Piloten-Streik bei Lufthansa hat begonnen
Damit dürften binnen vier Tagen rund 3200 Flüge ausfallen. Dies wäre der grösste Streik in der deutschen Luftfahrtgeschichte. In dem Tarifkonflikt geht es um Geld, Arbeitsplatzsicherung und Einfluss auf die Firmenpolitik. Die Gewerkschaft will verhindern, dass durch billigere Lufthansa-Töchter vor allem im Ausland eine innerbetriebliche Konkurrenz entsteht. Daher verlangt sie auch Mitsprache bei den Auslandstöchtern. Lufthansa hält dies für unzulässig.
Lufthansa offen für Verhandlungen
Die Fluggesellschaft zeigte sich offen für Verhandlungen. «Wir sind dialogbereit, wenn Cockpit das Gesprächsthema vom Tisch nimmt, dass man tarifvertraglich mitentscheiden möchte, wo die Lufthansa welche Flugzeuge mit Lufthansa-Klassik-Piloten besetzt», sagte Lufthansa-Sprecher Klaus Walther im Deutschlandfunk. «Man versucht da praktisch, das Tarifvertragsrecht ins Ausland auszuweiten. Das ist mit uns nicht verhandelbar.»
4000 Piloten zum Streik aufgerufen
Cockpit hatte um Mitternacht begonnen, grosse Teile des Lufthansa-Flugverkehrs lahmzulegen. Rund 4000 Piloten sind zum Streik aufgerufen. An den grössten deutschen Flughäfen in Frankfurt, Düsseldorf, München, Berlin und Hamburg fielen schon am Montagmorgen zahlreiche Flüge aus. Etwa 800 Flüge werden nach Einschätzung der Lufthansa über den Tag ausfallen. Das wären etwa zwei Drittel der Flüge, die von der Gewerkschaft bestreikt werden können. Das restliche Drittel der Flieger soll abheben. Beim Billigflieger Germanwings sollen rund zwei Drittel der Flüge trotz des Streiks stattfinden.
«Bedauerliche Auswirkungen»
«Es ist das Dramatischste, was wir je im deutschen Luftverkehr erlebt haben», sagte Walther. «Wir werden statt der üblichen 1800 maximal 1000 Flüge darstellen können. Die Auswirkungen für die Kunden, das Unternehmen und den Wirtschaftsstandort Deutschland sind bedauerlich.» Betroffen waren am Morgen vor allem Strecken innerhalb Deutschlands sowie einige internationale Verbindungen. Zehntausende Passagiere müssen sich darauf einrichten, dass ihre Flüge gar nicht oder nur verspätet starten. Die Deutsche Bahn setzte unterdessen zusätzliche Züge ein.
40 Prozent weniger Verbindungen ab Frankfurt
Am grössten deutschen Flughafen in Frankfurt sollten von den rund 390 Lufthansa-Verbindungen etwa 40 Prozent ausfallen, sagte eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur dpa. Weil sich viele Passagiere über den Sonderflugplan informiert hatten, blieb ein Chaos in den Morgenstunden aus. Fluggäste aus dem Ausland, die in Frankfurt gelandet sind, mussten auf die Bahn ausweichen oder wurden umgebucht.
Leere Abflughallen auch in München
Am zweitgrössten Airport bei München war es zunächst «sehr ruhig und sehr leer» in der Abflughalle, wie ein Sprecher sagte. Auch am Umbuchungsschalter der Airline warteten nur vereinzelt Passagiere. Die Lufthansa geht davon aus, dass dort rund 40 Prozent der Flüge gestrichen werden müssen. «Wir werden versuchen, 50 bis 60 Prozent des normalen Flugprogramms aufrecht zu erhalten», sagte eine Sprecherin. Ob der in der vergangenen Woche veröffentlichte Sonderflugplan eingehalten werden kann, werde sich im Laufe des Tages zeigen. Den Flughafen München verlassen täglich rund 330 Lufthansa- Flieger.
Auch Düsseldorf und Köln/Bonn betroffen
Die genaue Anzahl der annullierten Flüge an den Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn konnte die Lufthansa am frühen Morgen noch nicht nennen. An beiden Flughäfen sollten am Montag zwar einige Lufthansa-Maschinen abheben, die meisten Flüge seien aber gestrichen. Nach einer ersten groben Schätzung fielen 8 von 10 Flügen aus. In Hamburg sollten am Montag nur 44 von 97 Flügen starten. (awp/mc/ps/02)