USA: Schon mehr als 100 Banken pleite
Das Aus der US-Investmentbank Lehman Brothers vor gut einem Jahr brachte die Finanzbranche global ins Wanken. Seither treffen die Nachwehen in den USA vor allem kleinere und mittlere Institute. Die meisten sind Opfer fauler Hauskredite. Experten sehen dies auch als überfällige Branchenbereinigung unter den fast 8.200 US-Instituten. Genau 416 davon standen zuletzt auf der roten Liste der staatlichen Einlagensicherung FDIC (Federal Deposit Insurance Corporation). Zusammengerechnet liegt ihre Bilanzsumme bei stolzen 300 Milliarden Dollar (200 Mrd Euro) – doch je Bank ist das eher wenig.
Noch Aberhunderte «Zombie-Banken»
Zum Vergleich: Die bisher grösste Pleite einer Geschäftsbank in der US-Geschichte traf vergangenes Jahr die einst führende US-Sparkasse Washington Mutual, deren Bilanzsumme allein schon etwas über dieser Summe von 300 Milliarden Dollar lag. Dennoch rüttelt die schiere Menge selbst der kleinen Pleiten die Branche und den US-Mittelstand gehörig durch. «Da draussen gibt es Hunderte und Aberhunderte ‹Zombie-Banken'», sagte Finanzmarktanalyst Gerard Cassidy (RBC Capital) am Samstag. Im gesamten Jahr 2008 waren wegen der Finanzkrise gerade mal 25 US-Geschäftsbanken und Sparkassen geschlossen worden.
Schwarzes Wochenende in Florida
Zum Wochenende traf es nun die Geldhäuser Nummer 100 bis 106 in diesem Jahr, wie die staatliche Einlagensicherung FDIC mitteilte. Allein drei der Banken sassen in Florida – unter ihnen auch das 100. gescheiterte Institut, die mit einer Bilanzsumme von lediglich knapp 66 Millionen Dollar eher winzige Partners Bank. Selbst das grösste der sieben geschlossenen Häuser, die Bank of Elmwood in Wisconsin, war mit Werten von 327 Millionen Dollar vergleichsweise klein. Die bisher schwerste Pleite dieses Jahres war im August das Aus der Colonial Bank (Alabama) mit einer Bilanzsumme von 25 Milliarden Dollar. Sie war damals die sechstgrösste Bank, die in den USA jemals schliessen musste.
Einlagesicherung bis 250’000 Dollar
Im laufenden Jahr ist die Zahl der Bankenpleiten in Amerika so hoch wie seit 1992 nicht mehr, als zum Ende der schweren Krise der US-Sparkassen 181 Häuser in einem Jahr dichtmachen mussten. Während der gesamten jahrelangen Turbulenzen kamen damals Schätzungen zufolge sogar weit mehr als 2000 Sparkassen und Banken unter die Räder. Wie in den sieben jüngsten Fällen fand die FDIC bisher bei fast allen Zusammenbrüchen Käufer für die gescheiterten Banken. Die Einlagen sind in den USA bis zu einer Summe von 250.000 Dollar je Kunde zu 100 Prozent geschützt.
Vorauskasse
Die FDIC-Kassen sind durch die Pleiten stark angegriffen. Selbst wenn sich Käufer finden, muss sie oft Teile der Altlasten der Banken tragen. In ihrer Not fordert sie darum, die Versicherungsbeiträge von den Banken nun mehrere Jahre im Voraus eintreiben zu dürfen. Weitere Fälle vom Wochenende waren die First Dupage Bank (Illinois, 279 Millionen Dollar Bilanzsumme), die Flagship National Bank (Florida, 190 Millionen Dollar), die American United Bank (Georgia, 111 Millionen Dollar), die Riverview Community Bank (Minnesota, 108 Millionen Dollar) und die Hillcrest Bank (Florida, 83 Millionen Dollar). (awp/mc/ps/01)