EU-Verlauf: Uneinheitlich – Euro-Erholung hilft Börsen teils ins Plus

«Der Dollar ist derzeit ein ganz wichtiger Faktor für die Aktienmärkte – die Erholung des Euro zum Dollar nach der Korrektur der Vortage dürfte somit entscheidend für die freundliche Tendenz an den Börsen sein», sagte David Buik, Marktanalyst bei BGC Partners in London. In den vergangenen Tagen hatte sich der Dollar stabilisiert und das habe Gewinnmitnahmen an Europas Börsen ausgelöst. Ohnehin gebe es derzeit nur wenige attraktive Anlagealternativen zu Aktien. Ben Potter, Analyst bei IG Markets in London, sieht unterdessen auch keine entscheidend neuen Impulse für die Börsen. Am Nachmittag könnten US-Daten wie das Verbrauchervertrauen der Uni Michigan und der Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter die Märkte nochmal in Bewegung bringen.


Übernahmepläne und die Spekulationen um mögliche Zukauf-Transaktionen rückten unterdessen wieder in den Fokus und bewegten einzelne Wert teilweise heftig. So zählten Mobistar mit plus 5,51 Prozent auf 48,705 Euro zu den stärksten grossen Werte in Europa. Händlern zufolge setzen einige Börsianer darauf, dass die France Telecom die restlichen Anteile an dem belgischen Mobilfunkunternehmen kaufen könnte. Der französische Telekomkonzern halte schon die Mehrheit an Mobistar. France Telecom-Aktien standen 1,74 Prozent höher bei 18,45 Euro. Unilever sackten dagegen nach Expansionsplänen in Amsterdam um 0,62 Prozent auf 19,17 Euro ab. Das niederländisch-britische Konsumgüterunternehmen will das Körperpflegegeschäft von Sara Lee für 1,275 Milliarden Euro in bar kaufen.


Banken kletterten als Taktgeber für die Aktienmärkte nach anfänglichen Verlusten ins Plus und das hellte laut Händlern die Stimmung deutlich auf. Zunächst hatten schwache Vorgaben für den Finanzwerte-Sektor aus den USA und am Morgen auch aus Tokio auf die Bankaktien gedrückt. Nomura hatte in Japan eine umfangreiche Kapitalerhöhung angekündigt und schickte die Aktie damit auf Talfahrt. Ein Händler sagte die Nomura-Nachricht sei am Morgen überbewertet worden, da die Kapitalerhöhung bereits am Donnerstagvormittag bekannt geworden und eingepreist sei. Unicredit kletterten mit plus 1,78 Prozent auf 2,570 Euro an den zweiten Platz im EuroSTOXX, Credit Agricole legten 1,65 Prozent auf 14,175 Euro zu. In London gewannen HSBC 1,09 Prozent auf 711,10 Pence, während Lloyds Banking mit 2,29 Prozent auf 104,60 Pence im Minus blieben.


Julius Bär rutschten in Zürich um 5,34 Prozent auf 52,50 Franken ab. Die Aktien bleiben nach dem Börsengang der US-Asset-Management-Tochter Artio Global Investors wegen eines Berichts über die eigene Geschäftsentwicklung und die der GAM Holding im Fokus. Die Bank sei gut positioniert, um von der laufenden Konsolidierung der Branche zu profitieren, hiess es. Wachsen will Julius Bär sowohl über einen stetigen Zufluss an neuen Geldern, der fortgesetzten Anstellung von erfahrenen Kundenberatern sowie auch über ausgewählte Akquisitionen. Die Schweizer halten an ihrem Zeitplan für die geplante Aufspaltung in Private Banking (Privatkundengeschäft) und Asset Management (Vermögensverwaltung) zum 30. September fest.


Analystenstimmen bewegten ebenfalls Einzelwerte: Während L’Oreal mit plus 1,08 Prozent auf 67,30 Euro zu den Favoriten im EuroStoxx zählten, gehörten Vallourec nach einer Abstufung durch Merrill Lynch mit minus 3,45 Prozent auf 116,10 Euro zu den schwächsten grossen Werte in Europa. Die Deutsche Bank hob L’Oreal in einer Branchenstudie von «Sell» auf «Neutral». Ein begrenztes, aber deutliches Wachstum der wichtigen Märkte in den Industriestaaten könnte zu positiven Margen-Überraschungen bei dem französischen Hersteller von Haushaltswaren und Körperpflegemitteln führen. Die Anteile am Stahlhersteller Vallourec haben dagegen nach Ansicht von Merrill-Lynch-Analyst David Redtern nach der jüngsten Rally nur noch wenig Potenzial für Kursgewinne und zudem sei die Aktie nun hoch bewertet. (awp/mc/ps/17)

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