere IT-Plattform. Sie enthält spezifische Daten für jeden Patienten. Jedes Mal wenn wir Daten von Patienten erhalten, werden Trends und wichtige Informationen aufgezeigt. Das erlaubt dem medizinischen Fachpersonal, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Das wichtigste Gerät für den Notfall-Herzüberwachungsdienst ist der CardioSen’C?, ein von der FDA zugelassendes, persönliches, digitales 12-Kanal-EKG-Übermittlungsgerät. Unsere Patienten, die an kongestiver Herzinsuffizient leiden, haben gewöhnlich eine Waage und ein Blutdruckmessgerät zu Hause; diese Geräte sind mit unserem IT-System im medizinischen Monitorcenter verbunden.

Neu bieten wir auch Überwachungsdienste für Patienten mit Diabetes und chronischer Entzündung der Atemwege (COPD  oder chronic obstructive pulmonary disease) an. Diese Patienten erhalten Geräte, mit welchen sie Zucker- und Atemwerte  und andere wichtige medizinische Parameter übermitteln können.


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Ihr medizinisches Monitorcenter gilt als weltweit führend in der Telemedizin. Was zeichnet es aus?

Wir betreiben vollausgebaute medizinische Monitorcenter in Tel Aviv und in Düsseldorf. Sie sind rund um die Uhr mit einem Arzt und medizinischem Personal besetzt. Verfügbarkeit ist oberstes Gebot ? und dank der medizinischen Daten jedes Patienten können Ratschläge, wenn immer benötigt, rasch erteilt werden. Selbstverständlich ist der Datenschutz wichtig. Wir garantieren, dass alle Patientendaten sicher sind.


Welche Ausbildung haben Ihre Angestellten im Monitorcenter?

Sie sind ausgebildete Pflegefachleute und Ärzte, wie Sie sie in jedem Spital finden werden. Viele von ihnen haben sich auf Herzkrankheiten spezialisiert.


Wie viele Kontakte werden pro Jahr in den Monitorzentren gezählt?

In 2009 waren es über  400?000 Anrufe in Israel und Deutschland. Dazu kamen über 1.5 Millionen Übermittlungen via telemedizinische Geräte, hauptsächlich von Patienten, die an kongestiver Herzinsuffizienz leiden.


Was geschieht bei einem Notfall?

Wenn ein Abonnent sich unwohl fühlt, ruft er im medizinischen Monitorcenter an. Von unserem geschulten medizinischen Personal wird er zu den Krankheitssymptomen befragt. Aufgrund dieser Angaben und den ans Monitorcenter übermittelten persönlichen EKG-Daten können wir entscheiden, ob wir eine Ambulanz schicken müssen, einen Arzttermin vorschlagen sollen oder den Patienten beruhigen können.



«Der Schlüssel zu unserem Erfolg ist der erstklassige Service. Das bedingt mehr Investitionen ins Personal als in die Technologie.»


Wie intensiv sind die Kooperationen mit Krankenversicherern?

In Deutschland basieren unsere Dienstleistungen für Patienten mit kongestiver Herzinsuffizienz auf Vereinbarungen mit Krankenversicherern. Wenn diese sich entscheiden, ihre Kunden durch SHL überwachen zu lassen, können wir bedeutende Kosteneinsparungen durch Verringerung von Hospitalisierungen zusichern. Zurzeit haben wir Vereinbarungen mit einem Dutzend Versicherungsgesellschaften und sind zuversichtlich, weitere Vereinbarungen abschliessen zu können.


Wie wichtig sind Forschung und Entwicklung für SHL Telemedicine?

Das ist sehr wichtig und darum investieren wir einige Millionen US-Dollar pro Jahr für die Entwicklung von neuen Dienstleistungen und Produkten. Gleichwohl: Der Schlüssel zu unserem Erfolg ist der erstklassige Service. Das bedingt mehr Investitionen ins Personal als in die Technologie.


Letzte Frage mit der Bitte, diese in einem Satz zu beantworten: Was ist das Faszinierendste in Ihren Job?

Im Geschäft: Innovationen auf den Markt bringen; auf persönlicher Ebene: Leben zu retten und den Kunden zu Sicherheit und somit zu besserer Lebensqualität verhelfen.


Herr Alroy, besten Dank für das Interview.





Zur Person:
Erez Alroy, Co-CEO von SHL Telemedicine.

Erez Alroy ist seit der Gründung von SHL im Unternehmen tätig. Vor seiner derzeitigen Position als Co-CEO war er Geschäftsführer von SHL Israel sowie Marketing- und Verkaufschef von SHL Israel. Erez Alroy hat ein MBA von der Hebrew University in Jerusalem.


 

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