ADEV Windkraft AG: Der erste Windpark im Kanton Jura

Nur vier Wochen hatte die Endmontage der beiden Windturbinen aus Deutschland in Anspruch genommen. Mit allen Vorbereitungs- und Ergänzungsarbeiten dauerte die gesamte Bauzeit jedoch ein halbes Jahr: So mussten die Zufahrtswege für den Riesenraupenkran angepasst und teilweise wieder rückgebaut werden, ausserdem wurde das Stromnetz zur Einspeisung der produzierten Kilowattstunden verstärkt (ausgeführt durch die BKW-FMB). Eine weitere Herausforderung waren das Vorbereiten der Sockelfundamente mit Armierungseisen und letztlich das Giessen des minutengenau angelieferten Betons. Diese Aufgabe war einer europaweit im Windenergie-Anlagenbau tätigen Firma anvertraut worden. Mehrere jurassische Unternehmen teilten sich in die weiteren Bauarbeiten und steuerten hier ihr Know-how bei.


Gut gestartet
Die Inbetriebnahme der beiden, vor Ort «Grandes Dames» genannten Anlagen erfolgte wenige Tage nach der Endmontage. Seither wird in Saint-Brais erfolgreich Wind geerntet: Nach einem halben Jahr Betrieb liegt die Produktion gut in den berechneten Prognosen aufgrund der Windmessungen.


Strenge, nachvollziehbare Kriterien
In der Schweiz wird für die Realisierung eines Windenergiestandortes nichts dem Zufall überlassen. Wer eine Baubewilligung will, muss zahlreiche Kriterien erfüllen: Zum Beispiel sollte der Standort – mit Ausnahmen – nicht in einem Schutzgebiet sein, es müssen ausreichend gute Windstärken vorliegen, es dürfen sich im Umkreis von 300 Metern keine bewohnten Gebäude befinden und Flora und Fauna (speziell Vögel und Fledermäuse) dürfen durch die Windturbinen nicht gefährdet werden.


Breite Bürgerbeteiligung
Die 1985 in Liestal (BL) gegründete ADEV Energiegenossenschaft betreibt die effiziente Nutzung erneuerbarer Energien gemäss den Vorgaben «umweltgerecht, dezentral, mit Bürgerbeteiligung». Der Windpark in Saint-Brais ist ein Musterbeispiel dieser Firmenphilosophie: Bei Mindestbeteiligungen von 3’000 Franken wurden 3,9 Millionen Franken in Aktienform im breiten Publikum platziert. Und der produzierte Ökostrom wird – «naturemade star» zertifiziert – dem Stadtzürcher Energieversorger EWZ verkauft.Zwar wird der Strom vor Ort ins Netz der BKW-FMB eingespeist, beliefert werden jedoch die EWZ, welche damit ihre Kundschaft versorgen. Im Frühjahr 2009 stimmten die Zürcherinnen und Zürcher einem Ökostromkredit von 200 Millionen Franken zu. Die Windturbinen von Saint-Brais sind ein Praxisbeitrag an diesen Volksentscheid.


Prioritärer Standort
Der Bund anerkennt Windenergie als emissionsfreie Ressource – keine Schadstoffe, kein CO2, null giftige Abfälle. Gemäss «Konzept Windenergie Schweiz» erfüllt der Standort Saint-Brais die Bedingungen zur Stromproduktion ebenso wie diejenigen zum Schutz von Natur und Landschaft.Seinerseits befürwortet der Kanton Jura die Entwicklung, Förderung und Nutzung erneuerbarer Energien. Saint-Brais stellt mit einer durchschnittlichen Windstärke von 6 m/s einen der besten Standorte im Kanton und erfüllt somit alle nötigen Kriterien. Im kantonalen Richtplan ist er eingestuft als einer der 3 prioritären Standorte.


Mitbestimmung vor Ort
Auf Empfehlung der Kommunalbehörde befürworteten die Bürger von Saint-Brais an der Gemeindeversammlung des Frühjahrs 2007 den Sondernutzungsplan zum Bau des Windparks. Die zwei «Grandes Dames de Saint-Brais» – so werden sie im Dorf genannt – sind als Resultat des mehrstufig geäusserten politischen Willens zu betrachten: auf nationaler, kantonaler und kommunaler Ebene.


Offen für alle
Der Windpark Saint-Brais öffnet morgen Samstag von 10 bis 16 Uhr seine Tore. Fachleute führen durch den Park, beantworten Fragen zur Windenergie im Allgemeinen und zu den beiden Anlagen im Speziellen. Eine Glücksfee wird vor Ort fünf Gewinnlose zuteilen: Wer gewinnt, kann die Innereien einer Windturbine besichtigen, deren Turm besteigen und dort oben einen mutigen Rundblick auf die Freiberge wagen. Im Festzelt wird für das leibliche Wohl der Besucherinnen und Besucher gesorgt sein, musikalisch untermalt durch die einheimische Blasmusik Saint-Brais, Montfaucon, Les Enfers. Ein Tag zum besseren Verständnis einer sauberen und unerschöpflichen Energiequelle! 


Anlage deckt Stormbedarf von 2’000 Haushalten
Der Geräuschpegel in 300 m Entfernung liegt unterhalb des gesetzlichen Normwertes von 45 dBA. Mit Inbetriebnahme der Windräder von Saint-Brais erreicht die Gesamtproduktion von Elektrizität aus Windkraft in der Schweiz 27 Millionen kWh. Bis zum Jahr 2012/13 soll sie auf 300 Millionen kWh erhöht werden. Der mittlere jährliche Stromverbrauch beträgt pro Haushalt 3’500 kWh. Die Stromproduktion der beiden Windräder deckt den Verbrauch von rund 2’000 Haushalten. (enercon/mc/ps)

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