CH-Delegation feilscht in Aserbaidschan um Energiesicherheit
Ob die Schweizer in Zukunft aserbaidschanisches Gas importieren, hängt stark von der Türkei ab: Sie arbeitet zurzeit mit Aserbaidschan an einem Vertrag, unter welchen Bedingungen das Gas durch ihr Territorium transportiert wird. Gelingt der Deal, könnten Schweizer Firmen beginnen, mit Aserbaidschan über Gaslieferungen zu verhandeln.
Beteiligte meldeten «gute Fortschritte»
In ein paar Tagen oder Wochen sollen die letzten Details zwischen Aserbaidschan und der Türkei bereinigt sein, wie Conradin Rasi vom Bundesamt für Energie (BFE) am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur SDA sagte. Die an den Verhandlungen Beteiligten meldeten «gute Fortschritte». Rasi war am Donnerstag von einer Reise nach Aserbaidschan zurückgekehrt, wo Schweizer Energiewirtschafts- und Wissenschaftsvertreter sowie Parlamentarier Vertreter aus Politik und Wirtschaft getroffen haben.
Trans Adriatic Pipeline (TAP)
Schon in wenigen Jahren könnte Erdgas aus Aserbaidschan durch die Türkei nach Griechenland und Albanien fliessen. Durch die Trans Adriatic Pipeline (TAP), welche die Schweizerische EGL und die norwegische Statoil bis 2015 bauen wollen, soll es dann nach Italien gelangen. Damit könnte auch die Schweiz einen allfällig höheren Gasbedarf decken.
Abhängigkeit verhindern
Aserbaidschan will ein neues Gasfeld erschliessen. Der Vertrag mit der Türkei ist die Grundlage zur Vermarktung des Gases. «Ein Abkommen mit Aserbaidschan ist für uns – neben einem Vertrag mit dem Iran – interessant, damit wir Gas aus möglichst vielen verschiedenen Quellen beziehen können», sagte EGL-Mediensprecher Roger Welti.
Jährlich 5,5 Milliarden Kubikmeter Gas ab 2011
Die EGL hatte im März 2008 mit dem Iran einen umstrittenen Gas-Deal abgeschlossen. Im Beisein mit Bundesrätin Micheline Calmy-Rey einigten sich die Axpo-Tochter und der Iran auf einen Liefervertrag über jährlich 5,5 Milliarden Kubikmeter Gas ab 2011. Der Transport durch die Türkei ist derzeit noch nicht geregelt. Mit der Lieferung von Gas stiege die Bedeutung von Aserbaidschan für die Schweiz: Aus dem Staat am kaspischen Meer stammte im Jahr 2009 die drittgrösste Menge Rohöl, die in die Schweiz importiert wird. Im Oktober versicherte der aserbaidschanische Präsident Ilcham Alijew bei einem offiziellen Besuch in der Schweiz zudem, sein Land könne «innert kurzer Zeit» Öl und Gas liefern.
Auch Interesse an Alternativenergie
Diktator Alijew zeigt aber nicht nur grosses Interesse an Gas und Öl: «Präsident Alijew hat bereits mehrmals kundgetan, dass er in erneuerbare Energien und Energieeffizienz investieren will», sagte Rasi vom BFE. Das Land habe ein grosses Potenzial in den Bereichen Wind, Sonne und Wasserkraft. Auf der Reise hätten auch dazu viele Kontakte stattgefunden. Im März habe Alijew zudem eine Agentur geschaffen, welche die Entwicklung von alternativen Energien vorantreiben soll. Dazu benötigt er das Wissen und die Technologien der Schweiz: Auf der Delegiertenreise ging es deshalb um Forschungsprojekte, Investitionsmöglichkeiten und Schweizer Know-how im Bereich Erneuerbare Energien. (awp/mc/gh/33)