CH-Schluss: Grosse Nervosität, zum Schluss mässige Verluste

Kurz nach Eröffnung der US-Märkte um 15.30 Uhr erreichte der SMI ein neues Jahrestief bei 6’117 Punkten. Das wichtigste Schweizer Aktienbarometer stand damit wieder so tief wie vor der Verabschiedung des grossen Euro-Rettungspaketes vor knapp zwei Wochen.


Da sich die US-Märkte nach einer schwachen Eröffnung aber erholten und zur Zeit des Europaschluss gar klar im Plus tendierten, gingen die Verluste am hiesigen Markt bis zum Handelsschluss noch deutlich zurück. Für zusätzliche Volatilität sorgte am Freitag der kleine Eurex-Verfall.


Am Schluss verlor das Blue-Chips-Barometer SMI noch 0,89% auf den Stand von 6’206,59 Zählern, im Wochenvergleich gab es ein Minus von 3,5%. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor am Freitag 0,40% auf 950,24 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,66% auf 5’482,85 Einheiten.


Laut Marktteilnehmern dominiert an den Märkten weiterhin die Unsicherheit über die finanzielle Stabilität der Eurozone und mögliche weitere Regulierungen der Finanzmärkte. Dazu seien zuletzt auch Sorgen über eine Ausbreitung der europäischen Schuldenkrise auf die Realwirtschaft gekommen. «Der Handel wird vor allem von politischen und gesamtwirtschaftlichen Aspekten dominiert, Unternehmensnachrichten sind dagegen eher nebensächlich», sagte ein Händler in Zürich.


Die Nervosität sowie die Volatilität dürften weiter hoch bleiben, sind sich die Marktteilnehmer einig. Der Volatilitätsindex VSMI, der die Schwankungsbreiten misst, hat denn auch zuletzt einen Stand von über 30 Punkten und damit das höchste Niveau seit mehr als einem Jahr erreicht. «Die Marktteilnehmer sollten sich anschnallen», riet ein Händler angesichts der stark schwankenden Kurs. Viele Händler sprechen allerdings aufgrund der jüngsten Kursverluste zuletzt von einer «Übertreibung nach unten», so dass jederzeit auch eine Erholung im grösseren Stil möglich sei.


Für einmal waren die defensiven Werte hauptverantwortlich für den schwachen Index. So waren mit Roche (-2,2), Nestlé (-2,1%) und Novartis (-1,2%) alle drei Indexschwergewichte unter den grössten Verlierern zu finden. Dass Roche Studiendaten zu diversen Medikamenten präsentierte, wurde von Anlegern im gegenwärtigen Umfeld kaum wahrgenommen. Schwächster Wert unter den Blue Chips waren die ebenfalls defensiven Synthes (-4,3%).


Die Bankentitel hielten sich zum Schluss gut und beendeten den Tag alle klar im Plus (Julius Bär +2,0%, CS +1,1%, UBS +0,7%). Das Sentiment wurde hier positiv beeinflusst von der Tatsache, dass sich in der SVP-Fraktion offenbar eine Kehrtwende in Richtung einer Zustimmung zum UBS-Amtshilfeabkommens abzeichnet. Die Meldung in der Presse, dass die CS den Immobilienfonds Euroreal nach hohen Abflüssen eingefroren hat, beeinflusste die Kurse hingegen kaum.


Grösste Gewinner unter den Blue Chips waren GAM (+2,9%) und Clariant (+2,0%). Bei letzteren hat Morgan Stanley das Kursziel erhöht, das Rating aber bei «Untergewichten» belassen. Bei ABB (+2,0%) wurde im Handel auf einen Auftrag der italienische Tochter in Kuwait verwiesen, aber auch auf den Kursverfall der letzten Wochen. «ABB kam in der letzten Zeit unter die Räder, da besteht nun Aufholbedarf», sagte ein Beobachter.


Im breiten Markt haussierten die Aktien von Cytos (+18,7%). Das Biotechnologie-Unternehmen konnte nach mehreren Fehlschlägen am Morgen endlich wieder einmal mit positiven Studienergebnissen aufwarten.


Feintool avancierten nach Vorlage der Halbjahreszahlen um 2,4%. Das im Bereich Feinschneide- und Umformtechnologie tätige Unternehmen schaffe mit Volldampf den Ausstieg aus der Krise, kommentierte die Bank Vontobel. Orascom DH (+2,7%) hat eine Vereinbarung für ein Öko-Stadt-Projekt in Cornwall unterzeichnet.


Unter den grössten Verlierern waren OC Oerlikon (-7,8%) zu finden, die damit die Berg- und Talfahrt der vergangenen Tage fortsetzten.


(awp/mc/hfu/30)

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