EU-Schluss: Konjunktursorgen schicken Börsen auf Talfahrt
In Europa selbst drückte laut Händlern das Auslaufen eines Jahrestenders der Europäischen Zentralbank (EZB) auf die Stimmung. Der schwächere Euro und die unter Druck stehenden Rohstoffwerte sowie Kursverluste bei zyklischen Aktien deckten die Sorgen über die Entwicklung in der Eurozone auf, ergänzte ein Börsianer. Dazu schwappten konjunkturelle Molltöne aus Asien über, nachdem enttäuschende Wirtschaftsdaten aus Japan und die Unsicherheit über fiskalpolitische Bremsmassnahmen in China und Indien die dortigen Börsen ins Minus gedrückt hatten. Am Nachmittag versorgten schwache Daten zum Verbrauchervertrauen in den USA die Anleger mit weiteren negativen Nachrichten. Zusätzlich erhöhte die eingetrübte Charttechnik den Druck auf die europäischen Börsen weiter, so ein Börsianer.
Im europäischen Leitindex EuroStoxx 50 mussten sämtliche Werte Verluste hinnehmen. Besonders Banken gerieten unter die Räder. Schlusslicht waren die Aktien der Credit Agricole mit Abschlägen von 7,94 Prozent auf 8,350 Euro. Die Titel des spanischen Konkurrenten BBVA verloren 7,24 Prozent auf ebenfalls 8,350 Euro. Börsianern zufolge fürchteten sich Anleger vor einem möglichen Liquiditätsengpass bei spanischen Banken wegen des am Monatsende auslaufenden EZB-Jahrestenders. Institute aus Spanien hatten zudem von Problemen berichtet, im Interbankenhandel an Geld zu kommen. Unterdessen versprach EZB-Ratsmitglied Christian Noyer in einem Gespräch mit dem Radiosender «Europe 1», «die EZB wird sicherstellen, dass es keine Probleme gibt». Französische Banken dürften dem Präsidenten der französischen Notenbank zufolge keine Probleme mit der Rückzahlung haben, allerdings könnten Banken aus anderen Ländern «leiden».
Die Anteilsscheine von ArcelorMittal rutschten um 6,31 Prozent auf 22,785 Euro ab. Der weltgrösste Stahlproduzent muss mit einem Bussgeld aus Brüssel wegen verbotener Preisabsprachen rechnen. Die EU-Kommission habe bereits die Summe festgesetzt und werde die Entscheidung nach ihrer Sitzung an diesem Mittwoch oder in der kommenden Woche verkünden, verlautete aus Kreisen der Behörde.
Halbleiterwerte entwickelten sich nach einem enttäuschenden Ausblick des US-Speicherchipverkäufers Micron Technology etwas schwächer als der Markt. Micron übertraf zwar mit seinen Zahlen zum dritten Quartal die Erwartungen der Analysten, rechnet aber für das kommende Quartal bestenfalls mit einem leichten Wachstum im Vergleich zu den vergangenen Quartalen. ASML Holding verbilligten sich um 4,38 Prozent auf 22,820 Euro und STMicroelectronics gaben um 4,40 Prozent auf 6,523 Euro nach.
Die in London schwer gewichteten Minenwerte gehörten angesichts rückläufiger Rohstoffpreise nach der guten Vortagsentwicklung zu den grössten Verlierern. Rio Tinto gaben als «Footsie» Schlusslicht 6,39 Prozent auf 3.048,00 Pence ab und Xstrata büssten 6,07 Prozent auf 926,285 Pence ein.
Danone-Titel verbuchten indes als einer der besten Werte im Cac 40 «nur» einen Abschlag von 2,32 Prozent auf 44,250 Euro. JPMorgan hatte das Papier des französischen Nahrungsmittelherstellers von «Neutral» auf «Overweight» hochgestuft und das Kursziel von 40,50 auf 55,00 Euro angehoben. Das überdurchschnittliche Wachstumspotenzial rechtfertige den 25-prozentigen Kursaufschlag zum Sektor und werde die Aktie weiter beflügeln, schrieb Analystin Polly Barclay. (awp/mc/pg/31)