Tessiner Banken bangen um italienische Kundengelder
Lega-Grossrat Lorenzo Quadri, Mitglied von Luganos Stadtregierung, malt ein noch düstereres Bild: Er rechnet mit einem Abfluss von bis zu 50 Prozent italienischer Kundengelder. Ob sich die Tessiner Regierung bewusst sei, welche Konsequenzen dies für die Steuereinnahmen und die Arbeitsplätze auf dem Tessiner Finanzplatz habe, will Quadri in einer am Freitag eingereichten parlamentarischen Anfrage von der Kantonsregierung wissen.
Banken geben sich gelassen
Bei den Banken gibt man sich offiziell gelassen. Die UBS sei gut auf die Steueramnestie vorbereitet, sagte Franco Morra, der CEO von UBS Schweiz, am Freitag in einem Interview mit dem «Corriere del Ticino». Die Bank hofft, den erwarteten Abfluss von italienischen Geldern aus der Schweiz mit ihren neun Filialen in Italien wieder auffangen zu können. Laut Morra hat die UBS ihre Aktivitäten für vermögende Kunden in Italien ausgebaut.
Regierung in Rom hofft auf Rückflüsse von 4,5 Mrd Euro
Die Regierung Berlusconi rechnet damit, dass durch die Steueramnestie 4,5 Mrd EUR auf die Apenninen-Halbinsel zurückfliessen werden. Der Grossteil des italienischen Schwarzgeldes liegt laut Schätzungen in der Schweiz. Die Frist für die Amnestie läuft bis am 15. April 2010. Als Sanktion wird eine Abfindungssteuer in der Höhe von fünf Prozent erhoben. Die Amnestie gilt auch für Personen und Unternehmen, die sich einer Bilanzfälschung schuldig gemacht haben.
Berlusconi «Mafioso» gescholten
Ministerpräsident Silvio Berlusconi, gegen den Verfahren wegen Steuerbetrugs und Bilanzfälschung laufen, wurde am Freitag im Parlament von einem Oppositionspolitiker als «Mafioso» beschimpft. Ein Anführer der Gewerkschaft CGIL wiederum bezeichnete das Dekret als «Beleidigung für alle ehrlichen Steuerzahler». Die Opposition hat es sich indes selbst zuzuschreiben, dass die Vorlage im Parlament durchgewunken wurde. Hätten nicht Dutzende ihrer Vertreter die Abstimmung geschwänzt, dann wäre das Votum vermutlich anders ausgefallen, wie der «Corriere della Sera» auf seiner Homepage schreibt. (awp/mc/ps/16)