Ifo-Geschäftsklima sinkt überraschend; Konjunkturbild intakt
Es wäre der elfte Anstieg in Folge gewesen. Während sich die Erwartungshaltung im Februar erneut verbesserte, trübte sich die Lagebeurteilung deutlich ein.
Fortsetzung der wirtschaftlichen Erholung erwartet
«Die wirtschaftliche Erholung dürfte sich nach dem Winter fortsetzen», kommentierte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn das Umfrageergebnis. Verantwortlich für den Rückgang sei insbesondere die schlechtere Stimmung im Einzelhandel, bei dem es im Februar zu einem Rückschlag gekommen sei. Auch im Grosshandel sank das Geschäftsklima spürbar, während es im verarbeitenden Gewerbe nahezu unverändert blieb. Im Bauhauptgewerbe verbesserte sich die Stimmung hingegen erneut. Das Ifo-Geschäftsklima ist das wichtigste Stimmungsbarometer für die deutsche Wirtschaft. Es basiert auf einer Umfrage bei rund 7.000 Unternehmen.
Konjunkturbild nicht gefährdet
Ökonomen zeigten sich von den Daten negativ überrascht, sehen das Konjunkturbild einer moderaten Konjunkturerholung in Deutschland aber überwiegend nicht gefährdet. Als Grund für die Stimmungseintrübung nennen die Experten insbesondere den strengen Winter, der nicht nur das Baugewerbe belastet habe. Auch mit dem Rücksetzer beim Ifo-Geschäftsklima bleibt aus Sicht der Landesbank Hessen-Thüringen das Szenario der wirtschaftlichen Erholung intakt. Der Anstieg der Erwartungen sei positiv zu werten. Dieser zeige die Zuversicht, dass im Frühjahr mit einer Wachstumsbeschleunigung zu rechnen sei.
«Kleiner Dämpfer»
Auch das Bankhaus HSBC Trinkaus spricht nur von einem «kleinen Dämpfer». Insgesamt bleibe das Konjunkturbild intakt, sagte HSBC-Experte Thomas Amend. Das lang anhaltende Winterwetter habe die erwartete erneute Stimmungsaufhellung vereitelt. Dieser Effekt dürfte aber nur vorübergehend wirken. So seien die Erwartungen auf den höchsten Stand seit Juli 2007 gestiegen. Damit bleibe ein gewisser Grundoptimismus vorhanden. Er rechnet nach dem Absturz 2009 für 2010 gleichwohl nur mit einem moderaten Wachstum.
Konjunkturampel springt auf gelb
Etwas skeptischer zeigt sich hingegen die Landesbank Baden-Württemberg: Mit dem ersten Rückgang des Ifo-Index seit März 2009 sei die Konjunkturampel in Deutschland auf Gelb gesprungen. Ein Signal für einen bevorstehenden Konjunktureinbruch sei die Stimmungseintrübung aber nicht, heisst es in einer Studie. «Wohl aber weist er auf ein gebremstes Wachstumstempo hin.» Andererseits seien gelegentliche Rückschläge bei Frühindikatoren nicht unüblich. Zudem könne beim Ifo-Index von einer Trendwende erst nach drei Rückgängen in Folge gesprochen werden.
An den Finanzmärkten drehte der Rentenmarkt gemessen am richtungsweisenden Bund-Future in die Gewinnzone, während der Euro einen Teil seiner Kursgewinne zum Dollar nach den Daten einbüsste. Der Dax rutschte nach den Daten auf ein Tagestief und gab damit einen Teil seiner anfänglichen Gewinne ab. (awp/mc/pg/14)