Robert Wuttke, CEO be2

Von Helmuth Fuchs


Moneycab: Herr Wuttke, nachdem Sie als Geschäftsführer von Lycos und danach von Parship schon erfolgreich waren haben Sie mit be2 die beiden Welten zusammengeführt und schon über 20 Millionen Mitglieder gewonnen. Worin unterscheidet sich be2 von Angeboten wie Parship und ähnlichen Internet-Partnervermittlungen?


Robert Wuttke: Die Angebote der verschiedenen Plattformen sind nach aussen gesehen sehr ähnlich. Das hat damit zu tun, dass es sich um einen verhältnismässig jungen Markt handelt. Wir arbeiten mit be2 vor allem daran, die Fragen zur Partnerfindung noch weiter zu vereinfachen und gleichzeitig die Erfolgswahrscheinlichkeit zum Finden eines passenden Partners noch zu erhöhen. Eine demografische Aussonderung oder Segmentierung des Marktes ist bei uns kein Thema, da wir in diesem noch jungen Markt zuerst alle Menschen ansprechen wollen, die auf der Suche nach einer langfristigen Beziehung sind, ohne uns auf spezielle Nischen zu konzentrieren.&


Nach dem Start im Jahre 2004 realisierten Sie vor allem international ein rasantes Wachstum. Wie kam es zum strategischen Entscheid, zuerst in den nicht-deutschsprachigen Ländern zu wachsen und erst jetzt den «Heimmarkt» intensiver zu bearbeiten?


Als wir starteten, gab es nur in den USA (eHarmony) und in Deutschland (Parship) Anbieter mit einem ähnlichen Produkt. Wir haben in Deutschland unser Angebot kurz getestet, da wir hier Sprache und Kultur kennen und sind danach gezielt diejenigen Länder angegangen, in denen es noch kein Angebot gab. Für uns war hilfreich, dass wir mit geringen Investitionen (Selbstentwickelter Persönlichkeitstest in Zusammenarbeit mit externen Experten der Paarforschung, eigene Software-Entwicklung) und einer strategischen Vertriebsplattform (Kooperation mit FriendScout24) innerhalb von nur sechs Wochen schon Cash-Flow positiv waren und damit unser Geschäftsmodell beweisen konnten.



«In Indien ist es wichtig, die Kasten, die Religion und die Ernährungsweise zu berücksichtigen. Das Zubereiten von bestimmten Speisen kann bei der Partnersuche von grosser Wichtigkeit sein und muss Eingang in die Beurteilung finden. In Taiwan und China müssen wir die chinesischen Horoskope integrieren und in Brasilien berücksichtigen, dass die Frauen sehr viel initiativer sind als die Männer.» Robert Wuttke, CEO be2


Wie stellen Sie bei der immensen Anzahl von Mitgliedern und einem Wachstum von täglich 20?000 neuen Mitgliedern die Qualität der Mitglieder sicher?


Jedes Profil wird bei uns manuell frei geschaltet, das heisst, eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter prüfen die Angaben. Danach werden die Informationen auch immer wieder von automatischen Algorithmen überprüft. Als dritte Instanz agieren die Mitglieder selbst, welche auffällige oder falsche Angaben melden und so zur hohen Qualität beitragen.


Wie gross ist die Chance für ein Mitglied, wirklich einen Partner zu finden?


Unabhängige Marktforschungsinstitute messen jährlich die Erfolgsquoten in der Partnervermittlung. Dabei geben Onlinebenutzer an, in 25% – 40% der Fälle einen Partner online gefunden zu haben. Das an sich ist schon ein sehr hoher Wert. Dazu gewinnt «Online» sehr schnell an Bedeutung und rangiert in vielen Ländern heute schon auf dem dritten Platz nach «Schule/Ausbildung/Studium» und «Arbeitsplatz».


Wie sehen die Besitzverhältnisse von be2 aus und wie finanzieren Sie das rasante Wachstum?


70% des Unternehmens sind nach wie vor im Besitz des Gründerteams von 3 Personen, 30% halten verschiedene Investoren. be2 ist profitabel und kann das Wachstum aus eigenen Mitteln finanzieren.



«Wir waren bereits sechs Wochen nach dem Start im Jahr 2004 Cash-Flow positiv. Die ersten drei Jahre haben wir selbst finanziert und erst danach die nächste Wachstumsfinanzierung mit Investoren vorgenommen. Wir re-investieren Gewinne in unser weiteres Wachstum.»


Gibt es in den unterschiedlichen Ländern auch unterschiedliche Verhaltensweisen bei der Partnersuche, die sich auf die Funktionalität von be2 auswirken?


Solche Unterschiede bestehen und wir passen dazu jeweils unsere Fragen und die Funktionen an. So ist es zum Beispiel in Indien wichtig, die Kasten, die Religion und die Ernährungsweise zu berücksichtigen. Das Zubereiten von bestimmten Speisen kann bei der Partnersuche von grosser Wichtigkeit sein und muss Eingang in die Beurteilung finden. In Taiwan und China müssen wir die chinesischen Horoskope integrieren und in Brasilien berücksichtigen, dass die Frauen sehr viel initiativer sind als die Männer.


Bei Startups ist vor allem die Finanzierung immer wieder ein kontrovers diskutiertes Thema. Wie haben Sie die ersten Phasen von be2 finanziert, wo liegt heute das jährliche Investitionsvolumen und wann erreichten Sie die Gewinnschwelle?


Wie schon erwähnt, waren wir bereits sechs Wochen nach dem Start im Jahr 2004 Cash-Flow positiv. Die ersten drei Jahre haben wir selbst finanziert und erst danach die nächste Wachstumsfinanzierung mit Investoren vorgenommen. Wir re-investieren Gewinne in unser weiteres Wachstum.


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Gerade das Internet ist sehr geeignet, die eigene Person ins beste Licht zu rücken. Wie steht es mit dem Wahrheitsgehalt der bei be2 hinterlegten Profile, ist die Enttäuschung beim Sprung von der virtuellen in die reale Welt nicht vorprogrammiert?


Die Tendenz, sich in einem besseren Licht darzustellen, existiert tatsächlich. Da wir aber für den Persönlichkeitstest Fragen stellen, bei denen es nicht um «besser» oder «schlechter» geht, sondern die ein Profil für den Matching-Prozess ergeben, ist auch die Manipulationsgefahr gering, denn keine der Antwortmöglichkeiten erscheint besser oder wünschenswerter als die anderen.



«Unser Unternehmen ist nach sechs Jahren sehr gut aufgestellt und hat immer noch ein immenses Wachstumspotential. Falls ein Börsengang dazu hilfreich ist, prüfen wir diese Option. Mit mittlerweile 120 Mitarbeitenden haben wir eine respektable Grösse, um auch weitere Märkte erfolgreich zu erschliessen.»


Wie gehen Sie bei der Entwicklung eines neuen Marktes vor und welche Märkte gehen Sie als nächstes an?


Zuerst schätzen wir das Marktpotential ab, analysieren, wie schnell und zu welchen Kosten wir in diesem Markt Fuss fassen könnten und schauen, welche Vertriebskanäle sich zur Erschliessung des Marktes anbieten. Da wir in München erfahrene Mitarbeiter haben, welche sowohl die lokale Sprache und Kultur kennen, können wir die erste Phase der Markterschliessung zentral angehen. Falls die Entwicklung positiv verläuft, steht als nächstes die Etablierung eines lokalen Teams an.


Welche Altersgruppen sind am aktivsten bei der Online-Partnersuche und wie wirken sich Angebote wie Speed-Dating oder Blind-Dating auf Ihr Angebot aus?


Unsere Mitglieder sind mehrheitlich zwischen 30-50 Jahre alt und wissen oft aufgrund einiger Beziehungserfahrung ziemlich genau, was sie suchen. Speed- und Blind-Dating sind Randerscheinungen, die bei uns keine Bedeutung haben. Unser Fokus liegt darauf, wie wir den Matching-Prozess verbessern können und welche wissenschaftlichen Ergebnisse aus der Beziehungsforschung wir dazu nutzen können.


Welche Aufgaben haben bei Ihnen aktuell die höchste Priorität auf der strategischen und operativen Ebene?


Im Vordergrund steht immer noch das Wachstum. Unser Unternehmen ist nach sechs Jahren sehr gut aufgestellt und hat immer noch ein immenses Wachstumspotential. Falls ein Börsengang dazu hilfreich ist, prüfen wir diese Option. Mit mittlerweile 120 Mitarbeitenden haben wir eine respektable Grösse, um auch weitere Märkte erfolgreich zu erschliessen.


Online heisst auch, dass die Technologie ein entscheidender Erfolgsfaktor ist. Entwickeln und betreiben Sie die Plattform selbst?


Ja, wir haben dazu ein eigenes Entwicklungsteam in Armenien mit rund 50 Mitarbeitenden. Weltweit haben wir verschiedene Rechenzentren, um mit dem Wachstum auch Schritt halten zu können.


Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei. Wie sehen diese aus?


Meine Wunschvorstellung ist, dass wo immer ich bin, ich umgehend Informationen zu den mich umgebenden Menschen bekomme, ob diese in irgendeiner Weise zu mir passen. Es ist doch wahnsinnig, wie viele Menschen an uns vorübergehen, die vielleicht unser Wunschpartner sein könnten. Wir wissen aber nichts über sie und verpassen somit die Chance, sie kennen zu lernen.





Der Gesprächspartner:
Dr. Robert Wuttke, Gründer und CEO be2

Robert Wuttke studiert Geschichtswissenschaften und Soziologie in Hannover, Bielefeld und Trento (Italien). Im Jahr 1995 promoviert er nach seinem erfolgreichen Studienabschluss in der Fachdisziplin Soziologie. Für seine Promotionsabhandlung forscht Wuttke für jeweils ein Jahr am renommierten  Massachusetts Institute of Technology (M.I.T.) in Boston und beim CNRS in Paris.


Seine berufliche Laufbahn beginnt der Unternehmer im Jahr 1996 als Assistent für Strategie und Finanzen bei der Bertelsmann AG und übernimmt ein Jahr später erste Führungsverantwortung für zwei Profit Center bei der Bertelsmann-Tochter Heinrich Vogel Verlag in München. Auf Wunsch des Vostandsvorsitzenden der Lycos Europe N.V., Christoph Mohn, wechselt er zwei Jahre später innerhalb des Bertelsmann-Konzerns zu Lycos. Dort verhilft er als Geschäftsführer von Lycos Deutschland dem Online-Portal zum erfolgreichen Börsengang und verantwortet die Integration von Spray und Fireball in das Unternehmen. Unter der Leitung von Wuttke wird anschließend Lycos Österreich gegründet, das von allen Lycos-Länderorganisationen am schnellsten den Break Even erreicht. Seine Erfolgsbilanz kann sich sehen lassen: im Mai 2001 ist Lycos die Nummer zwei der Online-Portale im Markt nach T-Online.


Die Top Venture-Capital-Gesellschaft «Benchmark Capital» lädt Wuttke im Jahr 2001 zu einem Sabbatical nach London ein. Hier stößt er schnell auf das Geschäftsfeld der Partnervermittlung im Internet, ein Bereich mit bemerkenswertem Wachstumspotential. Bereits kurze Zeit später setzt er dieses Ziel mit der Gründung von be2 um und legt mit einem kleinen Team den Grundstein für den heutigen internationalen Erfolg des Unternehmens.


Seine Freizeit verbringt der glücklich liierte Familienvater am liebsten mit seinen beiden Kindern in den Alpen oder an den oberbayerischen Seen. Inspiration und neue Ideen findet er bei der Lektüre zahlreicher Bücher. Und zur Entspannung spielt Wuttke Klavier, um neue Kraft für die zahlreichen Vorhaben von be2 zu sammeln.


Das Unternehmen:
be2 ist eine der weltweit führenden Online-Partnervermittlungen und richtet sich an Menschen, die sich eine langfristige Beziehung wünschen. Mehr als 20 Millionen Mitglieder in 37 Ländern auf 6 Kontinenten vertrauen dem Service von be2. Zu Recht – denn mit Hilfe eines wissenschaftlich fundierten Persönlichkeitstests findet be2 genau die Partner, die wirklich zueinander passen und schafft damit die Voraussetzung für eine glückliche, erfüllende und stabile Partnerschaft.


In der Schweiz gibt es be2 bereits seit Mitte 2006, und mit etwa 200.000 Schweizer Singles (57 % weiblich, 43 % männlich) zählt be2 zu den größten lokalen Partnervermittlungen. Alle Altersstufen sind gut vertreten, doch der Großteil der Mitglieder ist zwischen 32 und 47 Jahre alt. Insgesamt bilden die be2 Mitglieder einen Querschnitt der Bevölkerung – sowohl was Alter und Geschlecht als auch Bildung und soziale Schicht betrifft.


 



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