Was Schweizer 2009 bewegte: War da was mit Schweinegrippe?

Das zeigt eine Umfrage des auf online-Befragungen spezialisierten Marktforschungsunternehmens marketagent.com. 51,5 Prozent der Schweizer Bevölkerung hat der Anstieg der Krankenkassenprämien «stark bewegt», 50,4 Prozent die Annahme der Anti-Minarett-Initiative. An dritter Stelle folgt die Jugendgewalt: 41,6 Prozent der Befragten beschäftigte dieses Thema «stark».


Gewaltexzess von München hallt nach
Mit 37,7 Prozent rangiert der Gewaltexzess von Küsnachter Schülern in München vor dem Anstieg der Arbeitslosigkeit (36,8 Prozent). Erst dann kommen das Schweizer U17-Weltmeisterteam im Fussball mit 35,7 Prozent und der Unfall von Skirennfahrer Daniel Albrecht mit 35,3 Prozent. Nur 23,8 Prozent der Schweizer hat der Tod von Michael Jackson «stark bewegt».


Wer ist Carl Hirschmann?
Was auffällt: Nur gerade bei 17,9 Prozent fiel die Pandemiegefahr durch die Schweinegrippe auf ein grosses Echo. Noch geringer war das Interesse an der Inhaftierung Roman Polanskis (10,2 Prozent), an der Geburt der Federer-Zwillinge (8,3 Prozent), dem Angriff von militanten Tierschützern auf Daniel Vasella (7,9 Prozent) und an der Affäre Carl Hirschmann (3,3 Prozent).


Krankenkassenprämien und Arbeitslosenzahlen belasten
Klar zeigt sich, dass in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit das Interesse an Themen aus diesem Umfeld steigt. Nicht nur die explodierenden Krankenkassenprämien und die steigenden Arbeitslosenzahlen bereiten den Leuten Sorge. Auch die Finanzmarktkrise (29,3 Prozent), die Rezession der Schweizer Wirtschaft (27 Prozent), das unter Druck geratene Bankgeheimnis (23,9 Prozent), die Steueraffäre UBS-USA (21,5 Prozent) und der Konjunkturverlauf in der Schweiz (21,4 Prozent) hat die Umfrage-Teilnehmer «stark bewegt».


Minarett-Initiative beherrscht Poltitik
Bei den politischen Themen klafft eine grosse Lücke zwischen der Minarett-Initiative und dem übrigen Geschehen. Die Spannungen Schweiz-Lybien beschäftigten 34,3 Prozent «stark», die Reise von Bunderat Hans-Rudolf Merz zu Gaddafi noch 24,2 Prozent und die Unterminierung des Bankgeheimnisses gerade mal noch 19,8 Prozent. Auf ein noch geringeres Interesse stiessen die Wahl von Didier Burkhalter zum Bundesrat (10,1 Prozent) und der Rücktritt von Pascal Couchepin (7,3 Prozent).


Kultur bleibt praktisch aussen vor
Noch etwas zeigt die Umfrage: In Krisenzeiten ist es den Leuten nicht zum Festen und Feiern. Die Ausstellung Körperwelten bewegte nur gerade 11 Prozent «stark». Die Van-Gogh-Ausstellung 7,8 Prozent, die Vampir-Filme 5,4 Prozent und die Oper La Bohème im Hochhaus 3,3 Prozent. Schlimmer noch: MusicStar kam auf 2,5 Prozent, die Fotoausstellung von Michel Comte auf 2,4 Prozent, Pepperminta von Pipilotti Rist bewegte nur noch 0,7 Prozent «stark» und der Film Räuberinnen 0,5 Prozent.


Lichtblicke U17-Team und Federer
Ähnlich sieht es im Sport aus: Hinter dem U17-Team und Daniel Albrecht folgt Roger Federer, dessen Comeback als Nummer 1 immerhin noch 31,1 Prozent der Befragten «stark bewegte». Bei den WM-Medaillen von Lara Gut, Didier Cuche und Carlo Janka waren es 20,6 Prozent. Dann folgen das WM-Gold von Ariella Käslin (13,5 Prozent), BMW-Sauber (13,3 Prozent) und der internationale Wettskandal im Fussball (11,5 Prozent).


Obama und Jubiläum Mauerfall
Bei den internationalen Themen schwang der Amtsantritt von Barack Obama obenaus (28 Prozent). «Stark bewegte» 22,3 Prozent der Befragten das 20-Jahr-Jubiläum des Berliner Mauerfalls. Die weiteren Ereignisse: Erdbeben in den Abruzzen (21,4 Prozent), Erdbeben in Indonesien (21,1 Prozent), Friedensnobelpreis Barack Obama (13,1 Prozent), Piraten von Somalia (11,4 Prozent), Präsidentschaftswahlen Iran (8,8 Prozent), Gasstreit Russland-Ukraine (4,7 Prozent) und Bundestagswahl Deutschland (3,9 Prozent). (marketagent.com/mc/ps)

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