Florian Schubiger, Teilhaber VermögensPartner AG
Von Alexander Saheb
Moneycab: Nach der jüngsten Krise wird die Finanzbranche heftig kritisiert und in die Zange genommen. Hatten auch Sie in jüngster Zeit mehr unzufriedene Kunden?
Florian Schubiger: Börsenphasen, die von Unsicherheit und Angst geprägt sind, sind für Vermögensverwalter immer schwierig. Einem allgemeinen Abwärtstrend kann sich keiner entziehen. Wichtig scheint mir, dass Vermögensverwalter auch in guten Zeiten keine zu hohen Renditeerwartungen schüren. Das tun wir, indem wir über mögliche Risiken an den Wertschriftenmärkten offen sprechen. Auch wenn noch nicht alle Verluste aus dem Jahr 2008 wettgemacht sind, fühlen sich unsere Kunden dank den ansprechenden Renditen in diesem Jahr in ihrem Vorgehen bestätigt.
Das Schweizer Bankgeheimnis ist nach der Übernahme der OECD-Standards gegen «schädliche Steuerpraktiken» nun deutlich weniger dicht. Schon eine einfache Anfrage aus einem Drittstaat führt jetzt zum Datenaustausch. Wird die Schweiz weiter ein attraktiver Vermögensverwaltungsstandort bleiben?
Für viele ausländische Privatkunden war das Bankgeheimnis in der Vergangenheit der Hauptgrund, wieso sie Gelder in die Schweiz transferierten. Genfer Privatbanken sind auf das Offshore Banking spezialisiert und werden von einer Lockerung stärker betroffen sein als Gross- oder Kantonalbanken. Über siebzig Jahre Bankgeheimnis haben aber gereicht, um auch die unzähligen anderen Vorzüge des Schweizer Bankenplatzes in der Welt bekannt zu machen. Zudem darf man nicht vergessen, dass die gesamte institutionelle Vermögensverwaltung von der Übernahme des OECD-Standards nur am Rande betroffen ist. Die Schweiz wird einer der wichtigsten Vermögensverwaltungsstandorte für grenzüberschreitende Vermögen bleiben.
«Die Höhe unseres Honorars publizieren wir auf unserer Website.»
Florian Schubiger, Vermögens-Partner AG
Welche besonderen Stärken sehen Sie für die Schweizer Vermögensverwaltung?
Der Ruf des Schweizer Bankenplatzes ist immer noch hervorragend. Zuverlässigkeit, gut ausgebildete Fachkräfte und Erfahrung sind die Schlüsselfaktoren. Oder anders ausgedrückt: Die Schweiz weiss wie kein anderer Vermögensverwaltungsstandort wie man mit internationaler Kundschaft umgeht. Entscheidend ist auch, dass das nötige Volumen vorhanden ist. Einerseits können Kunden dadurch in viele verschiedene Segmente aufgeteilt und massgeschneidert betreut werden. Andererseits besteht die Möglichkeit, die in der Vermögensverwaltung stark auftretenden Skaleneffekte optimal zu nutzen.
Oft zeigt sich, dass in der Vermögensverwaltung viele Gebühren anfallen und Renditen auf Kundenvermögen schmälern. Wie transparent sind ihre Gebührenstrukturen für die Kunden?
In meinen Augen ist es die Aufgabe eines externen Vermögensverwalters, die Gebühren bei Banken und anderen Akteuren in der Finanzbranche für seine Kunden knallhart zu verhandeln. Das geht natürlich nur, wenn die verschiedenen Kostentreiber bekannt und transparent sind. So weiss jeder unserer Kunden, wie viel wir an der Verwaltung seines Vermögens verdienen und wo weitere Kosten anfallen. Die Höhe unseres Honorars publizieren wir auf unserer Website.
Laut einer Studie an der Uni Zürich verdienen Schweizer Vermögensverwalter auf einen Franken Kundenhonorare nochmal 72 Rappen an Vertriebsvergütungen für die empfohlenen Finanzprodukte, so genannte Retrozessionen. Wie sieht das bei Ihnen aus?
Ein transparentes Honorar ist unsere einzige Einnahmequelle. Falls wir Retrozessionen erhalten, sei es von Banken, Produktanbietern oder anderen Marktteilnehmern, leiten wir diese an unsere Kunden weiter. Die Rückerstattung aller Kickbacks ist bis heute ein Novum in der Schweizer Finanzbranche.
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Warum leisten Sie diesen Einkommensverzicht so offen?
Für uns war von Anfang an klar: Wir wollen beraten und nicht verkaufen. Wir sind weder Banken noch Produktanbietern in irgendeiner Art und Weise verpflichtet, sondern richten unseren Fokus einzig und alleine auf die Interessen unserer Kunden. Weil wir ohne Retrozessionen arbeiten, können wir ähnlich wie ein Rechtsanwalt agieren. Ich bin überzeugt, dass sich dieses kundenorientierte Geschäftsmodell über kurz oder lang auch in der Schweiz durchsetzen wird.
Das Bundesgericht hat schon 2006 entschieden, dass Retrozessionen den Kunden zustehen. Warum ist dieses Thema eigentlich noch immer aktuell?
Vielen wäre es wahrscheinlich recht gewesen, wenn das Thema Retrozessionen irgendwo im Trubel der Finanzkrise untergegangen wäre. Dass dies nicht passierte, ist der beste Beweis dafür, dass versteckte Retrozessionen keine Zukunft haben. Weil es um sehr viel Geld geht, werden die Anbieter nicht von heute auf morgen auf die lukrativen Kickbacks verzichten. Im Moment sind sich noch nicht alle Interessenparteien einig, für welche Kickback-Zahlungen der von Ihnen angesprochene Bundesgerichtsentscheid Gültigkeit hat. Weitere Gerichtsurteile werden diese Frage klären.
«Viele Privatanleger stellen sich die Kostenfrage nicht oder haben Hemmungen, ihren Vermögensverwalter auf die Kickback-Problematik anzusprechen.»
Florian Schubiger, VermögensPartner AG
Ist eine Vermögensverwaltung ohne Retrozessionen auch nachweislich mit besseren Anlageergebnissen gekoppelt?
In meinen Augen ist diese Frage klar mit Ja zu beantworten. Retrozessionen werden am Schluss immer vom Anleger in Form von höheren Gebühren bezahlt. Langfristig sind Intransparenz und hohe Kosten einer der Hauptgründe, wieso viele Vermögensverwalter und Fondsgesellschaften schlechter als ein Vergleichsindex abschliessen. Viele Privatanleger stellen sich die Kostenfrage nicht oder haben Hemmungen, ihren Vermögensverwalter auf die Kickback-Problematik anzusprechen. Tiefe Gebühren oder ein Geschäftsmodell ohne Retrozessionen erhöhen meiner Meinung nach die Chancen auf nachhaltig gute Anlageergebnisse, sind alleine aber noch kein Garant dafür.
Welches sind Ihre bevorzugten Finanzprodukte?
Transparenz und Kosteneffizienz stehen beim Anlageprozess zuoberst. Im Obligationenbereich setzen wir wenn möglich Direktanlagen oder kostengünstige ETF (Exchange Traded Funds) ein. Im Aktienbereich kommen grösstenteils ETF zum Einsatz. Vereinzelt setzen wir auch aktive Anlagefonds ein. Hedge Funds und strukturierte Produkte erfüllen unsere Anforderungen an Transparenz nicht.
Wie schätzen Sie das gegenwärtige Börsenumfeld ein?
Die Aktienmärkte haben nach einem katastrophalen 2008 in den letzten neun Monaten hohe Renditen erzielt. Was von vielen als Bärenrally bezeichnet wurde, hat sich als wirkliche Erholung bewiesen. Wolkenlos ist der Börsenhimmel auch heute nicht und auf Grund des starken Anstiegs hat das kurzfristige Rückschlagpotenzial zugenommen. Im Grossen und Ganzen schauen wir aber positiv in die Zukunft. Das Thema Inflation wird uns mittelfristig wahrscheinlich verstärkt beschäftigen. Darauf muss man gerade bei Obligationenanlagen ein Auge werfen.
Ihr Unternehmen ist mit zweieinhalb Jahren noch recht jung. Welche Pläne haben Sie im Schweizer Markt?
Wir haben unser Unternehmen mit der Überzeugung gegründet, dass Transparenz in der Finanzberatung und Vermögensverwaltung einem immer grösseren Kundenbedürfnis entspricht. Bis jetzt ist unsere Strategie sehr gut aufgegangen und wir sind seit dem Start trotz der schwierigen Märkte kontinuierlich gewachsen. Weiteres Potenzial besteht in meinen Augen aus vielerlei Gründen. Unsere Stärke liegt aber auch genau darin, dass wir klein, flexibel und kundenorientiert sind. Eine zu schnelle Expansion kommt für uns daher nicht in Frage. Mit dem Gedanken, dass unser Unternehmen immer ein Kleinbetrieb bleiben wird, kann ich gut leben.
Der Gesprächspartner
Florian Schubiger ist Teilhaber bei der in Winterthur ansässigen VermögensPartner AG. Nach der Lehre und einem Förderprogramm bei der UBS arbeitete er im Private Banking. Danach studierte er Betriebsökonomie an der Zürcher Hochschule Winterthur. Nach einem Jahr beim VermögensZentrum in Zürich gründete er anfangs 2007 zusammen mit Damian Gliott die VermögensPartner AG.
Die VermögensPartner AG
Die VermögensPartner AG ist ein Finanzberatungs- und Vermögensverwaltungsunternehmen für Privatpersonen mit Sitz in Winterthur. Sie legt ihren Kunden nicht nur alle erhaltenen Retrozessionen offen, sondern leitet diese ausnahmslos an sie weiter. Durch dieses Beratungskonzept können Kunden nachweisbar neutral beraten werden. Die Informationsportale www.kickbacks.ch und www.123-Pensionierung.ch werden von der VermögensPartner AG betrieben.