Lohngefälle bei grossen Unternehmen stieg 2009 an
So vergrösserte sich die Lohnschere zum Beispiel auch beim Chemiekonzern Clariant oder beim Reisekonzern Kuoni. Im Schnitt stieg der Lohn eines Konzernleitungsmitglieds im vergangenen Jahr bei den Unternehmen um 20%. Die Lohnschere – also das Verhältnis zwischen dem Durchschnittslohn auf der Teppichetage und jenem auf der untersten Gehaltsstufe der Unternehmen – vergrösserte sich um 18%. Seit 2002 hat sich die Lohnschere gar um 70% geöffnet.
Lohngefälle bei der UBS am stärksten angewachsen
Am stärksten stieg im letzten Jahr das Lohngefälle bei der UBS, wie es in der Mitteilung des Gewerkschaftsdachverbands Travail.Suisse heisst. Bei der Grossbank verschlechterte sich das Verhältnis zwischen den Löhnen der Topmanager und dem Tiefstlohn von 1 zu 51 im 2008 auf 1 zu 190. Dies entspricht einer Ausweitung der Lohnschere um 274%. Seit 2002 hat sich die Lohnschere bei der UBS allerdings um 25% geschlossen.
Entschädigungen: Brady Dougan Spitzenreiter
Bei der Credit Suisse (CS) betrug das Verhältnis zwischen den Topmanager-Löhnen und dem Tiefstlohn im 2009 gar 1 zu 590. Dies entspricht einer Steigerung von 203% im Vergleich zum 2008. Seit 2002 öffnete sich die Lohnschere um 151%. Der Chef der Grossbank, Brady Dougan, erhielt mit 90 Mio CHF gemäss Travail.Suisse die höchste Vergütung im 2009. Das ist 1812 Mal mehr als der tiefste Lohn bei der Grossbank. Gemäss Studien-Projektleiterin Yvonne Debrunner ist in den 90 Mio CHF das im März ausgelieferte Aktienpaket im Wert von 70 Mio CHF enthalten, das von einem langfristigen Programm aus dem Jahr 2004 stammte. Die CS kritisierte die von Travail.Suisse verwendete Zahl zum Lohn ihres Chefs. «Die korrekte Zahl wäre 19 Mio CHF. Dougan erhielt für 2009 einen Fixlohn von 1,25 Mio CHF sowie einen gesperrten Bonus von 18 Mio CHF,» sagte CS-Sprecher Marc Dosch. Travail.Suisse rechne Vergütungsanteile aus verschiedenen Jahren zusammen, was «irreführend» sei.
Vasella auf Platz zwei
Platz zwei belegt Novartis-Präsident Daniel Vasella mit 43 Mio CHF, was 752 Mal mehr ist als der Tiefstlohn beim Pharmakonzern, wie es weiter heisst. Vasella war 2009 sowohl CEO als auch Präsident von Novartis. Wegen der stetig steigenden Managerlöhne sei das wirtschaftliche Erfolgsmodell der Schweiz gefährdet, das auf Vertrauen, Anstand und einer funktionierenden Sozialpartnerschaft basiere, sagte Travail.Suisse-Präsident Martin Flügel vor den Medien in Bern. Manager und Politik litten unter «fortschreitendem Realitätsverlust», sagte Flügel weiter. Zudem reagierten die meisten Politiker «heuchlerisch» auf die hohen Managerlöhne, weil sie den Managern «hörig» seien.
Personalvertretung in VRs gefordert
Weil die Selbstregulierung versagt habe, fordere Travail.Suisse «grundlegende Veränderungen». So soll eine Personalvertretung in den Verwaltungsräten Einsitz nehmen. Eine solche stärkt nach Ansicht des Verbandes die Ausrichtung des Unternehmens auf lange Frist und binde die kurzfristige Gewinnmaximierung zurück. Die Stärkung der Aktionärsdemokratie alleine reiche nicht aus. Darüber hinaus fordert Travail.Suisse eine Begrenzung der Boni auf einen Monatslohn und das Verbot von Abgangs- und Antrittsentschädigungen. Zudem sollen die Unternehmen Boni ab 1 Mio CHF nicht mehr vom Gewinn abziehen dürfen, sondern versteuern müssen. Die Aktionäre sollen zudem künftig nicht mehr nur über die Entschädigung des Verwaltungsrates, sondern auch über die Managersaläre bestimmen können. (awp/mc/ps/13)