Globale Medtech-Branche trotz Krisenresistenz vor Herausforderungen
Die Medtech-Branche sei zwar nicht immun gegenüber den Auswirkungen der weltweiten Wirtschaftskrise, sie habe sich im Vergleich zu anderen Branchen aber «als äusserst widerstandsfähig erwiesen», so die Autoren der Studie. So stiegen die Umsätze börsenkotierter Medtech-Unternehmen in den USA und in Europa 2008 um 11% auf 289 Mrd USD. Das Nettoergebnis sank um 11% auf 11,4 Mrd USD, hauptsächlich aufgrund ausserordentlicher Ausgaben im Zusammenhang mit Akquisitionen und Wertberichtigungen bei einigen Grossunternehmen. Diese Ausgaben ausgeklammert wäre auch das Nettoergebnis gestiegen, heisst es.
Umsätze stagnieren
In der ersten Hälfte des Jahres 2009 jedoch stagnierten die Umsätze der Medtech-Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr. Die Branche sei mit neue Herausforderungen konfrontiert, beispielsweise bei der Finanzierung, und werde beträchtliche Schwierigkeiten haben, ihr langfristiges Wachstum sicherzustellen, schreiben die Experten.
Weniger Kapital aufgenommen
Die Studie errechnet, dass die US- und europäischen Unternehmen 2008 mit 9,2 Mrd USD 38% weniger Kapital als im vorhergehenden Jahr aufgenommen haben. Dieser Trend hat sich auch in der ersten Hälfte des Jahres 2009 fortgesetzt: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verminderte sich die Summe des aufgenommenen Kapitals um 59%. Der Kapitalfluss mithilfe von Risikokapital (Venture Capital) blieb im Jahr 2008 zwar «relativ konstant», sank in der ersten Hälfte 2009 in Europa und in den USA aber gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 38% auf 1,6 Mrd USD.
Rückgang auch bei M&A-Aktivitäten
Auch bei den M&A-Aktivitäten ist ein Rückgang zu verzeichnen: 2008 betrug der Gesamtwert der Übernahme-Aktivitäten innerhalb der Branche 41 Mrd USD, 33% im Vergleich zum Jahr 2007. In der ersten Hälfte des Jahres 2009 wurden nur 44 Transaktionen mit einem Gesamtwert von 6,7 Mrd USD bekannt gegeben.
Kein Börsengang seit eineinhalb Jahren in den USA
Seit dem ersten Quartal 2008 habe es in der USA keinen Börsengang mehr gegeben, während in Europa im vergangenen Jahr noch zwei Börsengänge verzeichnet worden seien, lautet eine weitere Erkenntnis der Studie.
Zahlreiche Herausforderungen
Herausforderungen für die Branche orten die Experten neben den Finanzierungsengpässen im sich verändernden regulatorischen Umfeld sowie in immer neuen Rückvergütungsregelungen. Eine Gesundheitsreform in den USA und in anderen Ländern könnte grosse Auswirkungen auf die weltweite Medtech-Branche haben, heisst es. So würden sich die Rückvergütungsregelungen für Medizinaltechnik-Produkte in den kommenden Jahren «voraussichtlich stark verändern». Zudem werde es bei der Zulassung neuer Produkte durch die US-Gesundheitsbehörde FDA zu Veränderungen kommen.
Medtech-Geschäftsmodell gerät unter Druck
Das Geschäftsmodell der Medtech-Unternehmen, das auf schlanken regulatorischen Prozess beruhe, die kurze Innovationszyklen und relativ rasche Ausstiegsmöglichkeiten für Anleger ermögliche, gerate somit unter Druck, heisst es. Zusätzlich zur längeren Dauer von Produktzulassungsverfahren und grösseren Unsicherheiten in Bezug auf Rückvergütungen führten die abnehmenden Kapitalflüsse auf den weltweiten Finanzmärkten dazu, dass weniger Kapital in Medtech-Firmen investiert werde und die M&A-Exits in der Branche abnähmen. Somit sähen sich die Unternehmen mit neuen Herausforderungen konfrontiert, wenn sie ihre Innovationen finanzieren und ihren Anlegern eine entsprechende Rendite anbieten möchten.
In ihrer Studie analysierte die Beratungsfirma mit Stichtag 1. Januar 2009 insgesamt 1’707 Medtech-Unternehmen, davon 969 US-amerikanische Firmen und 738 europäische. Von den 41 Schweizer Unternehmen sind 15 unter der Kategorie «öffentlich» und 26 unter der Kategorie «venture-capital-backed» aufgeführt. (awp/mc/pg/25)