US-Eröffnung: Verluste – Sorgen um China und schwache Daten
In der ersten Handelsstunde verlor der Dow Jones Industrial Average (DJIA) 0,94 Prozent auf 9.682,50 Punkte und stand damit so tief wie seit Oktober 2009 nicht mehr. Der breiter gefasste S&P-500-Index, der bereits vor zwei Tagen ein neues Jahrestief markiert hatte, sank um 1,23 Prozent auf 1.017,99 Punkte. An der Technologiebörse Nasdaq büsste der Composite-Index 1,53 Prozent auf 2.076,98 Punkte ein. Der Nasdaq-100-Index verlor 1,45 Prozent auf 1.713,87 Punkte.
Bereits vorbörslich hatte das US-Arbeitsministerium berichtet, dass die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche überraschend gestiegen sei. Dies und der unerwartet schwache Beschäftigungsanstieg im Privatsektor, den der Arbeitsmarkt-Dienstleister Automatic Data Processing (APD) am Mittwoch für den vergangenen Monat berichtet hatte, lassen nichts Gutes für den monatlichen US-Arbeitsmarktbericht am morgige Freitag erwarten.
Zudem hat sich die Stimmung der Einkaufsmanager im Verarbeitenden Gewerbe im Juni überraschend stark eingetrübt und die Zahl der noch nicht abgeschlossenen Hausverkäufe fiel im Mai auf einen Rekordtief. Dass die Bauausgaben im Mai nicht so stark wie befürchtet gesunken sind, fiel dem gegenüber ebenso wenig positiv ins Gewicht wie die Nachricht, dass die umfassendste Finanzreform in den USA seit der Grossen Depression vor 80 Jahren am Vorabend die entscheidende Hürde im Repräsentantenhaus genommen hat.
Aktien der Citigroup konnte ihre Anfangsgewinne nicht halten und verloren zuletzt deutliche 2,93 Prozent auf 3,65 US-Dollar. Das US-Finanzministerium verkaufte 1,1 Milliarden Aktien und fuhr damit seine Beteiligung an der Bank weiter nach unten. Der Anteil, den der Staat nach dem Zusammenbruch von Lehman übernommen hatte, um das angeschlagene Institut vor dem Zusammenbruch zu schützen, sank damit von knapp 27 auf nun 17 Prozent, was den Staatskassen einen Gewinn von rund zwei Milliarden Dollar einbrachte.
Ein milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm begrenzte indes bei den Yahoo-Papieren die Verluste – sie gaben nur um 0,22 Prozent auf 13,80 Dollar nach. Das Management des Web-Pioniers bekam dafür vom Verwaltungsrat einen Rahmen von drei Milliarden Dollar für drei Jahre bereitgestellt, wie der seit Jahren schwächelnde Internetkonzern am Vorabend mitgeteilt hatte. Der Portalbetreiber hatte im Online-Werbemarkt den Anschluss an den Internetkonzern Google verloren und sich in eine Kooperation mit dem weltweit führenden Softwarekonzern Microsoft gerettet. Diese spült endlich wieder Geld in die Kassen. Im ersten Quartal konnte das Internet-Unternehmen den Gewinn mit über 300 Millionen Dollar im Jahresvergleich gut verdoppeln.
Google muss allerdings weiter um die Lizenz für sein China-Geschäft bangen. Die Behörden prüfen noch den Antrag, mit dem das Unternehmen seinen Status als Anbieter von Internetinhalten erneuern will, meldete die chinesische Staatsagentur Xinhua. Es sei aber mit einer raschen Entscheidung zu rechnen. Zuletzt war Google der chinesischen Regierung im Streit um Zensurbestimmungen entgegengekommen und hatte angekündigt, die automatische Weiterleitung von Suchanfragen an seine chinesische Website auf die unzensierte Hongkonger Adresse abzuschalten. Die Aktien des Internetkonzerns büssten 2,01 Prozent auf 436,00 Dollar ein.
Eine erste Klage von iPhone-Nutzern gegen Apple und AT&T wegen Empfangsproblemen setzte zumindest die Apple-Aktien unter Druck. Zwei Anwaltskanzleien reichten eine Sammelklage gegen den Elektronikanbieter und den Telekomkonzern ein, der das Smartphone in den USA exklusiv vertreibt. Apple verloren 3,08 Prozent auf 243,78 Dollar. Eine Studie von Gartner zum Technologiesektor kam als Belastungsfaktor hinzu: Die Marktforschungs- und Beratungsfirma senkte ihre Wachstumsprognose für die weltweiten IT-Ausgaben in diesem Jahr. AT&T verloren lediglich 0,54 Prozent auf 24,06 Dollar. (awp/mc/ps/26)