Riet Cadonau, CEO Ascom Holding AG
von Alexander Saheb
Für viele Unternehmen wird 2009 ein verlustgeprägtes annus horribilis, bei Ascom hingegen planen Sie, «das Gesamtjahr 2009 profitabel abzuschliessen». Welche spezifischen Argumente haben Sie dafür?
Wir haben unsere Hausaufgaben rechtzeitig gemacht: Ascom hat ihre Nischenstrategie unter dem gemeinsamen Dach von «Mission-Critical Communication» konsequent umgesetzt und daher im ersten Halbjahr 2009 trotz weltweiter Rezession solide Ergebnisse erzielt. Wichtig für die ökonomische Stabilität sind neben kompetitiven Produkten vor allem kompetente Menschen, die diszipliniert und engagiert daran arbeiten, Ascom in ein nachhaltig erfolgreiches Unternehmen zu transformieren.
Ist der profitable Abschluss ein Reingewinn oder meinen Sie den EBIT?
Sowohl als auch. Im ersten Halbjahr erzielten wir einen positiven EBIT und auch einen Reingewinn. Ich sehe derzeit keinen Grund, warum das für das Gesamtjahr anders sein wird.
Einige Ihrer Produkte zielen auf den Markt Gesundheitswesen. Wird es dort in absehbarer Zeit nicht zu viel Spardruck geben, als dass es grosses Potenzial hat?
Zumindest der europäische Markt im Gesundheitswesen zeigt sich stabil. Ascom Wireless Solutions ist diesbezüglich in Europa stark aufgestellt: mit unseren Lösungen optimieren wir die Arbeitsprozesse unserer Kunden und unterstützen sie dabei, die Effizienz innerhalb ihrer Organisation zu verbessern. Damit tragen wir zur Kostenoptimierung bei.
«Wir haben uns das mittelfristige Ziel einer EBIT-Marge von 10% bei einem jährlichen organischem Wachstum von 5% gesetzt.»
Sind Sie mit der Umsatzverteilung Schweiz/Ausland zufrieden?
Im ersten Halbjahr erzielten wir noch ca. 30% des Umsatzes in der Schweiz. Nach der Vollkonsolidierung des Geschäftsbereiches TEMS, welcher am 1. Juni 2009 von Ericsson übernommen wurde, wird der Schweizer Umsatzanteil weiter zurückgehen. Ascom ist heute ein international ausgerichtetes Unternehmen, was auch für die Schweizer Kunden wichtig ist, da die Marktpotentiale in der Schweiz alleine zu begrenzt sind, um die entsprechenden Entwicklungskosten zu decken.
Die Eigenkapitalquote liegt per Halbjahresausweis bei 25,6 Prozent. Würden Sie für weitere Akquisitionen ein Absinken der Eigenkapitalquote in Kauf nehmen?
Die Aktionäre haben im Frühjahr der Schaffung von genehmigtem Kapital zugestimmt und den Verwaltungsrat ermächtigt, das Aktienkapital im Bedarfsfall bis zu 20% zu erhöhen. Dieses neu zu schaffende Eigenkapital können wir für eine weitere Akquisition nutzen.Zur Zeit haben aber die Integration von TEMS, die Ausrichtung der Gruppe auf drei Divisionen sowie das operative Geschäft erste Priorität.
Der Jahresausweis 2008 nennt das mittelfristige Ziel einer EBIT-Marge von 10 Prozent. Im ersten Halbjahr 2009 hat Ascom 3,1 Prozent erzielt. Mithin dürfte es noch einige Jahre dauern, ihre Vorgabe zu erreichen?
sagten HändlerSobald Ascom wieder mindestens 5% organisch wachsen kann und TEMS erfolgreich integriert wurde, rückt das gesetzte EBIT-Ziel wieder näher.
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Seit 2005 zeigt der Aktienkurs, abgesehen von einem spekulativ motivierten Ausreisser Anfang 2007, tendenziell nach unten. Wie wichtig ist Ihnen die Kurspflege?
Sofern man die Nennwertrückzahlung von CHF 5 im Jahr 2006 mitberücksichtigt, hielt sich der Ascom Aktienkurs in den letzten Jahren relativ stabil. Nach dem Rückgang im Jahr 2008 ist er seit anfangs 2009 wiederum um über 40% gestiegen. Unser Ziel besteht darin, Mehrwert für unsere Aktionäre zu schaffen. Die Bewertung der Aktie überlasse ich aber dem Markt; unser Auftrag ist Resultate zu liefern.
Seit Jahresbeginn 2009 haben die Aktien deutlich zugelegt. Warum sollte man sich heute an Ascom beteiligen?
Ich gebe keine Anlageempfehlungen ab, freue mich aber über alle kleineren und grösseren Aktionäre, die unserem Unternehmen ihr Vertrauen schenken.
Mit Dividenden möchten Sie die Aktionäre jedoch nicht erfreuen?
Über diese Frage entscheidet der Verwaltungsrat.
«Unser Ziel besteht darin, Mehrwert für unsere Aktionäre zu schaffen. Die Bewertung der Aktie überlasse ich aber dem Markt; unser Auftrag ist Resultate zu liefern».
Die ZKB ist mit mehr als 25 Prozent der grösste Aktionär von Ascom, möchte die Beteiligung aber nach Möglichkeit einmal abgeben. Die Verhandlungen dürften komplex sein, weil die ZKB wohl vor allem auf den Preis achten muss, während für Sie strategische Aspekte im Vordergrund stehen. Gibt es den idealen Käufer?
Seit über zwei Jahren haben wir mit der ZKB eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, welche die wirtschaftliche Entwicklung der Ascom positiv beeinflusst hat. Selbstverständlich sprechen wir mit allen interessierten und seriösen Investoren, die eine weitere nachhaltige Entwicklung der Ascom anstreben. Ich bin im übrigen zuversichtlich, dass die ZKB zu gegebener Zeit eine für alle Parteien gute Lösung präsentieren wird.
Was haben Sie an Ihrer Arbeit besonders gern?
Es ist anspornend, mich zusammen mit einem engagierten Team tagtäglich dafür einzusetzen, Ascom voranzubringen und es zu einem dynamischen und erfolgreichen Unternehmen zu formen, auf welches alle Stakeholder stolz sind.
Der Gesprächspartner:
Riet Cadonau ist seit dem 20.8.2007 CEO der Ascom Holding AG. Zuvor war er Managing Director Transport Revenue einer global tätigen Sparte des amerikanischen Konzerns ACS, Inc. mit Hauptsitz in Dallas. Seit 2006 übte Riet Cadonau, zusätzlich zu seiner Aufgabe als Managing Director ACS Transport Revenue, die Funktion des Managing Director ACS Europe aus. Von 2001-2005 war er Mitglied der Konzernleitung der Ascom Gruppe, ab 2002 als Stellvertreter des CEO und Leiter Division Transport Revenue, welche Ende 2005 an die ACS, Inc., verkauft wurde. Zuvor, von 1990 bis 2001 war Riet Cadonau in verschiedenen Führungsfunktionen für die IBM Schweiz tätig, zuletzt als Mitglied der Geschäftsleitung und Chef des Dienstleistungsgeschäftes.
Zudem ist er Mitglied des Verwaltungsrates der Kaba Gruppe in Rümlang und der Griesser Gruppe in Aadorf sowie Mitglied des Vorstandes der Schweizerischen Management Gesellschaft. Riet Cadonau (*1961) schloss sein Studium der Betriebswirtschaft an der Universität Zürich mit dem Lizentiat ab. Im Jahre 2007 ergänzte er seine Ausbildung am INSEAD (AMP) in Fontainebleau/Paris. Er ist Generalstabsoffizier der Schweizerischen Luftwaffe.
Das Unternehmen:
Ascom ist ein internationaler Business-to-Business Anbieter von massgeschneiderten Kommunikationslösungen in Nischenmärkten. Das Unternehmen fokussiert sich unter dem Dach von «Mission-Critical Communication» auf drei Kernbereiche: Wireless Solutions (kundenspezifische On-site Kommunikationslösungen), Security Solutions (Anwendungen für Sicherheit, Kommunikation, Automation und Leitsysteme für Infrastrukturbetreiber, öffentliche Sicherheitsinstitutionen und die Armee) sowie TEMS (ein weltweiter Marktführer für Optimierungslösungen von Mobilfunknetzen). Ascom unterhält Niederlassungen in 18 Ländern und beschäftigt weltweit 2300 Mitarbeitende.