Ahmed Al-Janahi, Managing Director Noor Takaful
von Gérard Al-Fil
Moneycab: Dr. Ahmed Al-Janahi, Sie bieten seit Kurzem islamische Versicherungen online an, oder Takaful, wie man sie nennt. Warum optieren Kunden der Noor Islamic Bank für diesen in der Golfregion noch kaum bekannten Vertriebskanal?
Ahmed Al-Janahi: Eine Takaful-Versicherung verbindet Geld mit Glauben. Scharia-konforme Versicherungen waren noch nicht in allen Ländern erhältlich. Zudem waren die Vertriebskanäle noch nicht so ausgereift, wie man es als vernetzter Kunde erwarten würde. Bei Noor Takaful haben wir mit Noortkaful.com die erste e-Plattform geschaffen, mit der Kunden Versicherungen online ordern können. Der Kanal kam sehr gut an. Wir haben Kunden 60 verschiedener Nationalitäten. Die zweitgrösste Gruppe stellen überraschenderweise die Emirati. Dies, obwohl die Emirati nur 10 Prozent der Bevölkerung in den VAE (4,7 Mio. Einwohner) stellen.
Die Menschen in den Golfstaaten legen bekanntlich Wert auf persönliche Beratung. Wie ist der Erfolg von Noortakaful zu erklären?
Neue Generationen treten in den Markt ein. Islamische Versicherungen sind vor allem bei jungen Muslimen beliebt. Da liegt es auf der Hand, dass die technologisch versierte Klientel ihre Policen auch am Laptop oder per iPhone einkauft.
Sind Ihre Kunden aus den 60 Nationen ausschliesslich arabisch-muslimisch?
Das möchte man annehmen. Tatsächlich zählen wir aber immer mehr Nicht-Muslime aus westlichen Ländern zu unseren Kunden. Engländer, Deutsche, Südafrikaner,… es sind in den Emiraten lebende Ausländer, Expats wie man sagt.
«Ernst and Young progostiziert, dass Takaful im 2010 die Marke von 9 Miliarden Dollar erreichen wird. Ausserdem bricht die Industrie zu neuen Ufern auf.» Al-Janahi, Managing Director Noor Takaful
Weil die Auswahl so klein ist?
Eher, weil jeder vergleichen kann und sieht, dass islamische Versicherungen weniger riskant sind als ihre konventionellen Pendants. Bei Takaful werden die eingezahlten Beiträge «gepoolt» und von einer Gesellschaft namens Wakala treuhänderisch verwaltet. Nicht nur scheiden unislamische Investments in Aktien von Alkohol- und Waffenherstellern aus, sondern auch spekulative Anlagen wie Hedge Fonds, «Junk Bonds», Derivate oder Wertpapiere von stark fremd finanzierten Unternehmen. Diese Scharia-konforme Anlagestartegie bietet einen besseren Schutz für die Versichertengemeinde, egal ob Sie Muslim sind oder nicht. Takaful gibt es sowohl für das Auto als auch für den Schutz des Lebens. Die Letztere nennen wir auch Family Takaful.
Das sehr junge Takaful-Segment wuchs bislang um über 20 Prozent pro Jahr. Ein Pyrussieg für die Islamic Finance? Wie will die Branche dieses Wachtsum aufrecht erhalten?
Indem sie mehr Versicherte überzeugt, von ihrer konventionellen Police auf eine islamische zu wechseln. 2008 wuchs das Volumen sogar um 29 Prozent auf 5,3 Milliarden Dollar. Ernst and Young prognostiziert, dass Takaful im 2010 die Marke von 9 Miliarden Dollar erreichen wird. Ausserdem bricht die Industrie zu neuen Ufern auf. In England und in Luxemburg wurden jüngst Takaful-Anbieter zugelassen. Malaysia, mit 15 Takaful-Operatoren schon jetzt das Takaful-Mekka in Südostasien, lässt ständig neue Marktteilnehmer zu. Wir sind zuversichtlich für die weitere Entwicklung.
Wie wird sich das Golf-Emirat für die Versicherungsbranche, ob islamisch oder konventionell entwickeln? Im Dubai International Financial Centre (DIFC) sind 34 Versicherer und versicherungsnahe Unternehmen ansässig, die jedoch ausserhalb des DIFC unter VAE-Recht nicht vollumfänglich operieren dürfen. Schadet diese Dichotomie nicht der Branche?
Wir glauben, das Dubai-Modell sollte so weiter geführt werden. Die lokalen Zulassungsmodi sind komplizierter als unter dem DFSA-Regime. Das DIFC unter der Aufsicht der Dubai Financial Services Authority hat mehr Versicherer, auch überregionale, nach Dubai gelockt. Deshalb sollte das Modell unserer Ansicht nach nicht zur Diskussion stehen.
Zur Person
Dr. Ahmed Al-Janahi (der Name wird Dschanahi ausgesprochen) gilt mit 22 Jahren Erfahrung bei Banken und Versicherern am Persischen Golf zu den am besten vernetztesten Finanz-Executives. Er ist Managing Director bei Noor Takaful und Group Executive Director bei Noor Islamic Bank in Dubai. «Die Noor», wie das Geldhaus auch genannt wird, ging Anfang 2007 als an den Start. Der Name Al-Janahi ist am Persischen Golf Synonym für Banking. Der Janahi-Clan führt in Bahrain die grösste islamische Investmentbank Gulf Finance House. Al-Janahi führt einen Doktortitel in Strategic Management der University of Bradford (GB), einen MBA der University of Bahrain sowie zwei weitere akadamische Master-Abschlüsse.
Das Unternehmen
Noor Takaful Family (NTF) wurde am 15. Mai 2008 als Tochter der Noor Investment Group in Dubai gegründet. NTF bietet ausschliesslich Versicherungen auf der Grundlage der koranischen Rechtsprechung Scharia an. Die Noor Investment Group gehoört zu 90% der staatlichen Dubai Group und zu 10% der Noor Islamic Bank.