Unicredit kam nicht so stark unter die Räder wie befürchtet
Immerhin traut sich die zuletzt angeschlagene Bank damit zu, insgesamt 600 Millionen Euro ihres auf 1,7 (Vorjahr: 4,0) Milliarden Euro gesunkenen Gewinns an die Aktionäre auszuschütten. Ein Rücktritt Profumos, über den noch am Dienstag spekuliert worden war, scheint damit auch vom Tisch zu sein.
Umbau nicht mit persönlicher Zukunft bei Unicredit verknüpft
Zuletzt hatte es hier immer wieder Gerüchte gegeben, dass der als hart durchgreifende Manager bekannte Profumo den vor allem bei italienischen Grossaktionären umstrittenen Umbau des Inlandsgeschäfts mit seiner Zukunft im Konzern verknüpft habe. Dies sei nicht wahr, sagte er am Mittwoch. Am Markt wurden die Nachrichten mit Erleichterung aufgenommen. Die im EuroStoxx 50 notierte Aktie stieg am Mittwoch um bis zu 5,5 Prozent auf 2,15 Euro – dem höchsten Stand seit Mitte Januar. DZ-Bank-Experte Matthias Dürr lobte die niedriger als erwartet ausgefallene Risikovorsorge.
Bessere Zahlen zum Jahresende hin
Mit etwas mehr als acht Milliarden Euro war die Vorsorge für mögliche Kreditausfälle jedoch eines der grössten Probleme der Bank im vergangenen Jahr. Die Risikovorsorge legte 2009 um 125 Prozent auf 8,3 Milliarden Euro zu. Doch gerade zum Jahresende hin konnte die Bank hier bessere Zahlen aufweisen. Im letzten Jahresviertel fiel die Risikovorsorge das zweite Mal in Folge. Wichtigster Gewinnträger war im vergangenen Jahr das Geschäft mit Grosskunden und dem Investmentbanking. Hier legte der Vorsteuergewinn um 125 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro zu. Im italienischen Privatkundengeschäft fiel der Gewinn vor Steuern um fast 70 Prozent auf 848 Millionen Euro.
Geschäft in Italien soll profitabler werden
Profumo will mit dem von ihm angestrebten Konzernumbau das Geschäft in Italien profitabler machen. Im vergangenen Jahr verdiente die Bank ihr Geld vor allem mit ihren Töchtern HVB, bei der das Kapitalmarktgeschäft gebündelt ist, und der Bank Austria, über die die Bank das Osteuropageschäft steuert. In Italien sollen die Kosten um rund 800 Millionen Euro sinken. Seine Pläne zum Umbau wurden Finanzkreisen zufolge am Dienstag vom Strategieausschuss des Aufsichtsrats genehmigt, aber noch nicht vom Verwaltungsrat abgesegnet. Wir brauchen einfach mehr Zeit, um dies zu diskutieren», sagte der Vorsitzende des Aufsichtsgremiums Dieter Rampl. Der Aufsichtsrat komme deshalb am 13. April zu einem ausserordentlichen Treffen zusammen.
Bei Stiftungen regt sich Widerstand
Offenbar gibt es vor allem bei italienischen Stiftungen, die zusammen rund zwölf Prozent der Aktien halten, Widerstand gegen die Pläne Profumos. Die bisher relativ mächtigen Vertreter der einzelnen Regionen sollen einen Teil ihrer Macht an die Zentrale abgeben. Die Unicredit ist in den 90-er Jahren aus dem Zusammenschluss mehrerer Sparkassen entstanden. Profumo formte das Institut unter anderem durch die Übernahme der deutschen HVB, deren Chef damals Rampl war, zu einer der grössten Banken der Eurozone. Doch die Finanzkrise und vor allem das starke Engagement in Osteuropa belasteten die Bank zuletzt stark. Anders als zahlreiche andere Banken in Europa rutschte die Unicredit nicht in die roten Zahlen.
HVB mit Gewinn von 1,3 Mrd. Euro
Die deutsche Tochter HVB verdiente einem Zeitungsbericht vom vergangenen Freitag zufolge im vergangenen Jahr 1,3 Milliarden Euro vor Steuern nach einem deutlichen Minus im Jahr 2008. Sollte dies stimmen, hätte die deutsche Bank rund 60 Prozent zum Vorsteuerergebnis der Unicredit beigetragen. Die HVB wird erst am Donnerstag (18. März) ihre Zahlen vorlegen. Aus den am Mittwoch vorgelegten Zahlen des Konzerns geht jedoch schon hervor, dass die HVB mit dem Privatkundengeschäft nach wie vor praktisch kein Geld verdient. Der Grossteil des von der HVB eingefahrenen Gewinns geht auf eine deutliche Erholung des Investmentbankings der Bank zurück, das die Unicredit grösstenteils bei der deutschen Tochter aufgehängt hat. (awp/mc/ps/05)