CH-Schluss: Sehr fest im Sog der US-Börsen
Schlechter als erwartete US-Daten zum Wirtschaftswachstum und zum Arbeitsmarkt konnten den positiven Trend nur kurzzeitig bremsen. Die Wall Street reagierte bis zum Börsenschluss in Europa mit kräftigen Ausschlägen auf die Aussagen aus China, nach einem deutlichen Minus am Vortag.
Das Blue-Chips-Barometer SMI schloss um 2,23% höher auf 6’305,18 Punkten (Tageshoch: 6’313). Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewann um 2,45% auf 967,22 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 2,49% auf 5’576,77 Punkte.
Richemont (+0,5%) erholten sich im Tagesverlauf von den Verlusten nach Geschäftszahlen, blieben jedoch schwächster Wert im SMI/SLI. Der Genfer Luxusgüterkonzern musste sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn einen Rückgang hinnehmen. Anleger hätten sich vor allem beim Gewinn mehr erhofft, hiess es am Markt. Zudem hatten die Titel am Vortag mehr als 5% gewonnen.
Swatch (+1,8%) wurden zunächst in Sippenhaft genommen. Positiv wirkten sich später Nachrichten vom Kooperationspartner Tiffany aus, der US-Edeljuwelier konnte den Gewinn im ersten Quartal mehr als verdoppeln.
An die Tabellenspitze rückten am Nachmittag Nobel Biocare (+6,2%) vor. Marktteilnehmer verwiesen vor allem auf Deckungskäufe nach positiven Kommentaren von Banken und Brokern. Allerdings wurden auch Übernahme- und Rücktrittsgerüchte angeführt.
UBS (+3,0%), CS (+1,7%) und Julius Bär (+2,8%) tendierten freundlich. CS wurden teils von Verkäufen aus dem Ausland belastet. Bei Julius Bär gab es eine Höherstufung durch die UBS auf «Neutral» von zuvor «Sell». Grössere Aufschläge verbuchten die Assekuranzen, vor allem Swiss Re (+4,5%) und Bâloise (+5,6%).
Freundlich präsentierten sich unter den Zyklikern vor allem ABB (+4,3%), was auf Deckungskäufe zurückgeführt wurde. Ebenfalls sehr gefragt waren Clariant (+4,2%), Petroplus (+4,2%) und Holcim (+3,5%).
Für Kühne + Nagel (+2,6%) hob das CS-Aktienresearch das Rating auf «Outperform» von bisher «Neutral» an. Unterstützend wirkten auch die soliden Frachtstatistiken des Branchenverbandes IATA, hiess es im Handel.
Unterdurchschnittlich tendierten defensive Werte. Bei Novartis (+1,6%) verwiesen Händler auf das Scheitern des Produktkandidaten EPO906 bei der Behandlung von Eierstockkrebs. Allerdings habe es hierbei ohnehin um ein risikobehaftetes Projekt gehandelt, für das sie keine Schätzungen in ihre Modelle hätten einfliessen lassen, so die Researchabteilung der Bank Vontobel.
Roche (+1,7%) wurden von den Investoren zeitweise bevorzugt. Der Pharmakonzern hat einen Rechtsstreit mit dem Biotechnologie-Unternehmen Qiagen über Vertriebsrechte für gewisse Diagnostika beigelegt. Nestlé als weiteres Schwergewicht rückten 2,3% vor.
Syngenta (+1,3%) rutschen im Laufe des Nachmittags in negatives Kursterrain ab, fingen sich jedoch wieder. Der Grund dafür lag bei einer erneuten Gewinnwarnung des Erzrivalen Monsanto. Eine am Berichtstag von Syngenta vermeldete Übernahme war nach Ansicht von Marktbeobachtern aufgrund der bescheidenen Grösse kaum kurswirksam.
Im breiten Markt gewannen Transocean 8,6% nach Medienberichten, wonach der Einsatz «Top Kill» des Ölkonzerns BP zur Stopfung des Bohrlochs im Golf von Mexiko offenbar weitgehend erfolgreich war.
Deutlich aufwärts ging es auch für Schaffner (+9,9%), Affichage (+8,8%) und Schmolz+Bickenbach (+8,4%)
OC Oerlikon verloren am dritten Tag der Kapitalerhöhung 7,8%, nach zwei starken Vortagen. Ein Zeitungsartikel, wonach das Unternehmen weiteren Stellenabbau plane, sei indes «alter Wein in neuen Schläuchen», so ein Branchenkenner. (awp/mc/pg/29)