Heidelberger Druck findet keinen Halt
Das führt nach Einschätzung des Führungszirkels um Konzernchef Bernhard Schreier unweigerlich zu einem neuerlichen hohen Jahresverlust. Die Börsianer reagierten erschrocken: Im Parketthandel fiel die Aktie um 8,15 Prozent auf 6,76 Euro.
Geschäftsentwicklung unter Eigenerwartungen
Die Geschäftsentwicklung liege sogar noch unter den eigenen Erwartungen, räumte die Konzernführung am Freitag bei der Bekanntgabe vorläufiger Zahlen für das zweite Geschäftsquartal ein. Im gesamten Geschäftsjahr werde der Umsatz noch einmal deutlich unter dem Niveau des ohnehin schon schlechten Vorjahres liegen, hiess es. Damals hatte Heidelberger Druck noch knapp 3 Milliarden Euro erlöst. Das Betriebsergebnis (EBIT) sieht der Vorstand im laufenden Jahr bei minus 110 bis minus 150 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte der Verlust mit 228 Millionen Euro zwar noch höher gelegen, aber nur wegen der Kosten für den massiven Stellenabbau.
Einsparungen durch Stellenabbau reichen nicht
Dabei sollte der Stellenabbau eigentlich zum Befreiungsschlag für Heidelberger Druck werden. 4.000 der ehedem 20.000 Mitarbeiter müssen gehen, weil kaum noch Arbeit da ist. 2.500 Beschäftigte sind schon weg. Doch die Einsparungen reichen nicht, um den drohenden Verlust abzuwenden. Das Unternehmen kann derzeit nur dank staatlicher Bürgschaften und Kredite überleben. Das Management sucht das Heil nun in der Fusion mit dem Konkurrenten Manroland. Seit Monaten laufen die Verhandlungen im Geheimen. Kommt der Zusammenschluss, dürfte das aber zu weiteren massiven Arbeitsplatz-Verlusten führen.
Branchenweites Problem
Denn das Problem von Heidelberger Druck ist ein branchenweites Problem: Die Kunden – Drucker in aller Welt – kaufen seit Ausbruch der Wirtschaftskrise kaum noch neue Maschinen. Denn der Werbemarkt mit seinen Prospekten, Plakaten und Hochglanz-Zeitschriften ist eingebrochen. Besonders die Lage in den USA, in Japan und einigen europäischen Märkten sei sehr schwierig, liess der Marktführer aus Heidelberg wissen. Einzelne Lichtblicke in Europa und das Geschäft in Asien könnten die Einbussen nicht aufwiegen, hiess es.
Aufträge schmelzen
Im zweiten Quartal waren die Aufträge mit rund 530 Millionen Euro wieder unter das Niveau des Vorquartals gesunken, nachdem sie zwischenzeitlich etwas hatten zulegen können. Daraus hatte auch die Hoffnung auf eine Bodenbildung resultiert, die Konzernchef Schreier geäussert hatte. Vor einem Jahr hatte Heidelberger Druck noch Bestellungen über 721 Millionen Euro eingesammelt. Doch bereits damals war die Krise unübersehbar.
Umsatz auf neuem Tiefstand
Der Umsatz erreichte nun mit rund 500 Millionen Euro das zweite Mal in Folge einen neuen Tiefstand. Vor einem Jahr hatte der Konzern noch 804 Millionen Euro erlösen können. Ein Ergebnis nannte der Konzern nicht. «Das Quartal hat ja gerade erst geendet», erläuterte ein Sprecher. Branchenkenner gehen davon aus, dass es zum sechsten Quartalsverlust in Folge kommt. Die vollständige Zwischenbilanz legt Heidelberger Druck am 10. November vor. (awp/mc/ps/02)