Wirtschaftsführer, Politiker und Wissenschaftler starten «Schweizer Dialog»
Dieses lädt die Bevölkerung zum Dialog ein. Auf der Grundlage einer an der Universität St. Gallen entwickelten «Verantwortungspyramide» werden Aussagen der Dialog-Mitglieder zu brennenden Themen für die Öffentlichkeit kritisier- und beurteilbar gemacht. Im Sinne der Schweizer Tradition gemeinsamer Problemlösung wollen die Erstunterzeichner nach der Krise nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, sondern einen neuen Weg des Dialogs einschlagen.
Nicht einfach zur Tagesordnung übergehen
Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat wirtschaftliche Schäden von riesigem Ausmass verursacht. Die Wirtschaft hat Fehler gemacht und viel Vertrauen der Gesellschaft verspielt. «Jetzt können wir nicht zur Tagesordnung übergehen», sagt Peter Gomez, Universität St. Gallen, Verwaltungsratspräsident der Six Group. «Wir müssen auf eine neue Art und Weise miteinander reden und unser eigenes Handeln überprüfen.» Politiker und Unternehmer, welche gemeinsam mit Peter Gomez und dem Zentrum für Führung und Werte in der Gesellschaft der Universität St. Gallen den «Schweizer Dialog» gegründet haben, pflichten bei.
Komplexität der heutigen Wirtschaft vermitteln
«Auch wir Wirtschaftsvertreter im Parlament müssen uns eingestehen, dass künftig nur ein vertiefter Dialog verhindern kann, was wir in der auslaufenden Krise erlebt haben.», sagt Rolf Schweiger, Ständerat FDP Zug. «Den Versuch, die Komplexität der heutigen Wirtschaft zu vermitteln, sollten wir schon unternehmen. Deshalb unterstütze ich die Initiative.», ergänzt Raymond Bär, Verwaltungsratspräsident der Julius Bär Gruppe AG.
Gemeinsame Erklärung
Alle Mitglieder des Gremiums haben eine gemeinsame Erklärung «Verantwortung für das Gemeinwohl: Der Kompass unserer Wirtschaft!» unterzeichnet, in welcher sie sich zu nachhaltigem Handeln und Führen verpflichten. Dieses gründet auf der wissenschaftlich fundierten Verantwortungspyramide. Diese neue Methode legt Aussagen und Haltungen offen – und macht sie somit kritisier- und beurteilbar.Die Mitglieder des Schweizer Dialogs veröffentlichen ihre persönliche Meinung auf einer Internetplattform. Der «Sonntag» zitiert Peter Gomez: «Wir stellen unsere Überzeugungen zur Diskussion», sagte Gomez dem «Sonntag». «Und wir lassen unsere täglichen Aktivitäten daran messen.»
Vertrauen in die Wirtschaft «gewaltig Schaden» genommen
Eine Umfrage der Uni St. Gallen habe gezeigt, dass neun von zehn Top-Führungskräften glaubten, die Allgemeinheit teile deren Sicht der Dinge vollkommen, wird Gomez im «Sonntag» zitiert. Das sei aber «wirklichkeitsfremd», denn das Vertrauen in die Wirtschaft habe auf der Strasse «gewaltig Schaden» genommen. Es existiere ein tiefes Misstrauen. «Das Neue an dieser Initiative ist, dass Wirtschaft und Politik nicht einfach Deklarationen unterschreiben und Forderungen aufstellen, sondern ihr eigenes Handeln über eine Selbstverpflichtung und über das Engagement für einen lebendig geführten Dialog in den Mittelpunkt rücken», sagt Peter Gomez.
«Wir alle sind die Wirtschaft!»
So verpflichten sich die Unterzeichnenden der Erklärung zu einem anderen Weg: Sie sehen in der Krise eine Chance für die Entwicklung eines neuen Verständnisses zwischen Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. In der Erklärung heisst es: «Wir alle sind die Wirtschaft! Es gibt keine Aussenstehenden oder Unbeteiligten. Deshalb ist ein Miteinander unerlässlich für die Wohlfahrt unseres Landes.» Ferner setzt sich Schweizer Dialog nicht nur für einen verantwortungsvollen Blick aufs Ganze, sondern auch gegen un-verhältnismässige Einschränkungen durch Aufsichts- und Kontrollmassnahmen ein.
Die erstunterzeichnenden Mitglieder Schweizer Dialog stammen aus der Schweizer Unternehmenswelt, gehören dem Schweizer Parlament oder einer Kantonsregierung an oder sind in der Wissenschaft tätig. Die Gruppe wird laufend erweitert. Unter www.schweizerdialog.ch werden Bürgerinnen und Bürger zum Dialog eingeladen. (schweizer dialog/mc/ps)