Deutsche Bank drückt bei Sal. Oppenheim aufs Tempo
Eigentlich hatte sich der heimische Branchenprimus zunächst mit weniger als 50 Prozent bei Sal. Oppenheim einkaufen und erst später aufstocken wollen, jetzt wird jedoch laut mehrerer mit der Sache vertrauten Personen über eine Beteiligung von bis zu 75 Prozent verhandelt. Auch mehrere Zeitungen hatten über das Ansinnen berichtet.
Vertrag bis Mitte Oktober unterschriftsreif
Bis Mitte Oktober soll der Vertrag unterschriftsreif sein, die Buchprüfung hatte die Deutsche Bank bereits im vergangenen Monat abgeschlossen und sich zuversichtlich für einen Abschluss gezeigt. Zu den neuen Informationen wollten sich weder Sal. Oppenheim noch die Deutsche Bank äussern. Dreh- und Angelpunkt der Verhandlungen dürfte der Preis sein. Er wird in der Branche auf um die 1,6 Milliarden Euro taxiert, je nachdem wie hoch die Beteiligung letztlich ausfällt. Dass die Deutsche Bank schlussendlich die Komplettübernahme anstrebt, gilt als offenes Geheimnis.
Käufer für Investmentbanking gesucht
Die Frankfurter haben es auf die Vermögensverwaltung des Traditionshauses mit Kölner Wurzeln abgesehen, um das eigene Geschäft mit reichen Privatkunden anzukurbeln. Sal. Oppenheim gilt hier als eine der feinsten Adressen. Kein Interesse hat die Deutsche Bank dagegen am zweiten Standbein Investmentbanking, ist sie hier doch selbst stark. Derzeit läuft die Suche nach einem Käufer für die Sparte. «Der wahrscheinlichste Kandidat ist Macquarie», sagte eine mit der Sache vertraute Person. Dass der Verkauf an die Australier jedoch noch vor dem Einstieg der Deutschen Bank gelingt, ist nicht zu erwarten.
Noch keine Gespräche mit Barclays
Die italienische Mediobanca war zwischenzeitlich als Käufer ausgeschieden. Die Mailänder hatten auch nur einen Teil des Investmentbankings übernehmen wollen. Eine weitere Interessenbekundung liegt Sal. Oppenheim laut Kreisen von der britischen Barclays vor. «Gespräche hat es mit Barclays noch keine gegeben», hiess es jedoch. Diese kämen auch erst in Frage, wenn die Verhandlungen mit Macquarie scheitern sollten. Das «Handelsblatt» hatte indes berichtet, die Briten hätten das Interesse bereits wieder verloren.
Deutsche Bank gab Kredit
Fehlspekulationen unter anderem beim Handels- und Touristikkonzern Arcandor gepaart mit Belastungen durch die Finanzkrise hatten Sal. Oppenheim in die Verlustzone getrieben. Die Gesellschafter mussten mehrfach Kapital zuschiessen. Zu grossen Teilen haben sie sich das Geld von der Deutschen Bank geliehen, was in der Branche als eindeutigen Beleg für die Übernahmeambitionen der Frankfurter gesehen wird. Laut Kreisen stehen die Sal.-Oppenheim-Gesellschafter mittlerweile mit 650 Millionen Euro bei der Deutschen Bank in der Kreide. Diese Summe dürfte auf den Kaufpreis angerechnet werden. (awp/mc/ps/22)