Topmanagement-Gehälter 2009 über alle Branchen hinweg gesunken

Bereits zum dritten Mal hat Towers Watson die Geschäftsberichte der 30 im SLI aufgeführten Unternehmen nach Vergütungshöhe und -struktur von Geschäftsleitung und Verwaltungsrat analysiert. Insgesamt zeigt sich, dass die Vergütungen des Topmanagements 2009 mehrheitlich gesunken sind, auch wenn durch die Einbindung der Vergütungswerte von UBS und der Credit Suisse ein gegenteiliger Eindruck entsteht. 


Vier Prozent weniger Entschädigung
Bereinigt man den Gesamtwert für die Topmanagement-Vergütung um die Durchschnittswerte der Finanzbranche, haben Geschäftsleitung und Verwaltungsrat 2009 rund 4% weniger verdient als 2008. Die Differenz zum Vorjahr wird sogar noch grösser, berücksichtigt man zusätzliche Sondereffekte wie Beförderungen und Stellenwechsel. Somit spiegelt nicht nur die Lohnentwicklung in der Finanzbranche, sondern auch diejenige in den anderen Branchen die wirtschaftliche Entwicklung des vergangenen Jahres wider: Die meisten Schweizer Unternehmen erlitten 2009 mehrheitlich Umsatz- und Gewinneinbussen. Eine derartige Korrelation von Unternehmensperformance mit der Vergütungsentwicklung zeichnete sich bereits schon für die Werte in 2008 ab.


CEO-Vergütungen noch nicht wieder auf Vorkrisen-Niveau
Die durchschnittliche Vergütung von Geschäftsleitung und Verwaltungsrat entspricht mit insgesamt 1,79% des Nettogewinns lediglich einem Bruchteil des Unternehmenserfolgs. Die Banken weisen in der Regel einen höheren Anteil auf, z. B. die Credit Suisse mit 8,7% für das zurückliegende Jahr. «Die stark leistungsabhängige Topmanagement-Vergütung atmet mit der Unternehmsperformance», beurteilt dies Hans Münch, Senior Consultant des Geschäftssegments Talents & Rewards bei Towers Watson. Die Zahlen der Towers Watson-Studie zeigen gleichzeitig, dass ? selbst unter Einbezug des Vermögenszuwachses für das Topmanagement der Finanzbranche ? die Vergütungen der CEOs von Schweizer Unternehmen noch nicht das Vorkrisen-Niveau erreicht haben: Sie liegen 2009 noch rund 20% unterhalb des Vergleichswerts vor der Krise (2006/2007).


Heterogene Entschädigungen der Verwaltungsräte
Die Gesamtvergütung eines ordentlichen VR-Mitglieds in SLI-Unternehmen beläuft sich 2009 auf durchschnittlich rund 301’000 CHF und ist im Vergleich mit dem Vorjahr leicht angestiegen (2008: 279’800 CHF). Dabei liegen die Industrie- und Konsumgüterhersteller oder Handelsunternehmen sehr nahe beieinander. Ausnahme sind die Finanzbranche und der Healthcare-Bereich, die eine höhere Vergütungsbandbreite aufweisen. Die Unterschiede in der Entschädigung scheinen sich 2009 jedoch zu konsolidieren: Während der Tiefstwert eines ordentlichen VR-Mitglieds von 108’000 CHF gegenüber 2008 (99’000 CHF; Swatch) angestiegen ist, ist der Höchstwert von 689’000 CHF gesunken (2008: 715’000 CHF; UBS).


Bescheidenere VR-Präsdienten
Im Gegensatz zu den ordentlichen Mitgliedern haben VR-Präsidenten 2009 insgesamt 17 % weniger verdient als noch im Vorjahr. Ein Anstieg dieser Entschädigungen war nur im Falle von personellen Wechseln und prominenten Neubesetzungen zu verzeichnen (z. B. Adecco). Die einzelnen Vergütungszahlen an der Spitze sind noch heterogener als bei den ordentlichen Mitgliedern: Sie schwanken in der Breite zwischen rund 163’000 CHF (Nobel Biocare) und 20.5 Mio. CHF (Novartis). Die aktuellen Angaben der Unternehmungen geben jedoch keinen Aufschluss darüber, ob die VR-Mandate Teilzeit- oder Vollzeitmandate sind bzw. welches Pensum die jeweilige Aufgabe verlangt. Die Marktpraxis zeigt, dass die Aktivität als Ausschussmitglied keine unbedeutende Nebentätigkeit mehr ist, sondern eine professionelle und mit hohem Risiko behaftetet Aufgabe, insbesondere im Audit- oder Compensation Committee.


Abnehmende Doppelmandate
Der Vergleich von VR-Präsidenten ist zumindest insofern besser möglich, als dass abnehmend Doppelmandate zu verzeichnen sind: 2009 waren nur noch zwei VR-Präsidenten gleichzeitig auch CEO (2008: 7), wobei sich diese Anzahl per 2010 auf eine einzige Person reduziert hat. Grundsätzlich erfüllen 2009 aber alle Unternehmen die Richtlinien der Offenlegung. So ist die Vergütung der VR-Mitglieder namentlich ausgewiesen.


Noivartis-CEO auch 2009 an der Spitze
Auch betreffend Ausweis der Geschäftsleitung befolgend die SLI-Unternehmen die bestehenden Mindeststandards an Transparenz. Die jeweils höchstbezahlten Geschäftsleitungsmitglieder wie auch das Gesamtgremium der Geschäftsleitung werden in den Geschäftsberichten 2009 offen deklariert. Wie bereits im Vorjahr erhält auch 2009 der CEO von Novartis die höchste Bezahlung (20.5 Mio. CHF), neu gefolgt von demjenigen der Credit Suisse (19.2 Mio. CHF) und dem höchstbezahlten Geschäftsleitungsmitglied der UBS (13.2 Mio. CHF). Das Vergütungsranking wird auch dieses Jahr am unteren Ende von Geberit (1.64 Mio. CHF) und der Swisscom (1.82 Mio. CHF) abgeschlossen.


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Offenlegung bei der Geschäftleitung befriedigend ? aber nicht vorbildlich
Im internationalen Vergleich hinkt die Schweiz 2009 in der Offenlegung der Geschäftsleitungsvergütung hingegen nach wie vor hinterher, da die Vergütung der Geschäftsleitungsmitglieder von lediglich sechs Unternehmen individuell ausgewiesen wird. Dazu zählen wie auch schon im Vorjahr die ABB, Adecco, Novartis, Petroplus und Roche. Neu hinzugekommen ist Baloise. Zu bemängeln ist auch, dass nicht alle SLI-Unternehmen die einzelnen Gehaltskomponenten offenlegen. Zwar veröffentlichen die meisten Firmen die aggregierten Vergütungen der Geschäftsleitungsmitglieder aufgegliedert in die einzelnen Bestandteile, jedoch sind letztere uneinheitlich aufgeführt. Die Vergleichbarkeit der einzelnen Unternehmen ist aufgrund dieser verminderten Transparenz jedoch nur eingeschränkt gewährleistet ? wie bereits 2008.


Auslaufmodell goldener Fallschirm
Bei den Abgangsentschädigungen für Geschäftsleiter greifen die Corporate Governance Codices. Zuwendungen in Form von Abfindungszahlungen, «Sign on Boni» an neue höchstbezahlte Geschäftsleitungsmitglieder oder sonstige vertragliche Verpflichtungen wurden nirgends explizit ausgewiesen. Zudem führen Unternehmen 2009 vermehrt konsultative Abstimmungen der Aktionäre über die Vergütungspolitik im Rahmen der Generalversammlung durch. Die Vorgaben der Finma hingegen werden erst 2010, wenn sie erstmals zum Einsatz kommen, greifen.


CEO-Vergütungen trotz Anstieg noch von Krise gezeichnet
Gegenüber 2007/2008 steigt in Europa die CEO-Direktvergütung wieder an. So auch in den SLI-Unternehmen, wo sich die CEO-Vergütung von einem Rückgang um 29% (2007/2008) zu einem Anstieg um 11% (2008/2009) entwickelt hat ? wohl ist hier aber der vorjährige signifikante Rückgang im internationalen Vergleich noch nicht kompensiert. Die Unternehmen des europäischen EURO STOXX weisen 2008/2009 den höchsten Anstieg in der CEO-Vergütungsentwicklung auf (19%), diejenigen des deutschen DAX im europäischen Raum den geringsten (9%). Einzig bei den Unternehmen des US-Index Dow Jones ist die CEO-Vergütung 2009 massiv gefallen (-29%). Dies mit Verzögerung, nachdem sie 2008 noch nicht von der Krise berührt waren. Trotz der insgesamt positiven Entwicklung befinden sich die CEO-Vergütungen aller Länder noch immer unter dem Niveau vor der Krise.


Schweizer CEOs müssen nicht darben
Die Schweizer CEOs sind proportional zur Unternehmensgrösse international gesehen überdurchschnittlich vergütet. Dies sowie auch der markante Anstieg der Schweizer CEO-Vergütungsentwicklung für 2008/2009 resultiert aber insbesondere aus den hohen Werten der Finanzbranche: «Vor allem der Vergütungszuwachs von UBS und der Credit Suisse verfälschen das Bild», so Hans Münch.


Bewertungen der Vergütungsentwicklung fordert differenzierte Analyse
Die vielfach geforderte Koppelung der Vergütung des Top-Managements mit der wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens ist heute Realität. Somit bedeutet die wirtschaftliche Erholung grundsätzlich einen Anstieg der variablen Vergütung des Top-Managements. Dies ist 2009 in signifikantem Masse nur bei den beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse zu verzeichnen. Durch ihre Dominanz in der positiven Salärentwicklung entsteht ein irreführender Gesamteindruck. «Um die Vergütungsentwicklung des Topmanagements aussagekräftig zu interpretieren, ist eine differenzierte Betrachtung der einzelnen Branchen nötig», betont Hans Münch. Der Weiteren müssen gemäss dem Vergütungsexperten Faktoren wie beispielsweise Positionswechsel oder Stellenprozente bei der Bewertung berücksichtigt werden. «Wenn ein Geschäftsleitungsmitglied zum CEO befördert wird, ist klar, dass die Entschädigung ansteigt», so Münch. Zu bedenken sei schliesslich, dass gewisse Vergütungswerte zum Auszahlungszeitpunkt kommuniziert wurden, ohne zu berücksichtigen, dass sie Teil eines mehrjährigen Vergütungsplanes sind.


Kennzahlen mit Augenmass zu betrachten
Auch bei der Beurteilung von Kennzahlen ist Augenmass zu bewahren: Der Total Shareholder Return, d. h. die Veränderung des Aktienkurses und die wiederinvestierte Dividende, wird zwar häufig als wichtiger Indikator für die Bewertung der Unternehmensleistung herangezogen. In der Einjahresbetrachtung ist er aber kaum aussagekräftig: 2009 mussten die meisten Schweizer Unternehmen Umsatz- und Gewinneinbussen hinnehmen, ihre Aktienkurse profitierten aber von einem aussergewöhnlich guten Börsenjahr. In Folge sank das Ergebnis pro Aktie bei gleichzeitig erhöhtem Aktienkurs. Gemäss Münch muss der Total Sharehold Return längerfristig und im Konzert mit anderen Performance-Messgrössen betrachtet werden: «Aufgrund der volatilen Börse ist der Total Shareholder Return erst dann eine Kennzahl für die Bewertung der unternehmerischen Leistung, wenn er über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren betrachtet wird.» (towers watson/mc/ps)


Bezug der Studienzusammenfassung
Eine Zusammenfassung der Analyse «Topmanagement-Vergütung SLI 2009» ist kostenlos elektronisch zu beziehen bei Alexandra Kühn, Tel.: 043 300 56 64 / E-Mail: [email protected] .


Über Towers Watson
Als eines der weltweit führenden Beratungsunternehmen unterstützt Towers Watson ( www.towerswatson.com ) Organisationen in der Optimierung ihrer Performance durch effektive Lösungen im Personal-, Finanz- und Risiko-Management. Weltweit beschäftigt Towers Watson ca. 14’000 Mitarbeiter. In der Schweiz ist Towers Watson mit Büros in Zürich und Lausanne vertreten.

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