Accenture Studie: Bankensektor erwartet tiefgreifende Veränderungen

Trotz schwierigem Marktumfeld und anstehenden Investitionen blicken die Banken in der Schweiz zuversichtlich in die Zukunft. Zu diesem Ergebnis kommt eine Accenture-Studie, die in Zusammenarbeit mit dem Verband Schweizerischer Kantonalbanken (VSKB) erstellt worden ist.


Intensivierter Verdrängungswettbewerb
Die Wirtschafts- und Finanzkrise hinterlässt deutliche Spuren im schweizerischen Bankenmarkt. Veränderungen werden vor allem hinsichtlich Wettbewerb, Kundenverhalten und Regulierung erwartet. Die Befragten prognostizieren im Bankensektor bis 2015 einen deutlich verschärften Verdrängungswettbewerb. Sinkende Erträge und steigende Kosten werden nachhaltig auf die Margen drücken. Knapp 60 Prozent der Befragten erwarten im Retail Banking neue Markteintritte, vorwiegend von Online- und Direktbanken sowie Low Cost-Bankenmodellen. Auch wird damit  gerechnet, dass im Retail Banking Online- und Direktbanken ihre Marktanteile bis 2015 erhöhen.


Verstärkte M&A-Aktivitäten erwartet
Im Private Banking werden Grossbanken sowie Kantonal- und Privatbanken bis 2015 Marktanteile (zurück)gewinnen, dies zu Lasten der ausländischen Banken, Regionalbanken und der Postfinance. 40 Prozent der Befragten rechnen damit, dass der Finanzdienstleister Postfinance die Banklizenz erhält, und eine Mehrheit prognostiziert, dass Kantonalbanken zukünftig vermehrt ausserkantonal tätig sein werden. Zwei Drittel der befragten Banken und vor allem die Privatbanken sehen aufgrund des härteren Wettbewerbs verstärkte Merger & Acquisition-Aktivitäten (M&A) voraus. Zu den Übernahmekandidaten zählen insbesondere die Regional- und Privatbanken.


Zunehmende Regulierungsdichte
Transparenz, Sicherheit und Vertrauen gewinnen bei den Kunden an Bedeutung: 68 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Kunden im Retail Banking zukünftig ihr Geld stärker unter den Aspekten Sicherheit und Vertrauen anlegen; 97 Prozent aller Befragten meinen, dass höhere Transparenz für Stakeholder entscheidend ist. 74 Prozent gehen davon aus, dass nachhaltiges Wirtschaften ohne Staatshilfen immer wichtiger werde. 85 Prozent der befragten Banken sind der Meinung, dass die zunehmende Regulierungstendenz insbesondere zu einer strikteren Corporate Governance und strengeren Haftungsregeln führen werden. Dem Bankgeheimnis wird eine zunehmende Lockerung prognostiziert.


Positive Aussichten für den Finanzplatz Schweiz
Trotz zunehmender Regulierungsdichte und Eingeständnissen beim Bankgeheimnis erwarten die Teilnehmer eine anhaltende Attraktivität des Finanzplatzes Schweiz. «Die Mehrheit der befragten Führungskräfte sind der Meinung, dass die Attraktivität des Finanzplatzes Schweiz für Schweizer Privatkunden und Unternehmen steigen wird», fügt George H. Schmidt, Partner Financial Services von Accenture Schweiz, hinzu. Die spezifischen Wettbewerbsvorteile des Finanzplatzes sind Beratungs- und Servicequalität (gemäss allen Befragten) sowie der hohe Stellenwert von politischer Stabilität und Sicherheit (89 Prozent der Befragten).


Jetzt für die Zeit nach der Krise positionieren
Der zunehmende Verdrängungswettbewerb, der Vertrauensverlust der Kunden und eine höhere Regulierungsdichte erfordern nun entschiedenes Handeln der Banken, um sich den veränderten Bedingungen erfolgreich anzupassen. Der Wettbewerb um Kunden und zukünftigen Erfolg wird durch die Anpassung von Geschäfts- und Betriebsmodellen an neue Realitäten entschieden. Dazu gehören neben einer besseren Ausschöpfung des Effizienzpotenzials auch eine klare Markenpositionierung im Sinne der Vertrauensbildung und Kompetenzvermittlung. Im Weiteren gilt es, die Bankführung dem neuen Wettbewerbsumfeld anzupassen. So sollte namentlich das Risikomanagement von einer reinen Kontroll- zu einer wertgenerierenden Funktion weiterentwickelt werden.


Produktinnovation als zentrales Erfolgselement
Im Private Banking wird Produktinnovation als zentrales Erfolgselement betrachtet. Der Best Advice-Ansatz (ein bedürfnisfokussierter Beratungsansatz, wonach jeder Kunde in einem definierten Prozess nach individuellen Bedürfnissen beraten wird), dürfte nach Einschätzung von zwei Dritteln der Befragten den Produktvertrieb ablösen und zum wichtigsten Differenzierungsmerkmal werden. Eine Mehrheit der Befragten geht davon aus, dass neue Lohn- und Bonusmodelle einer zentralen Erwartung der Stakeholder entsprechen. Jedoch sehen nur 19 Prozent der Befragten eine regulatorisch bedingte Absenkung des Lohnniveaus als wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich an. (accenture/mc/ps)


Über die Studie
Die «Bankenstudie 2015» wurde von Accenture in Zusammenarbeit mit dem Verband Schweizerischer Kantonalbanken (VSKB) erarbeitet. Die relevante Stichprobe umfasst alle 24 Kantonalbanken sowie 14 Vertreter von Raiffeisen-, Regional-, Privat- und Grossbanken. Die Ergebnisse der schriftlichen Befragung wurden mit über 35 Führungskräften aus dem Schweizer Bankenmarkt, dem VSKB und Experten von Accenture gemeinsam analysiert und interpretiert. Die vollumfängliche Studie steht unter www.accenture.ch zum Download bereit.


Über Accenture
Accenture ist ein weltweit agierender Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleister. Das Unternehmen bringt umfassende Projekterfahrung, fundierte Fähigkeiten über alle Branchen und Unternehmensbereiche hinweg und Wissen aus qualifizierten Analysen der weltweit erfolgreichsten Unternehmen in eine partnerschaftliche Zusammenarbeit ein. So schafft Accenture für seine Kunden nachhaltigen Markterfolg. Das Unternehmen beschäftigt rund 177.000 Mitarbeiter, die in mehr als 120 Ländern für seine Kunden tätig sind, und erwirtschaftete im vergangenen Fiskaljahr (zum 31. August 2009) einen Nettoumsatz von 21,58 Mrd. US-Dollar.

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