Deutsche-Bank-Chef Ackermann steht zu Griechen und bremst Kritiker
Ackermann war massgeblich an der Zusage deutscher Banken und Versicherer beteiligt, sich weiterhin in Griechenland zu engagieren und sich freiwillig am Milliardenrettungspaket für Athen zu beteiligen.
Von Kritik nicht beirren lassen
«Dass diese und andere Anstrengungen nicht immer und überall honoriert, ja manchmal von interessierten Kreisen sogar diskreditiert werden, darf uns nicht beirren», sagte Ackermann. Die deutschen Finanzinstitute hatten sich bereiterklärt, griechische Anleihen nicht abzustossen und Kreditlinien für den hoch verschuldeten Mittelmeerstaat und seine Banken nicht zu kappen. Dies war etwa von der SPD als «absolute Nullnummer» kritisiert worden.
Umstrittene Aussagen in ZDF-Talkshow
Nachdem Ackermann Mitte Mai auch noch in einer ZDF-Sendung vor einem Millionenpublikum Zweifel an Athens Zahlungsfähigkeit äusserte («Ob Griechenland über die Zeit wirklich in der Lage ist, diese Leistungskraft aufzubringen, das wage ich zu bezweifeln.»), hagelte es Kritik. Der Schweizer konterte am Donnerstag: «Die grossen Anleger brauchen keine Talkshows, um sich eine Meinung zu bilden, die kleinen sehr wohl.» Auch Ökonomen haben trotz Milliardenhilfe Zweifel, dass Griechenland aus der Krise kommt.
Wirtschaftliche Erholung bedroht
Die gigantischen Schuldenberge vieler Euro-Länder bedrohen auch nach Ackermanns Einschätzung die wirtschaftliche Erholung. Die Aussichten für 2010 seien «weiterhin durch ein hohes Mass von Unsicherheit geprägt». Die Nachwehen der Finanzkrise sowie neue Probleme wie der Druck auf den Euro machten es nicht leichter, den richtigen Zeitpunkt für einen Ausstieg aus den staatlichen Stützungsprogrammen und einen Einstieg in neue regulatorische Massnahmen zu finden.
Finanzsystem muss stabiler werden
Weltweit werden verschiedene Ansätze diskutiert, um Spekulation einzudämmen und die Finanzbranche an den Folgen der Krise zu beteiligen. «Keine Frage: Wir müssen das Finanzsystem stabiler machen und Schwächen, die sich in der Krise gerade auch bei Banken gezeigt haben, konsequent beseitigen», sagte Ackermann. «Davon gibt es eine ganze Reihe: zu wenig Eigenkapital und Liquidität, zu viel Risiko, zu wenig Transparenz, falsche Anreize und einiges mehr.»
Richtiges Mass an Regulierung zu finden
Es gelte jedoch, «das richtige Mass, die richtige Balance an Regulierung zu finden». Der Banker betonte: «Verbalattacken auf sogenannte Spekulanten und Polit-Rhetorik, die von einem ‹Krieg› zwischen Märkten und Staat spricht, sind einem solchen Dialog nicht zuträglich und nicht zielführend.»
Reputation der Deutschen Bank kaum beschädigt
Ackermann war im Verlauf der Finanzkrise immer wieder zur Zielscheibe von Kritik geworden. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) nahm erst kürzlich in einem Interview noch einmal Ackermanns umstrittenes Rendite-Ziel unter Beschuss. Der Deutsche-Bank-Chef versicherte, er nehme den «Ansehensverlust der Bankenbranche insgesamt» ernst. «Banken operieren nicht im luftleeren Raum, sie sind Teil der Gesellschaft, in der und für die sie tätig sind.» Die Reputation der Deutschen Bank habe aber während der Krise «nur vorübergehend und vergleichsweise wenig» gelitten.
Eigenkapitalrendite von 25 % bleibt Ziel
An seinem Ziel einer Eigenkapitalrendite von 25 Prozent vor Steuern hält der Deutsche-Bank-Chef ebenso fest wie an der Vorgabe, bis 2011 einen Vorsteuergewinn von zehn Milliarden Euro zu erzielen. In der gegenwärtigen Situation habe die Kapitalstärke der Bank oberste Priorität, betonte Ackermann. Das erste Quartal habe aber gezeigt, dass der Konzern gut aufgestellt sei.
Im ersten Quartal steigerte das grösste deutsche Institut seinen Überschuss auf 1,8 (Vorjahresquartal: 1,2) Milliarden Euro. Das Krisenjahr 2009 hatte der deutsche Branchenprimus mit einem Überschuss von 5,0 Milliarden Euro abgeschlossen, vor Steuern standen 5,2 Milliarden Euro in den Büchern. (awp/mc/pg/11)