Deutsche Bank warnt vor faulen Krediten
Fitschen gab sich aber zuversichtlich, dass die Deutsche Bank insgesamt glimpflich davonkommen wird. Wegen der Wirtschaftskrise können immer mehr Schuldner ihre Raten nicht zahlen. Auch die Deutsche Bank hatte im ersten Halbjahr ihre Vorsorge für faule Kredite deutlich heraufschrauben müssen: Gut 1,5 Milliarden Euro legten die Frankfurter zurück, sechs Mal mehr als im Vorjahreszeitraum. Analysten schätzen, dass im dritten Quartal weitere 700 Millionen dazugekommen sind. Im internationalen Vergleich vor allem zu US-Banken stehen die Deutschen damit aber noch gut da.
«Keine Kreditklemme»
Von einer Kreditklemme in Deutschland will Fitschen nichts wissen: Trotz aller Probleme bekämen die Unternehmen weiterhin Kredit. «Es gab die Diskussion um die Kreditklemme, es ist bis jetzt nicht dazu gekommen.» Das Deutsche-Bank-Vorstandsmitglied räumte aber ein, dass Firmen fürs Geldleihen mitunter tiefer in die Tasche greifen müssen. Risiken seien in der Vergangenheit nur unzureichend im Zinssatz berücksichtigt worden, begründete er die Aufschläge. «Hier ist eine Korrektur erfolgt.»
Wiederbelebung der Verbriefungsmärkte
Politiker und Wirtschaftsverbände warnen seit Monaten vor einer Verknappung von Krediten. So fürchten die krisengeplagten Maschinenbauer, dass ihnen spätestens dann das Geld ausgeht, wenn die Wirtschaft wieder anspringt und sie investieren müssen. Fitschen teilt diese Sorge. Die Verbriefungsmärkte, die in der Finanzkrise zum Erliegen gekommen sind, müssten wiederbelebt werden, mahnte er. «Diesem Anliegen muss höchste Priorität zugesprochen werden.» Über Verbriefungen können Banken bestehende Kredite weiterverkaufen und sich damit frisches Geld für neue Kredite besorgen.
Gegen eine Million Mittelstandskunden
Die Deutsche Bank gehört zu den grössten Finanziers des Landes. Sie hat allein im Mittelstand 930.000 Kunden. «Wir stehen unseren mittelständischen Kunden gerne mit Kredit zur Verfügung», sagte Fitschen. Das Kreditvolumen hat sich nach seinen Angaben alleine im Laufe des ersten Halbjahres um 900 Millionen Euro auf 41,6 Milliarden Euro erhöht. Die Deutsche Bank habe vor allem grosse Mittelständler als Kunden hinzugewinnen können, sagte Fitschen. Die Frankfurter füllten damit eine Lücke aus: Im Zuge der Finanzkrise hatten viele ausländische Banken ihr hiesiges Geschäft zurückgefahren.
HBU-Übernahme 2010 abgeschlossen
«Wir wollen nach wie vor unsere Position in diesem Segment ausbauen», sagte Fitschen. Erst vor einer Woche hatte sich die Deutsche Bank mit der niederländischen Regierung auf die Übernahme der Mittelstands-Bank Hollandsche Bank-Unie (HBU) geeinigt, bislang Teil der gestrauchelten ABN Amro. Den Abschluss des Geschäfts, das schon einmal missglückte, erwartet Fitschen im kommenden Jahr. Dann will das Bankhaus auch in den rumänischen Markt einsteigen.
Zahlen am kommenden Donnerstag
Die Deutsche Bank legt am Donnerstag (29. Oktober) ihre Zwischenbilanz für das dritte Quartal vor. Sie hat aber bereits verraten, dass sie das dritte Mal in Folge einen Milliardengewinn eingefahren hat. Unterm Strich kamen 1,4 Milliarden Euro heraus. Das Geld verdienten die Frankfurter zuletzt vor allem mit dem Investmentbanking. Vorstandsmitglied Fitschen warnte aber davor, die Flaute schon heute abzuhaken: «Ohne Schmerzen werden wir aus der Krise nicht herauskommen, das gilt für alle Beteiligten.» (awp/mc/ps/24)