Viele Krankenkassen-Wechsel wegen hoher Prämien
Vor Jahresfrist waren es noch 8% gewesen. Tatsächlich wechselten 2008 am Ende aber 12% den Versicherer. Verhalten sich die Versicherten 2009 gleich, dürften 18% die Kasse wechseln. Das würde 1,3 Millionen Kassenwechseln entsprechen, wie comparis.ch in einer Mitteilung vom Montag schreibt. Ausschlaggebend dürfte schliesslich das Schreiben der Krankenkasse mit den neuen Prämien sein. Diese Briefe sind dieser Tage im Versand.
Versicherte mit hoher Franchise besonders wechselwillig
Als Grund für die vielen Wechsel macht der Vergleichsdienst eindeutig die überdurchschnittliche Erhöhung der Prämien aus. 70% der Wechselwilligen gaben dies als Grund an. Nur 8% nannten schlechten Service. 2007, als bei einem Aufschlag um lediglich 0,5% der Leidensdruck gering war, wollten nur 5% der Befragten eine andere Krankenkasse wählen. Besonders wechselwillig zeigten sich in der diesjährigen Umfrage Versicherte mit einer hohen Franchise. 15% von ihnen wollen bei der bisherigen Kasse abspringen. Grund ist die krasse Prämienerhöhung wegen der gesenkten Rabatte.
Happige Aufschläge
Für Versicherte mit einer 2000-Franken-Franchise steigen die Prämien um 20%, für Erwachsene in der Grundfranchise hingegen um 8,7%. Damit kommt es bei den hohen Franchisen zu einer wahren Völkerwanderung. Auch jüngere Versicherte sind auf dem Absprung. 25% der Befragten zwischen 18 und 25 Jahren wollten wechseln. Mit zunehmendem Alter nahm hingegen die Mobilität ab: Bei den 56- bis 65-Jährigen betrug der Anteil 7 und bei den noch Älteren noch 4%.
«Kassentreue» Tessiner
Besonders «kassentreu» zeigte sich unter den Landesteilen das Tessin. Dort wollten 10% die Kasse wechseln. In der Deutschschweiz waren es 12 und in der Westschweiz 13%. Die Pläne von Bundesrat und Parlament, bei einer Wahlfranchise den Kassenwechsel über eine gewisse Zeit zu verbieten, schränke die Ausweichmöglichkeit der Versicherten unnötig ein, kritisiert comparis.ch. Das leiste dem kostendämpfenden Wettbewerb einen Bärendienst. Einmal mehr habe sich die Krankenkassenlobby zulasten der Versicherten durchgesetzt.
1222 Personen in allen Landesteilen befragt
Die Umfrage wurde vom Marktforschungsinstitut Demoscope Ende September und Anfang Oktober bei 1222 Personen in der deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Schweiz durchgeführt. Die Krankenkassenprämien steigen 2010 landesweit um durchschnittlich 8,7%. Das ist der höchste Anstieg seit 2003 und nur die halbe Wahrheit. Es gibt grosse kantonale Unterschiede. Und zudem gilt der Anstieg nur für über 26-Jährige mit einer Franchise von 300 Franken. Über alle Franchisen und Modelle gesehen liegt der Prämienanstieg bei 9,9%. Überdurchschnittlich an die Kasse kommen die 19- bis 25-Jährigen mit einem Anstieg von 13,7%. (awp/mc/ps/11)