EU-Verlauf: Fest – Rohstoffsektor führt den Markt an, Leitzinsentscheide

In London stieg der FTSE 100 0,57 Prozent auf 5.137,93 Zähler. Alcoa als führender US-Aluminiumkonzern kehrte nach drei Verlustquartalen in Folge überraschend wieder in die Gewinnzone zurück. Marktanalyst James Hughes von CMC Markets sieht in der positiven Marktreaktion eine weitere Bestätigung, dass auch Restrukturierungsmassnahmen und Einsparungen resultierende Erholungen honoriert werden. Im weiteren Verlauf stehen die Leitzinsentscheidungen und vor allem die Begleitkommentare der europäischen und britischen Notenbank im Fokus. Hughes zufolge hoffen einige Marktteilnehmer wohl bereits auf Hinweise für eine Beendigung der expansiven Geldpolitik. Experten erwarten jedoch weder dies noch einen Zinsschritt der Europäischen Zentralbank und der Bank of England.


Im Nachklang der guten Zahlen des US-Aluminiumkonzerns setzte sich der Rohstoffsektor mit deutlichen Gewinnen an die Spitze der Branchenindizes. Der Aluminiumpreis reagierte in London entsprechend positiv, der Goldpreis markierte mit einem Sprung über die Marke von 1.050 US-Dollar gar den dritten Tag in Folge ein Rekordhoch. Auch Kupfernotierungen zogen deutlich an und profitierte ebenfalls von der Dollar-Schwäche. Am Aktienmarkt gewannen ArcelorMittal unter den EuroStoxx-Favoriten 4,69 Prozent auf 25,870 Euro. Im «Footsie» gehörte die Indexspitze den Minenwerten, allen voran Vedanta mit plus 3,71 Prozent auf 2.183 Pence.


Auch Finanztitel waren überwiegend weiter gefragt. ING sprangen um 4,72 Prozent auf 12,320 Euro an, Anteile der Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA) verbesserten sich um 1,61 Prozent auf 12,285 Euro. Die Citigroup hob ihr Votum für die BBVA von «Hold» auf «Buy» und stockte das Kursziel von 12 auf 14 Euro auf. Die Bank gehöre mit Santander zu den grössten Finanzinstituten Lateinamerikas, einem Markt, dem Analyst Ronit Gose eine deutliche Erholung zutraut. Gerade Mexiko als bisheriger Grund zur Vorsicht werde im zweiten Halbjahr Brasilien auf den Wachstumspfad folgen und biete Überraschungspotenzial. Santander legten nach einer Kurszielerhöhung um 0,45 Prozent auf 11,110 Euro zu.


Britische Banken zeigten indes Kursschwäche: Aktien der Lloyds Banking Group rutschten um 3,83 Prozent auf 91,99 Pence. Marktteilnehmer verwiesen auf einen Bericht der «Financial Times» (FT), wonach das Finanzinstitut eine Kapitalerhöhung um 15 Milliarden Pfund auslotet. Die britische Finanzaufsicht prüfe entsprechende Pläne, werden mit den Planungen vertraute Personen zitiert. Der britische Staat, der mit 43,5 Prozent an Lloyds beteiligt ist, wolle die neuen Anteile wohl zeichnen und 6,5 Milliarden Pfund an frischem Kapital nachschiessen.


Weitere Umstufungen zeigten ebenfalls Wirkung: So kletterten ABB nach einer frischen Kaufempfehlung der UBS um 3,63 Prozent auf 21,12 Franken, Syngenta zogen nach einem «Overweight»-Votum von JPMorgan um 2,84 Prozent auf 246,20 Franken an. Aktien von L’Oreal blieben dagegen mit plus 0,15 Prozent auf 66,51 Euro hinter der Marktentwicklung zurück. Die Credit Suisse senkte die Kosmetiktitel auf «Underperform» – nach dem Kursanstieg um 40 Prozent seit März seien die Aktien der realen Entwicklung etwas davongelaufen, begründete Analyst Alex Molloy. Sein Kursziel hob der Experte allerdings von 59 auf 65 Euro und damit in etwa auf das aktuelle Niveau.


Unterdurchschnittlich entwickelten sich Aktien aus dem Einzelhandelssektor, Telekom sowie Öl- und Gas. So verloren Repsol-YPF als einer von drei Verlierern am EuroStoxx-Ende 0,90 Prozent auf 18,255 Euro, Carrefour büssten 0,76 Prozent auf 30,665 Euro ein. (awp/mc/ps/16) 

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